Vor dem nächsten Geisterspiel in Kiel haben wir uns mit Pike vom KSV-Podcast 1912FM über die Situation bei seinem Verein und in seiner Stadt unterhalten.
Rund um den Brustring: Hallo und danke, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Zunächst einmal: Wie geht es Euch, wie habt ihr die letzten Monate überstanden?
Pike: Eigentlich ganz gut. Wir sind alle gesund und munter. Klar, die Zeit ohne Holstein ist etwas nervig aber allgemein hat man die Zeit ja gut überstanden. Das einzige was mich persönlich stört ist das viele Gemecker, da alle Bundestrainer jetzt Virologen geworden sind.
Kommen wir kurz zum Sportlichen: Ihr habt das erste Spiel nach der Corona-Pause in Regensburg 2:2 Unentschieden gespielt. Wie war es für Dich, die KSV wieder spielen zu sehen und mit welchen Gefühlen blickst Du auf die restliche Rückrunde?
Ungewohnt, ich muss sagen das es einen schon irgendwie wieder packt, wenn man die Truppe spielen sieht. Auswärtsspiele hat man ja eh schon hin und wieder am TV gesehen und es fühlte sich nicht komplett fremd an. Anders wird es sein wenn man die Mannschaft dann im Heimstadion nur über den TV verfolgt, da wird es glaube ich das erste mal für mich richtig komisch. Sportlich gesehen war ich eigentlich zufrieden, wir waren über weite Strecken das bessere Team und haben spielerisch stark aufgespielt. Zwei strittige Elfmeterentscheidungen (kein Elfmeter gegen Özcan und dann der gegebene Elfmeter in der Nachspielzeit) heizten das Spiel natürlich auf. Allerdings hätten wir das Spiel einfach mit einem dritten Tor eintüten müssen, da haben wir uns etwas zu doof angestellt.
In vielen Städten zeigen in der Krise ja die Fans ihr ehrenamtliches Engagement und unterstützen Risikogruppen sowie Krankenhauspersonal und andere Menschen, die den Laden am Laufen halten, moralisch und praktisch. Wie sah das in Kiel aus?
Auch in Kiel haben die Fans einen Service aufgezogen, wo für Leute eingekauft wird. Egal ob Risikogruppe oder durch ein systemrelevanten Beruf. Ein paar aufmunternde Spruchbänder wurden auch aufgehangen.
Wie ist denn generell die Lage bei Euch gerade? Welche Einschränkungen habt Ihr noch und wie kommt die Bevölkerung damit klar?
Schleswig-Holstein hat es allgemein ja nicht so schlimm erwischt. Aktuell gibt es nur noch wenige Einschränkungen, die einem im Alltag auffallen. Klar, Maske tragen beim Einkaufen usw., aber das empfinde ich nicht groß als störend beziehungsweise das grenzt einen ja nicht in der “Freiheit” ein. Wenn man jetzt nicht jedes Wochenende ne fette Party feiern will, kommt man gut klar.
Der Profifußball stand in den letzten zwei Monaten stark in der Kritik und ist es immer noch. Wie bewertest Du das Verhalten Deines Vereins in der Krise bisher?
Wie bei so vielen Themen ist Holstein Kiel da eher zurückhaltend. Der Verein nimmt die Situation so wie sie kommt. Der Verein hat sich nirgends groß beschwert aber auch nirgends groß Parolen pro Fußball ausgerufen…allerdings ist mit Steffen Schneekloth ja auch unser Präsident im Präsidium der DFL und Mitglied im DFB-Vorstand.
Ihr steht aktuell mit zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz zur Bundesliga und sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz zur Dritten Liga ein wenig im Niemandsland der Tabelle. Glaubst Du, dass die Saison wirklich bis zum Ende durchgespielt wird und siehst Du die Gefahr, in dieser erneut sehr engen Liga nochmal unten reinzurutschen?
Puh, ob die Saison beendet wird ist wirklich schwer zu sagen. Die DFL wird natürlich alles dafür tun das die Saison beendet wird. Wie es allerdings ausschaut wenn sich ein paar Spieler infizieren, kann niemand sagen. Sportlich wird es glaube ich relativ entspannt für Holstein, noch ein paar Pünktchen einfahren, dann sollte eigentlich nichts mehr anbrennen.
Wirst Du Dir das Spiel zwischen Holstein und dem VfB am Sonntag anschauen, nach der ersten Geisterspielerfahrung am vergangenen Wochenende? Und was tippst Du für den Ausgang?
Ja ich werden mir das Spiel anschauen. Einerseits natürlich für unseren Podcast, aber auch weil ich einfach Holstein Fan bin.
Abschließende Frage: Hat sich Dein Verhältnis zum Profifußball und damit auch zur KSV in den letzten zwei Monaten verändert?
Ich kann jetzt nur für mich persönlich sprechen und muss sagen das es sich nicht verändert hat. Das der Profifußball “verseucht” und verlogen ist, ist nichts neues. Allein das Thema Hopp hat, kurz vor Corona, gut gezeigt worum es “denen da oben” geht. Das Verhältnis zu Holstein ist ebenfalls gleich geblieben, da der Verein sich sehr ruhig und zurückhaltend verhalten hat. Holstein spielt den nötigen Zirkus mit, mehr aber auch nicht.
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