Es geht wieder los! Der VfB schließt die Hinrunde in Mönchengladbach ab und startet gleichzeitig ins Pflichtspieljahr 2024.
Und wer weiß, was das für uns als VfB-Fans bereit hält. Die Vorzeichen waren ja mit dem deutlichen Testspiel-Sieg gegen Fürth und dem erstmaligen Sieg der A‑Junioren beim Junior-Cup in Sindelfingen so vielversprechend wie für den Bundesliga-Betrieb irrelevant. Sebastian Hoeneß sprach auf der gestrigen Pressekonferenz von einer “schwierigen Aufgabe vor der Brust” und das ist einerseits wahr, denn die Gladbacher sind in dieser Bundesliga-Saison ziemlich unberechenbar (dazu gleich mehr) und andererseits keine Neuigkeit, denn fast jedes der bisherigen 16 Hinrundenspiele sowie zwei von drei Pokalspielen waren eine schwierige Aufgabe. Immerhin war die Winterpause kurz genug — der überzeugende Heimsieg gegen Augsburg ist gerade einmal 23 Tage her — dass weder Fans noch Mannschaft wirklich aus dem Rhythmus gekommen sein dürften. Es gibt abgesehen von den personellen Veränderungen wenig Grund für die Brustringträger, von den bisher gezeigten Leistungen abzuweichen und auch die Aussagen von Fabian Wohlgemuth deuten nicht darauf hin, dass die Mannschaft vor hat, bis Mai die Füße hochzulegen, weil der Klassenerhalt schon so gut wie eingetütet ist. Immerhin bis Sonntagabend muss sie immerhin der Konkurrenz beim Punkten oder Punkte verlieren zuschauen, wir werden sehen, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist. Die bereits mehrfach erwähnte Angst vor dem Kipppunkt der Saison bleibt, aber das Vertrauen in die Mannschaft ist über die Feiertage nicht kleiner geworden.
Personalsituation
Der African Cup of Nations und die Asienmeisterschaften starten am Wochenende, was bereits Bekanntes bedeutet: Silas, Serhou Guirassy, Jeong Woo-Yeong und Hiroko Ito fehlen. Außerdem der sich im Teiltraining befindliche Li Egloff und der zuletzt verletzte Niko Nartey. Ansonsten geht der VfB laut Sebastian Hoeneß mit voller Kapelle ins neue Jahr.
Startaufstellung
Die Kombination aus Abstellungen und erfolgreicher Hinrunde führt dazu, dass sich die Mannschaftsaufstellung quasi von selbst ergibt: Mittelstädt ersetzt weiterhin den ja schon im Dezember verletzten Ito, Undav spielt ohne Guirassy vorne und Leweling ersetzt Silas. In der Mitte hätte Enzo Millot sowieso die Nase vor Jeong gehabt. Spannend wird es auf der rechten Seite. Ich würde mit Stenzel starten, der zuletzt einen besseren Eindruck auf mich machte, ich habe allerdings auch kein Training beobachtet. Vagnoman könnte, wenn er gut drauf ist, für etwas mehr offensive Wucht sorgen als der eher defensiv orientierte Stenzel oder der manchmal zu verspielte Leweling.
Statistik
Über die hervorragende Bilanz des VfB in den bisherigen 16 Spielen haben wir ja schon ausführlich an verschiedenen Stellen gesprochen, deswegen lohnt es, sich vor dem 103. Bundesliga-Spiel der beiden Traditionsvereine auf den Gastgeber dieser Partie zu konzentrieren, gegen die wir in den letzten acht Ligapartien nur zwei Mal verloren, aber immerhin vier Mal gewonnen haben, zuletzt in der Schlussphase der Saison 2020/21 nach Toren von Endo und Kalajdzic. Wie schon erwähnt ist der VfL aus Mönchengladbach in dieser Saison unberechenbar. Aktuell stehen sie mit 17 Punkten auf Platz 12, konnten zwei Mal gegen Wolfsburg gewinnen, verloren aber gegen Köln und Anfang Dezember bei Union und warten seitdem auf einen Dreier.
Einerseits hat die Borussia hat nach dem SV Darmstadt 98 mit 35 die zweitmeisten Tore der Liga kassiert, mit 31 geschossenen Toren finden Sie sich gleichzeitig in dieser Statistik im oberen Tabellendrittel wieder. Zur Unberechenbarkeit passt auch, dass sie nach expected goals eine Bilanz von 23:28 Toren hätten — sie treffen und kassieren also gleichermaßen häufiger als erwartet. Dabei hat Moritz Nicolas, der den verletzten Jonas Omlin ersetzt, mit 73 Prozent die drittbeste Fangquote der Liga. Die Schokoladenseite der Borussia ist aber eindeutig die Offensive, auf die der VfB wird aufpassen müssen. Bester Torschütze ist Allassane Plea mit sieben Treffern, aber auch Thomas Cvancara und Rocco Reitz ließen zuletzt mit Toren aufhorchen. Franck Honorat hat zudem bereits acht Tore vorbereitet und ist damit einer der besten Vorlagengeber der Liga. Er hat auch ligaweit die drittmeisten key passes gespielt und die zweitmeisten Flanken in den Strafraum sowie nach Jan-Niklas Beste von Heidenheim die zweitmeisten Eckbälle getreten.
Defensiv sticht vor allem der eben erwähnte Moritz Nicolas heraus, denn ansonsten haben die Gladbacher gegen den Ball so ihre liebe Mühe. Mit 107 hat die Borussia ligaweit die meisten Schüsse zugelassen, und spielten erst ein Mal zu Null, nämlich gegen die bereits erwähnten Wolfsburger. Gladbach lässt auch neben Hoffenheim die meisten Flanken zu. Auch bei der Pressingstatistik “Passes per defensive actions” liegen sie weit hinten, nur Freiburg lässt mehr Pässe in der eigenen Hälfte zu. Gladbach hat zudem nur 64 Prozent seiner Kopfballduelle gewonnen. Maximilian Wöber, der sowohl bei geblockten, als auch bei abgefangenen und geklärten Bällen weit vorne ist in der Liga, fehlt gelb-rot-gesperrt. Apropos: Atakan Karazor steht übrigens aktuell bei vier gelben Karten.
In zwei Statistiken immerhin liegen Gladbach und der VfB nah beisammen: Bei der Zahl der Einwechselspieler bilden sie die Spitze der Liga, bei den begangenen Fouls das untere Ende.
Fazit
Auch wenn ich die Skepsis bis zum Saisonende nicht werde ablegen können, freue ich mich auf diese Rückrunde. Das Stadion wird irgendwann dann endlich fertig werden und bei aller Unsicherheit, die die Planung eines erfolgreichen Kaders mit wichtigen Leihspielern und mit wenig finanziellen Ressourcen mit sich bringt, ist es ein Vorteil, dass Fabian Wohlgemuth mehr Planungssicherheit hat als im letzten Jahr. Bereits im Februar steht in Leverkusen das nächste Highlight-Spiel an und es wäre ein Traum, wenn sich der VfB nicht nur im oberen Tabellendrittel halten könnte, sondern auch im Pokal eine Runde weiter und vielleicht sogar bis ins Finale käme. Vielleicht ist das auch zu viel verlangt, aber wann, wenn nicht nach einer der, ja vielleicht der besten Hinrunde der Vereinsgeschichte, sollte man diese Chance nutzen. Viel wird darauf ankommen, dass die Mannschaft die Effizienz eines Serhou Guirassy besser auffangen kann als in den zwei Spielen, bei denen er im Herbst komplett fehlte. Wie eingangs gesagt, vertraue ich aber darauf, dass die Mannschaft dazu gelernt hat — und uns das Spielglück erhalten bleibt.
Titelbild: © Lars Baron/Getty Images