Schlägt der VfB auch den dritten Abstiegskandidaten in Folge und feiert seinen fünften Sieg in Serie? Oder stellt uns der Drittletzte ein Bein? Vor dem morgigen Heimspiel sprachen wir mit Köln-Fan Lukas über die Lage beim FC.
Rund um den Brustring: Hallo Lukas und danke, dass Du dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Der FC ist mit einer Niederlage gegen Dortmund ins Jahr gestartet, hat sich vor Niederlage gegen Bremen vergangenes Wochenende aber immerhin mit fünf Punkten aus drei Spielen etwas stabilisiert. Wie bewertest Du bisher die Arbeit von Timo Schultz, der zu Jahresbeginn Steffen Baumgart ersetzte?
Lukas: Grundsätzlich merkt man deutlich, dass die ersten Wochen sehr stark darauf verwendet wurden, die Defensive zu stabilisieren. Es wurde auch explizit geäußert, dass man nicht mehr darauf angewiesen sein darf, immer mindestens zwei Tore schießen zu müssen, um ein Spiel zu gewinnen. Das funktioniert bislang auch ziemlich gut. Schließlich gab es nach dem Dortmund-Spiel gegen Wolfsburg, Frankfurt, Hoffenheim und Bremen zusammengenommen nur drei Gegentreffer. Stabilisiert ist also genau das richtige Wort.
Wie lässt er denn die Mannschaft spielen?
Die defensivere Grundhaltung bedeutet insgesamt keinen Mauer-Fußball. Und doch merkt man im Vergleich zu Baumgart deutlich, dass sehr häufig nach Ballverlust erstmal wieder Kompaktheit gesucht wird, anstatt sofort ins Gegenpressing zu stürmen.
Aktuell steht der FC auf dem Relegationsplatz mit einem Punkt Vorsprung auf Mainz und bereits sechs Zählern Rückstand auf Erzrivale Mönchengladbach. Wo siehst du den Verein am Saisonende und was würde eine Relegation gegen den HSV unter Baumgart bei dir auslösen?
Wenn man ehrlich ist, muss man mit der Relegation zu diesem Zeitpunkt der Saison zufrieden sein. Dass man darin sogar Schwung für das internationale Geschäft sammeln kann, musss ich hier ja niemandem erklären 😉 Wenn es dann gegen Baumgart geht, wäre das natürlich kurios. Andererseits zeigt es die Absurdität des modernen Fußballs vielleicht sogar ganz gut.
Generell scheint es ja um den FC nicht besonders gut zu stehen aktuell, was häufig auch unserem aktuellen Vorstandsvorsitzenden angelastet wird. Was würde ein Abstieg für den Club bedeuten?
Der Verein hat unter Alex Wehrle sehr viele Zukunftseinnahmen bereits ausgegeben, aktuell hat es Christian Keller aber geschafft, eine Gesundung einzuleiten. Natürlich liegt es auch daran, dass die sportliche Entwicklung in die Abstiegsregion geführt hat. Immerhin wäre man bei einem Abstieg aber wohl wieder handlungsfähig. Das hätte 2021 ganz anders ausgesehen.
Zurück in die Gegenwart: Köln hat von allen Bundesligisten die wenigsten Tore geschossen, fünf der 15 Treffer entfallen allein auf Davie Selke, der zuletzt ebenso verletzt ausfiel wie Luca Waldschmidt, der immerhin zwei Treffer zur Gesamtbilanz beisteuerte. Wegen der Transfersperre konnte man im Winter auch nicht von extern nachlegen. Wie dramatisch ist die Situation offensiv und welche Rolle spielen Nachwuchskräfte wie Jan Thielmann, Max Finkgräfe oder der vom VfB umworbene Justin Diehl dabei?
In der Offensive drückt der Schuh. Mit dem langzeitverletzten Uth und Waldschmidt fallen die beiden besten Fußballer der Mannschaft aus, deshalb wurde auch so lange der ähnlich versierte Kainz auf der Zehn probiert.. All das nützt aber ohne Abnehmer vorne nichts. So ist es aus der Not heraus eher ein System ohne Zielspieler geworden, in dem Thielmann vorne mit seiner Dynamik eingesetzt werden soll. Das passt zum oben beschrieben Ansatz des Umschalt-Fußballs. Diehl scheint sich so als Joker für die Startelf zu empfehlen, glänzt aber bisher auch eher durch Eigensinnigkeit. Wirklich große Sorgen muss sich eine gegnerische Defensive aber auch so nicht machen.
Wo siehst du sonst Stärken und Schwächen bei der Mannschaft derzeit? Dein Tipp für Eure Startelf und das Ergebnis?
Die Stärke könnte man darin sehen, dass alle füreinander da sind und die Zeichen der Zeit erkannt haben. Es ist eine Frage der Qualität und nicht der Einstellung, weswegen es auch einen Zusammenschluss mit den aktiven Fans gibt. Trotzdem wird es natürlich schwer bei einem Champions-League-Aspiranten. Sollte der VfB in Führung gehen, gibt es darauf wohl mal wieder keine Antwort. Geschieht das nicht, darf man aus Kölner Sicht auf einen Punkt oder ein glückliches Tor hoffen, was aber auch erstmal verteidigt werden muss. Mit einem 1:1 müsste man wohl gut leben können.
Startelf: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Finkgräfe – Martel, Huseinbasic – Maina, Kainz, Ljubicic — Thielmann
Titelbild: © Leon Kuegeler/Getty Images