Rund um das Spiel in Sandhausen

Am Sonn­tag erwar­tet den VfB das nächs­te Spiel gegen einen Ver­ein aus Baden, auch wenn es kein Der­by ist. Vor dem Aus­wärts­spiel in Sand­hau­sen spra­chen wir mit Jörg vom SVS-Fan­zine Der Liga­zwerg.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Jörg und vie­len Dank, dass Du Dir Zeit für unse­re Fra­gen nimmst. Erzähl doch mal, wie Du Sand­hau­sen-Fan gewor­den bist und wie Euer Fan­zine “Der Liga­zwerg” ent­stan­den ist.

Jörg: Hal­lo Lenn­art! Aber ger­ne doch! Fuß­ball hat mich eigent­lich seit frühs­ter Kind­heit inter­es­siert, da lag aber eher die 1. Bun­des­li­ga im Fokus. Ich stam­me eigent­lich aus dem Oden­wald (böse Zun­gen nen­nen es Badisch-Sibi­ri­en), ent­spre­chend waren Sta­di­on­be­su­che sehr sel­ten, Fuß­ball fand im Fern­se­hen statt. Durch mein Stu­di­um in Hei­del­berg bin ich dann in die Regi­on gelangt und bin so in Kon­takt mit dem SVS gekom­men. Gegen Ende der Dritt­li­ga­zeit hat sich das dann schritt­wei­se gestei­gert, eins kam irgend­wie zum ande­ren. Aus gele­gent­li­chen Sta­di­on­be­su­chen wur­den regel­mä­ßi­ge, es ent­stan­den die ers­ten Bekannt­schaf­ten, Freund­schaf­ten, der ers­te Schal wur­de gekauft und schließ­lich war’s dann die Dau­er­kar­te und die kom­plet­te schwarz-wei­ße Mon­tur. Der Auf­stieg in die 2. Bun­des­li­ga tat sein übri­ges, auf ein­mal war man mit­ten­drin im “ech­ten, gro­ßen” Fuß­ball, unglaub­lich. Mitt­ler­wei­le woh­ne ich auch in Sand­hau­sen — man kann wirk­lich sagen, der SVS hat mich irgend­wie hier behal­ten.

Unser Fan­zine “Der Liga­zwerg” ist dann durch Bekannt­schaf­ten im SVS-Fan­fo­rum ent­stan­den. Die Fan­ge­mein­de ist ja recht klein und über­schau­bar, da lernt man sich recht schnell ken­nen und merkt, wer so ähn­lich tickt wie man selbst. Und so fan­den sich schließ­lich ein paar Leu­te zusam­men, jeder warf sei­ne Ideen in einen Topf und beim Umrüh­ren merk­ten wir, dass wir uns toll ergän­zen und da was Gutes ent­ste­hen könn­te. Unser Ziel war es, unse­re Fan­sze­ne im Bereich Krea­ti­vi­tät und Kom­mu­ni­ka­ti­on zu berei­chern und unse­ren klei­nen SVS auch über­re­gio­nal ein wenig bekann­ter zu machen. Zudem fan­den wir, dass es sowohl für den Ver­ein wie auch die Fan­sze­ne gewinn­brin­gend sein könn­te, man­che Din­ge auch mal öffent­lich etwas kri­ti­scher zu beleuch­ten. Die Pres­se­land­schaft hier in der Regi­on ist nicht gera­de viel­fäl­tig und berich­tet im Regel­fall rela­tiv zahm. Etwas zwer­gi­scher Biss schien uns da ange­mes­sen. Anfangs beäug­te uns der Ver­ein auch recht kri­tisch, aber mit dem Erfolg unse­rer ers­ten Aus­ga­ben leg­te sich das glück­li­cher­wei­se. Selbst­ver­ständ­lich sind wir Fans des SVS und stre­ben da ein gutes Ver­hält­nis an, aber wir legen gro­ßen Wert auf unse­re Unab­hän­gig­keit, um auch mal den Fin­ger in man­che Wun­de legen zu kön­nen. Hof­be­richt­erstat­ter sind wir sicher nicht und wol­len wir auch nicht sein.
Mitt­ler­wei­le sind wir zu acht, und unser Fan­zine erscheint zwei­mal pro Sai­son in einer Auf­la­ge von 500. Das mag für ver­gleich­ba­re Fan­zines ande­rer Ver­ei­ne nicht so hoch erschei­nen, für Sand­hau­sen ist das aber eine ganz gute Reich­wei­te. Außer­dem haben wir mitt­ler­wei­le vie­le Kon­tak­te zu ande­ren Fan­zines auf­ge­baut — man kennt sich, man tauscht sich aus, man nimmt uns wahr. Und das kommt letzt­lich auch dem SV Sand­hau­sen zu gute.

Euer Name ist ja durch­aus Pro­gramm, denn einer­seits ist Sand­hau­sen mitt­ler­wei­le so wie frü­her Meppen der Inbe­griff der zwei­ten Liga, ande­rer­seits fra­gen sich wahr­schein­lich vie­le, wie sich ein Ver­ein mit 900 Mit­glie­dern aus einem 15.000-Einwohner-Ort im mitt­ler­wei­le ach­ten Jahr in Fol­ge in der zwei­ten Liga behaup­tet. Wie lau­tet die Ant­wort?

Um ehr­lich zu sein: Das fra­gen wir uns selbst auch immer noch. Schon der Auf­stieg damals glich einem Fuß­ball­wun­der, und der Traum schien nach einer ziem­lich mie­sen ers­ten Zweit­li­ga­sai­son auch schnell wie­der aus­ge­träumt zu sein. Nur der Lizenz­ent­zug von Duis­burg ret­te­te uns ja vor dem direk­ten Wie­der­ab­stieg. In allen dar­auf­fol­gen­den Jah­ren jedoch konn­ten wir uns jedoch aus eige­ner Kraft behaup­ten, obwohl wir immer wie­der als Abstiegs­kan­di­dat Nr. 1 gehan­delt wur­den. Und selbst in der ver­gan­ge­nen “ver­flix­ten” sieb­ten Sai­son sind wir dem Abstiegs­ge­spenst am aller­letz­ten Spiel­tag wie­der von der Schip­pe gesprun­gen.

Der Grund, dass wir uns in der 2. Liga hal­ten kön­nen, ist genau der, den man­che Exter­ne als Stör­fak­tor im Pro­fi­fuß­ball emp­fin­den, näm­lich unse­rer Klein­heit und Dörf­lich­keit. In Sand­hau­sen kann man ohne gro­ßen Medi­en­zir­kus und ohne über­spann­ten Faner­war­tun­gen ruhig und kon­zen­triert arbei­ten, das ist ein enor­mer Vor­teil. Zum zwei­ten ist da natür­lich der Prä­si­dent, Jür­gen Mach­mei­er, der im Ort wie im Ver­ein tief ver­wur­zelt ist und der den SVS wirk­lich lebt. Er führt den Ver­ein mit ruhi­ger Hand ver­folgt einen Kurs, der einer­seits unse­rer Klein­heit gerecht wird, bei dem wir uns aber nicht klei­ner machen als nötig. Die inter­nen Ver­eins­struk­tu­ren sind über vie­le Jah­re gewach­sen, die per­so­nel­len Netz­wer­ke der Ver­ant­wort­li­chen von Sta­bi­li­tät und Kon­ti­nui­tät geprägt. Die Ver­eins­füh­rung kennt sich gegen­sei­tig schon seit Ewig­kei­ten und man weiß, was man anein­an­der hat. Manch­mal ist die­ser Umstand aber auch Segen und Fluch zugleich, denn sol­che Struk­tu­ren kön­nen dann pro­ble­ma­tisch wer­den, wenn mal Fle­xi­bi­li­tät gefragt ist. Mit Neue­run­gen, Trans­pa­renz und unkon­ven­tio­nel­len Ideen tut sich der SVS manch­mal schwer. Klar ist dabei: Wir sind jede Sai­son aufs Neue gezwun­gen, aus rela­tiv wenig wie­der viel zu machen. Und bis­lang ist uns das zum Glück ganz gut gelun­gen.

Bis­her konn­tet ihr in der zwei­ten Liga noch kei­ne Sai­son auf einem ein­stel­li­gen Tabel­len­platz abschlie­ßen. Der­zeit steht Ihr auf Platz 9. Wie zufrie­den bist Du mit der bis­he­ri­gen Hin­run­de und wo siehst Du den SVS am Sai­son­ende?

Klar wäre es schön, am Sai­son­ende einen ein­stel­li­gen Tabel­len­platz zu errei­chen. Aber es geht wie­der eng zu, und so tip­pe ich mal, dass wir auf einem guten 12. Rang lan­den wer­den. Aller­dings hielt die bis­he­ri­ge Sai­son schon so eini­ges für uns bereit. Für unse­re Ver­hält­nis­se haben wir ja einen gera­de­zu furio­sen Start hin­ge­legt, die Mann­schaft zeig­te anseh­li­chen wie erfolg­rei­chen Fuß­ball, und­zwi­schen­zeit­lich schnup­per­ten sogar mal an den Auf­stiegs­rän­gen. Aber kei­ne Sor­ge, die Boden­haf­tung hat da bei uns nie­mand ver­lo­ren. Umso wich­ti­ger, denn qua­si schlag­ar­tig war’s dann auch wie­der vor­bei mit der Herr­lich­keit, und wir kul­ler­ten nach und nach in Rich­tung Tabel­len­kel­ler. Selbst der Stuhl des Trai­ners fing, glaubt man Gerüch­ten, schon so lang­sam an zu wackeln. Glück­li­cher­wei­se haben wir uns in den letz­ten Wochen wie­der gefan­gen, die Mann­schaft wirkt wie­der deut­lich siche­rer und belohn­te sich wie­der öfter für ihren Ein­satz — denn dar­an man­gel­te es nie. Übri­gens war der Beginn unse­rer Durst­stre­cke genau der Abgang von Phil­ipp Förs­ter. Da stell­te sich dann schon die Fra­ge, ob es eine gute Idee war, ihn gehen zu las­sen.

Im Som­mer gab es in Eurem Kader ein gro­ßes Kom­men und Gehen, 12 Neu­zu­gän­ge ste­hen 16 Abgän­gen gegen­über. Wie zufrie­den bist Du mit den som­mer­li­chen Trans­fers und wo siehst Du in der Win­ter­pau­se Hand­lungs­be­darf?

Das ist ja der ers­te Kader, für den Trai­ner Uwe Koschi­nat ver­ant­wort­lich zeich­ne­te, natür­lich zusam­men mit dem sport­li­chen Lei­ter Mikay­il Kaba­ca, der das lang­jäh­ri­ge “Mas­ter­mind” Otmar Schork beerbt hat­te. Man merk­te den Trans­fers schon an, dass da eine beson­de­re, etwas fri­sche­re Hand­schrift dahin­ter war. Zum einen sah man Rück­grif­fe auf Spie­ler, mit denen die bei­den in der Ver­gan­gen­heit schon zu tun hat­ten, zum ande­ren leg­te man gro­ßen Wert dar­auf, den Kader sehr aus­ge­gli­chen zu ver­stär­ken. Zudem set­ze man auch eini­ge Aus­ru­fe­zei­chen. Einen Phil­ip “Tor­pe­do” Türpitz oder einen Mario Engels hät­te sicher auch manch ande­rer Ver­ein ger­ne genom­men. Und auch die Rück­kehr von Aziz Bou­had­douz hat nach klei­ne­ren Anlauf­schwie­rig­kei­ten erfreu­lich gut funk­tio­niert — schließ­lich muss­ten wir ja den Abgang von unse­rem erfolg­rei­chen Sturm­duo Andrew Woo­ten und Fabi­an Schleu­se­ner ver­kraf­ten. Tja, und dann ist da eben noch der spä­te Abgang von Phil­ipp Förs­ter, der schon ein arges Loch in unser Mit­tel­feld geris­sen hat — auch wenn es ein sicher­lich gut bezahl­tes Loch war. Hier haben wir lan­ge her­um­ex­pe­ri­men­tie­ren müs­sen und hat­ten wirk­lich Pro­ble­me, eine Lösung zu fin­den — Pip­po war da für uns schon ein ech­ter Unter­schieds­spie­ler — einer­seits mit sehr viel tak­ti­scher Klas­se nach vorn, ande­rer­seits sich aber auch nicht zu scha­de, um nach hin­ten zu arbei­ten. So ganz sind wir da immer noch nicht am Ziel, ihn zu erset­zen. Und doch glau­be ich, dass wir der­zeit kei­ne Groß­bau­stel­le offen haben, die für die Win­ter­pau­se aku­ten Hand­lungs­be­darf aus­löst, da kön­nen wir uns durch­aus glück­lich schät­zen. Das beweist aber auch, wie gut das Team Koschi­nat-Kaba­ca im Som­mer geplant und gear­bei­tet hat. Ob sich den­noch was tut? Mal schau­en, ich bin sicher, dass man hier die Augen offen hält.

Trifft am Sonntag auf alte Kollegen: Philipp Förster. © Getty/Bongarts
Trifft am Sonn­tag auf alte Kol­le­gen: Phil­ipp Förs­ter. © Getty/Bongarts

Kurz vor Tore­schluss wech­sel­te ja Phil­ipp Förs­ter noch zum VfB. Wel­che Aus­wir­kun­gen hat­te sein Abgang auf Eure Mann­schaft? Und meinst Du, er muss sich am Sonn­tag was anhö­ren von der Heim­kur­ve?

Wie schon oben aus­ge­führt, der Abgang von Pip­po Förs­ter schlug bei uns wirk­lich ein wie eine Bom­be und führ­te zu so eini­gen Pro­ble­men. Auch die Tat­sa­che, dass er erst kurz vor die­sem Wech­sel sei­nen Ver­trag bei uns ver­län­gert hat­te, ver­sah die gan­ze Sache schon mit einem klei­nen “Gschmäck­le”. Als es danach dann so gar nicht mehr lief, ging bei eini­gen wirk­lich schon die Angst um, dass uns die­ser Ver­lust noch teu­er zu ste­hen kom­men könn­te, obwohl die Ablö­se­sum­me natür­lich für unse­re Ver­hält­nis­se ein Mei­len­stein war. Zum Glück haben wir und dann ja wie­der sta­bi­li­siert, und der Name Förs­ter fällt nun nicht mehr so oft in Fan­ge­sprä­chen. Klar, der ein oder ande­re in der Fan­kur­ve wird schon sei­nen Unmut äußern und ein paar Pfif­fe wer­den viel­leicht kom­men, aber die gro­ße Mehr­heit der SV-Fans dürf­te das eher gelas­sen sehen. Pip­po hat bei uns gute Arbeit geleis­tet und eine tol­le Ent­wick­lung hin­ge­legt, da haben vie­le Ver­ständ­nis dafür, dass er den nächs­ten Schritt auf der Kar­rie­re­lei­ter gehen woll­te. Dass die­ser Schritt dann so groß aus­ge­fal­len ist, das ist ihm zu gön­nen. Und doch wäre es für uns natür­lich wün­schens­wert, wenn er am Sonn­tag viel­leicht nicht unbe­dingt einen Bom­ben­tag erwischt. Danach darf er dann ger­ne wie­der groß für euch auf­dre­hen.

In Eurem Kader fin­det sich mit Besar Hali­mi auch ein ehe­ma­li­ger VfB-Spie­ler, der in der Sai­son 2013/2014 für unse­re zwei­te Mann­schaft auf­lief. Wie geht es ihm bei Euch?

Besar wur­de ja unmit­tel­bar nach dem Abgang von Förs­ter qua­si in aller­letz­ter Minu­te von Brön­dy IF ver­pflich­tet. Auf dem Tak­tik-Tableau sieht das zwar nach einem 1:1‑Ersatz aus, aber natür­lich sind die bei­den von ihrer Spiel­wei­se ganz ver­schie­de­ne Typen, und auch die kör­per­li­che Prä­senz von Förs­ter hat Besar natür­lich nicht. Zudem konn­te er wäh­rend sei­nen letz­ten Wochen in Däne­mark kei­ne Spiel­pra­xis mehr sam­meln, so dass er erst wie­der in Tritt kom­men und dann Anschluss an unse­re Spiel­wei­se fin­den muss­te. Ich selbst traue ihm eini­ges zu und bin wirk­lich gespannt, wel­che Rol­le er bei uns spie­len wird. So ein klei­ner, wen­di­ger Spie­ler im Mit­tel­feld kann manch­mal beim Geg­ner schon für ordent­lich Alarm sor­gen.

Sollte Förster ersetzen: Ex-VfB II-Spieler Besar Halimi (l.). © Getty/Bongarts
Soll­te Förs­ter erset­zen: Ex-VfB II-Spie­ler Besar Hali­mi (l.). © Getty/Bongarts

Ande­re Namen, die ins Auge fal­len, sind Jes­per Ver­la­at — der Sohn unse­res Libe­ros aus den 90ern — und Den­nis Diek­mei­er, der lan­ge beim HSV spiel­te und jetzt Euer Kapi­tän ist. Wel­che Rol­le spie­len die bei­den in der Mann­schaft?

Jes­sy Ver­la­at ist der Son­nen­schein in unse­rem Team, ein unheim­lich sym­pa­thi­scher und offe­ner Spie­ler, der bei den Fans sehr beliebt ist. Ver­gan­ge­ne Sai­son hat er auch vie­le gute Spie­le abge­lie­fert, auch wenn man ihm natür­lich hier und da ange­merkt hat, dass er noch jung ist und noch mehr Erfah­rung braucht. Zu sei­nem Unglück hat er nun aber mit Zhi­rov und Nau­ber zwei Innen­ver­tei­di­ger vor sich, die für mei­ne Begrif­fe zu den bes­ten der Liga zäh­len und die da hin­ten wirk­lich Top­leis­tun­gen zei­gen. Für Jes­sy tut mir das wirk­lich leid, und man sieht es ihm auch an, wenn die Mann­schaft nach dem Spiel in die Kur­ve kommt — er lei­det wie ein Hund, dass er nicht mehr auf dem Platz ste­hen darf und ich bin da auch etwas besorgt, ob er uns erhal­ten bleibt. Wie gesagt, er ist jung, und um sich ent­wi­ckeln zu kön­nen, muss er spie­len.

Tja, und Den­nis Diek­mei­er ist natür­lich eine Sache für sich. Für vie­le — auch für mich — war sei­ne Ver­pflich­tung vor einem knap­pen Jahr eine gro­ße Über­ra­schung, und irgend­wie auch eine Wun­der­tü­te. Denn bis­lang hat­ten wir mit sog. “Königs­trans­fers” von etwas nam­haf­te­ren Spie­lern nie so rich­tig Glück. Mit Diek­mei­er kam dann natür­lich für unse­re Ver­hält­nis­se ein ech­ter Knal­ler, und nicht weni­ge frag­ten sich, ob das über­haupt passt: Ein so gro­ßer Name, noch dazu mit einem auch in den Medi­en bis­wei­len extro­ver­tier­tem Auf­tre­ten, und das im klei­nen und etwas ver­schla­fe­nen Sand­hau­sen — tja es hat gepasst, und zwar für bei­de Sei­ten. Er hat uns in einer sehr schwie­ri­gen Lage sofort wei­ter­ge­hol­fen, nicht nur durch sei­ne spie­le­ri­sche Qua­li­tät, son­dern auch durch sei­ne Prä­senz auf dem Platz und sei­ne Füh­rungs­qua­li­tä­ten. Nicht umsonst ist er schnell zum Kapi­tän auf­ge­stie­gen, denn er hat die Mann­schaft und die Fans wirk­lich mit­ge­ris­sen. Ohne ihn, da bin ich mir ziem­lich sicher, wären wir abge­stie­gen. Umso schö­ner, dass auch er dann sein Herz für Sand­hau­sen ent­deckt und hier ver­län­gert hat.

Ähn­lich wie der Gast­ge­ber unse­res letz­ten Aus­wärts­spiels habt ihr mit die wenigs­ten Tore geschos­sen, aber auch mit die wenigs­ten kas­siert, jeweils 15. Was sagt das über die Spiel­wei­se, die Trai­ner Uwe Koschi­nat der Mann­schaft mit­gibt und wie bewer­test Du sei­ne Arbeit?

Uwe Koschi­nat ist der kom­mu­ni­ka­tivs­te Trai­ner, den wir seit lan­gem hat­ten. Man merkt ihm an, dass er mit sei­ner rhei­ni­schen Art ger­ne mit Men­schen zu tun hat, das gilt für Fans eben­so wie für Spie­ler. Beim Trai­ning erklärt er nicht nur, was zu tun ist, son­dern auch war­um. Er nimmt sei­ne Spie­ler mit, und das ist gera­de in schwie­ri­gen Situa­tio­nen wich­tig. Gele­gent­lich hört man hier die Mei­nung, dass Koschi­nats Vor­gän­ger, Ken­an Kocak, tak­tisch etwas ver­sier­ter war, Uwe aber kla­re Vor­tei­le im Bereich des mensch­li­chen Mit­ein­an­ders und der Moti­va­ti­on auf­weist. Könn­te schon sein, dass da was dran ist. Bei der Spiel­wei­se muss man natür­lich mit dem arbei­ten, was unser klei­nes Bud­get her­gibt. Vie­le Spie­ler holen wir aus der 3., manch­mal aus der 4. Liga und müs­sen sie schnell an das Niveau der 2. Liga her­an­füh­ren. Für Hur­ra-Fuß­ball bleibt da kein Platz, in ers­ter Linie müs­sen wir hin­ten sta­bil ste­hen, und das klappt sehr gut. Vie­le Exter­ne ver­bin­den dabei den SV Sand­hau­sen immer noch mit häss­li­chen Mau­er­fuß­ball. Das ist aber schon lan­ge nicht mehr der Fall, und auch Uwe Koschi­nat steht für eine spie­le­ri­sche Wei­ter­ent­wick­lung, die schon unter Kocak ein­ge­setzt hat­te.

SVS-Toptorschütze Kevin Behrens beim Torschuss. © Getty/Bongarts
SVS-Top­tor­schüt­ze Kevin Beh­rens beim Tor­schuss. © Getty/Bongarts

Bei einem Blick auf Eure Tor­schüt­zen fällt auf, dass Kevin Beh­rens und Aziz Bou­had­douz für allen elf der 15 Tore ver­ant­wort­lich sind, Beh­rens hat schon sie­ben Mal getrof­fen. Was zeich­net ihn aus und ist die Abhän­gig­keit von sei­nen Toren auch ein Pro­blem?

Naja, auch die­se Medail­le hat zwei Sei­ten. Tref­fen mehr Spie­ler aus ande­ren Mann­schafts­tei­len, so kommt recht schnell der Vor­wurf auf, die Sturm wäre ein Flop. Da freut man sich doch lie­ber dar­über, dass unse­re Stür­mer das tun, wofür wir sie haben.  😉 Aber ernst­haft, auch Kevin hat etwas län­ger gebraucht, bis er wirk­lich bei uns ange­kom­men ist. Zwar war er auch zuvor in Saar­brü­cken ein Tor­jä­ger, aber in Liga 2 sind natür­lich die Räu­me enger, die Abläu­fe schnel­ler, und anfangs sah er nicht immer ganz glück­lich bei sei­nen Aktio­nen aus. Mitt­ler­wei­le merkt man ihm aber an, dass er gut zurecht kommt, was sich in sei­ner Tor­aus­beu­te spie­gelt. Manch­mal hat man bei ihm aber immer noch das Gefühl, dass er in den Situa­tio­nen am bes­ten trifft, in denen er am wenigs­ten Zeit hat. Hat er dage­gen zu viel Zeit, spielt ihm viel­leicht sein eige­ner Kopf den ein oder ande­ren Streich. Aber um kei­ne Zwei­fel auf­kom­men zu las­sen, wir sind natür­lich heil­froh, dass wir Kevin und Aziz da vor­ne haben.

Vor wem müs­sen wir uns am Sams­tag sonst noch in Acht neh­men und was sind die Schwä­chen Eurer Mann­schaft?

Die größ­ten Pro­ble­me haben wir eigent­lich dann, wenn der Geg­ner sich weit zurück­zieht, und wir gezwun­gen sind, selbst das Spiel zu machen. Das sind wir nicht gewöhnt, das liegt uns nicht. Gera­de im Spiel gegen den VfB glau­be ich aber nicht, dass das pas­sie­ren wird. Eure Ambi­tio­nen sind natür­lich ganz ande­re als die uns­ri­gen, und eure Fans wären ver­ständ­li­cher­wei­se nicht begeis­tert, wenn Tim Wal­ter aus­ge­rech­net gegen den klei­nen Dorf­ver­ein eine Defen­siv­tak­tik wäh­len wür­de. Neben dem schon behan­del­ten Sturm­duo gibt es so eini­ge, die durch­aus was rei­ßen kön­nen. Denis Lins­may­er hat schon den einen oder ande­ren Tref­fer aus der zwei­ten Rei­he rein­ge­zim­mert, Leart Paqa­ra­da zau­bert bis­wei­len ganz schö­ne Frei­stoß­to­re her­vor. Auch bei unse­rem (schö­nen) Islän­der Gis­la­son wäre schon lan­ge mal wie­der ein Tor fäl­lig. Und wer weiß, viel­leicht gelingt Den­nis Diek­mei­er ja sein lang­ersehn­tes, aller­ers­tes Tor im Pro­fi­fuß­ball?

Auch dieses Mal werden die VfB-Fans im Hardtwaldstadion in der Übezahl sein. © Getty/Bongarts
Auch die­ses Mal wer­den die VfB-Fans im Hardt­wald­sta­di­on in der Übe­zahl sein. © Getty/Bongarts

Für die VfB-Fans ist es die zwei­te Rei­se ins Hardt­wald­sta­di­on, wahr­schein­lich wer­den wir wie­der in der Über­zahl sein. Ist das häu­fig so und glaubst Du, dass sich das in abseh­ba­rer Zeit ändert?

Man muss kein Pro­phet sein, um vor­aus­zu­sa­gen, dass das Hardt­wald­sta­di­on (das ja spon­so­ren­tech­nisch lei­der auch mitt­ler­wei­le einen Namens­zu­satz ver­passt bekom­men hat) wie­der mehr­heit­lich von Brust­rin­gen bevöl­kert sein wird. Das sind wir ins­be­son­de­re bei grö­ße­ren Geg­nern gewöhnt, aber auch sonst ist eines unse­rer dring­lichs­ten Pro­ble­me die Mobi­li­sie­rung und Ent­wick­lung der schwarz-wei­ßen Fan­ge­mein­de. Wir wach­sen zwar, aber lei­der sehr, sehr lang­sam. Auch die Zahl der Aus­wärts­fah­rer ist immer noch gering. Die Regi­on hat lei­der immer noch nicht genug wahr­ge­nom­men, was hier im klei­nen Sand­hau­sen an gro­ßem Fuß­ball statt­fin­det. Lan­ge Zeit hat der Ver­ein auch den Bereich Wer­bung sträf­lich ver­nach­läs­sigt. Aber die Rah­men­be­din­gun­gen sind auch denk­bar schwie­rig. Hei­del­berg ist lei­der kei­ne Fuß­ball­stadt, und die Mann­hei­mer gehen eben lie­ber zum Wald­hof, zum Eis­ho­ckey oder zum Hand­ball. Und im wei­te­ren Umfeld kon­kur­rie­ren wir mit Hof­fen­heim, Darm­stadt, Frank­furt, Karls­ru­he und Kai­sers­lau­tern um die Gunst der Zuschau­er. Da kann man ein­fach kei­ne Quan­ten­sprün­ge erwar­ten — aber wün­schen wür­de ich es mir schon.

Wel­che The­men beschäf­ti­gen denn die SVS-Fans gera­de so abseits des grü­nen Rasens?

Seit wir in der Liga wie­der bes­ser in die Spur gefun­den haben, ist es — zumin­dest der­zeit — wie­der etwas ruhi­ger gewor­den. Ob das mit vor­weih­nacht­li­cher Besinn­lich­keit zu tun hat? Als Lang­zeit­the­ma ist da sicher die schon ange­spro­che­ne Wei­ter­ent­wick­lung der Fan­sze­ne zu nen­nen, da muss man ein­fach beharr­lich dran arbei­ten, um vor­an zu kom­men. Und auch bei den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren vor Ort gibt es noch vie­les, was man ver­bes­sern könn­te. Unse­re Fan­ge­mein­de ist zwar über­schau­bar, aber es gibt den­noch rela­tiv vie­le klei­ne Fan­clubs, die nur lose oder schlecht mit­ein­an­der ver­netzt sind. Das macht es schwie­rig, Fan­be­lan­ge effek­tiv zu bün­deln. Aber auch in der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Ver­ein und Fans gibt es noch eini­ges zu tun, um bes­ser von­ein­an­der pro­fi­tie­ren zu kön­nen.

Ein wei­te­res The­ma, dass Sand­hau­sen bewegt, ist seit kur­zer Zeit auch der geplan­te Bau von zwei neu­en Trai­nings­plät­zen, die der Ver­ein drin­gend nötig hat. Nach der­zei­ti­gem Pla­nungs­stand müss­ten dafür ca. 2 Hekt­ar Wald wei­chen. Dies wür­de zwar ander­orts wie­der­auf­ge­fors­tet, den­noch hat sich eine Bür­ger­initia­ti­ve gegrün­det, die erbit­tert gegen den Bau kämpft. Die Gemein­de scheint gespal­ten, und teil­wei­se geht es da lei­der sehr häss­lich zu. In Kür­ze soll ein Run­der Tisch statt­fin­den — man darf wirk­lich gespannt sein, wie die­se Sache letzt­lich aus­ge­hen wird.

Für die­je­ni­gen, die am Sonn­tag nicht nur das Sta­di­on von innen sehen wol­len: Hast Du eine Emp­feh­lung für uns, was man in Sand­hau­sen und Umge­bung noch gese­hen haben soll­te?

Wenn man die Aus­geh­mög­lich­kei­ten der Lan­des­haupt­stadt gewöhnt ist, so hat Sand­hau­sen natür­lich ver­gleichs­wei­se wenig zu bie­ten, aber ein bissl was geht da schon: Sowohl in unse­rer Club­gast­stät­te als auch im nahen Restau­rant Bau­er gibt’s vor­züg­li­che Schnit­zel, da kann man auch ohne Pro­ble­me im Gäs­te­tri­kot ein­keh­ren. Ansons­ten ist natür­lich die Hei­del­ber­ger Alt­stadt mit ihren teils tou­ris­ti­schen, teils stu­den­ti­schen Ange­bo­ten immer einen Besuch wert. Auch die Fahrt mit der Berg­bahn hin­auf zum berühm­ten Hei­del­ber­ger Schloss oder noch wei­ter hin­auf zum Königs­stuhl ist durch­aus emp­feh­lens­wert. In Mann­heim wären dann noch das Pla­ne­ta­ri­um und das Tech­no­se­um zu nen­nen.

Abschlie­ßend: Dein Tipp fürs Spiel?

Ich glau­be, dass mein SVS eine gute Figur machen und wird und punk­te­mä­ßig was drin ist. Gegen einen Über­ra­schungs­sieg hät­te ich natür­lich nichts, aber ich tip­pe mal auf ein hoch­ver­dien­tes 1:1.

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