Rund um das Spiel in Mainz

Gewinnt der VfB zum ers­ten Mal seit 2005 wie­der in Mainz? Über das Spiel und die Situa­ti­on in Rhein­hes­sen haben wir uns mit 05-Fan Feli­ci­tas (@FelicitasBoos) vom Pod­cast Die Hin­ter­hof­sän­ger unter­hal­ten.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Feli­ci­tas und vie­len Dank, dass Du Dir Zeit für unse­re Fra­gen nimmst. Zunächst zu Dir: Wie bist Du Mainz-Fan gewor­den?

Feli­ci­tas: Los ging es mit einer Sta­di­on­kar­te, die in mei­ner Uni-Ersti-Tüte war. Ich bin zwar in Rhein­land-Pfalz auf­ge­wach­sen, aber bei uns ver­lief ein tie­fer Gra­ben zwi­schen den FC- und FCK-Fans. Fuß­ball­be­geis­tert war ich schon immer, sowohl als Spie­le­rin, als auch durch regel­mä­ßi­ge Sta­di­on­be­su­che. Als ich dann das Ticket in der Tüte hat­te, dach­te ich: War­um nicht mal Mainz 05? Und da war es dann auch schon pas­siert. Seit­dem ste­he ich im Main­zer R‑Block.

Du bist Teil des Pod­casts “Die Hin­ter­hof­sän­ger”. Wie ist der ent­stan­den und was hat es mit dem Namen auf sich? 

Der Name ist ganz klar an den bekann­ten Fast­nachtschor der Main­zer Hof­sän­ger ange­lehnt. Bei dem wach­sen­den Anteil an Scheichs, Bul­len, Alu­fel­gen, Pil­len­dre­hern, Plei­te­gei­ern und Leder­ho­sen kann man Fuß­ball und Fast­nacht eh nicht mehr aus­ein­an­der­hal­ten. Die Hin­ter­hof­sän­ger sind eigent­lich nicht nur wir drei, son­dern unse­re R‑Block-Trup­pe. Wir haben wahn­sin­nig viel Spaß, unter­hal­ten immer alle in unse­rer nähe­ren Umge­bung und strei­ten uns regel­mä­ßig über Tak­tik, Spie­ler und Schieds­rich­ter. Vor rund drei Jah­ren kam dann die Idee auf, das Gan­ze in einen Pod­cast zu packen und seit­dem spre­chen wir regel­mä­ßig über Heim- und Aus­wärts­spie­le der 05er, beglei­ten die Hand­bal­le­rin­nen und Tisch­ten­nis­spie­ler, füh­ren Inter­views und haben jetzt zum zwei­ten Mal eine Som­mer­re­por­ta­ge pro­du­ziert, in der wir uns umfas­send einem The­ma wid­men kön­nen.

Die letz­te Sai­son schloss der FSV auf Platz 13 ab, auch die Spiel­zei­ten davor stan­den im Zei­chen des Abstiegs­kampfs. Gleich­zei­tig gehen die 05er in ihre zwölf­te Bun­des­li­ga­sai­son in Fol­ge. Was macht dich zu ver­sicht­lich, dass eine drei­zehn­te Fol­gen wird? 

Der Tabel­len­platz der letz­ten Sai­son täuscht dar­über hin­weg, wie hart die Sai­son für Mainz 05 wirk­lich war. Trai­ner­wech­sel sind in Mainz eher sel­ten und pas­sie­ren sie dann noch wäh­rend der Sai­son, muss schon etwas gewal­tig schief­lau­fen. Klar ist, Mainz muss sich fuß­bal­le­risch wei­ter­ent­wi­ckeln. Nach dem Kick-and-Rush-Fuß­ball unter Mar­tin Schmidt hat sich San­dro Schwarz wie­der auf Ball­be­sitz­ele­men­te wie unter Tho­mas Tuchel beson­nen. In einer Zeit, in der jede spie­le­ri­sche und tak­ti­sche Ent­wick­lung unter der Woche direkt in den Notiz­blö­cken der Scouts und Ana­lys­ten lan­det, muss das eige­ne Spiel schwie­ri­ger aus­zu­rech­nen sein und dafür muss Mainz im eige­nen Ball­be­sitz bes­ser wer­den. In der letz­ten Sai­son kam dann noch dazu, dass das Team schein­bar aus Indi­vi­dua­lis­ten bestand und nicht als Team agier­te. Das will man in die­ser Sai­son bes­ser machen. Außer­dem haben wir, Flo­ri­an Mül­ler noch ein­ge­rech­net, elf Nach­wuchs­spie­ler im Kader. Die Qua­li­tät, die im Main­zer NLZ herrscht, ist einer der Fak­to­ren, die Mainz über 12 Jah­re in der Bun­des­li­ga gehal­ten haben. Die Jungs sind hung­rig und kön­nen mit Sicher­heit einen Unter­schied aus­ma­chen. Es wird kei­ne ein­fa­che Sai­son, aber es ist alles da, um am Ende über dem Strich zu lan­den oder viel­leicht sogar ein biss­chen mehr zu schaf­fen.

Beim Blick auf Eure Som­mer­trans­fers fällt auf, dass Ihr nur drei Neu­zu­gän­ge und eini­ge Abgän­ge zu ver­zeich­nen habt. Sind das die finan­zi­el­len Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Kri­se oder bestand aus Sicht der Ver­ant­wort­li­chen kein Bedarf? Wie zufrie­den bist Du mit der bis­he­ri­gen Trans­fer­po­li­tik? 

Rou­ven Schrö­der sag­te zu Beginn der Trans­fer­pe­ri­ode, man kön­ne mit dem Kader der ver­gan­ge­nen Sai­son auch die neue Spiel­zeit bestrei­ten. Genau danach sieht es aktu­ell aus. Mainz ist nicht nur Aus- son­dern auch Wei­ter­bil­dungs­ver­ein, Abgän­ge sind daher für uns nichts Außer­ge­wöhn­li­ches. Aber Mate­ta konn­te bei­spiels­wei­se nicht in dem Rah­men ver­kauft wer­den, den sich der Ver­ein vor­ge­stellt hat­te, wes­halb er noch unter Ver­trag steht. Ent­spre­chend wur­de sich vor allem durch den eige­nen Nach­wuchs ver­stärkt und nur weni­ge exter­ne Neu­zu­gän­ge ver­pflich­tet. Der Kader hat enor­mes Poten­zi­al, das in der ver­gan­ge­nen Sai­son nicht voll aus­ge­schöpft wer­den konn­te. Daher lässt sich hof­fen, dass 05 mit die­sem Kader eine gute Sai­son bestrei­ten kann.

Philipp Mwene will nach Verletzung wieder durchstarten. Bild: © imago
Phil­ipp Mwe­ne will nach Ver­let­zung wie­der durch­star­ten. Bild: © ima­go

Mit Phil­ipp Mwe­ne steht ein ehe­ma­li­ger VfB-Spie­ler bei Euch im Kader. Wie läuft es für ihn? 

Phil­ipp Mwe­ne ist einer der Gewin­ner des letz­ten Sai­son­end­spurts. Er war lan­ge ver­letzt und kam bock­stark zurück. Aktu­ell hat er aber im Kader direk­te Kon­kur­renz durch Dani­el Bro­sin­ski. Es wird sich zei­gen, ob er sich auf Dau­er gegen ihn durch­set­zen kann.

Zwei ande­re Ex-Brust­ring­trä­ger haben den Ver­ein ver­las­sen, bezie­hungs­wei­se sind auf dem Absprung: Alex Maxim bleibt nach sei­ner Lei­he in der Tür­kei, Adam Sza­lai soll sich einen neu­en Ver­ein suchen. War­um hat es mit den bei­den nicht mehr funk­tio­niert?

Maxim bewies mit sei­nem Fast­nach­stkos­tüm bei der 05er-Fast­nachts­sit­zung Humor. Er kam als Joker. Zum Stamm­spie­ler reich­te es schon unter San­dro Schwarz nicht mehr und auch unter Achim Bei­er­lor­zer wur­de es schwie­rig. Daher war es nur fol­ge­rich­tig, den Ver­ein zu ver­las­sen.

Als im letz­ten Som­mer der Trans­fer von Adam Sza­lai ver­kün­det wur­de, keim­te in Mainz die Hoff­nung auf, dem Bruch­weg­boy einen zwei­ten Früh­ling zu besche­ren. Er mach­te eini­ge Spie­le für 05, schoss auch ein paar Tore, aber es zeig­te sich, dass Adam vor allem eines ist: lang­sam. Dies bestä­tig­te auch Bei­er­lor­zer nach dem Spiel gegen Leip­zig: „Wir haben uns für ande­re Offen­siv­kräf­te ent­schie­den, woll­ten die schnel­len Spie­ler mit­neh­men – ich habe heu­te nicht den Ein­druck gehabt, dass es ein Spiel für Adam gewe­sen wäre“. Am Mon­tag wur­de Sza­lai aus sport­li­chen Grün­den mit sofor­ti­ger Wir­kung frei­ge­stellt. Wel­ches Stan­ding er in der Mann­schaft hat, zeigt der anschlie­ßen­de Streik des Teams, auch wenn es nicht der ein­zi­ge Grund gewe­sen sein wird.

Seine Freistellung war der Aufreger der Woche in Mainz: Ex-VfB-Stürmer Adam Szalai. Bild: © imago
Sei­ne Frei­stel­lung war der Auf­re­ger der Woche in Mainz: Ex-VfB-Stür­mer Adam Sza­lai. Bild: © ima­go

Im DFB-Pokal habt Ihr Euch in Havel­se mit 5:1 durch­ge­setzt, zum Bun­des­li­ga-Auf­takt gab es ein 1:3 in Leip­zig. Wie ist Dein Gefühl kurz nach Sai­son­be­ginn? 

Im DFB-Pokal als Main­zer nicht in der ers­ten Run­de raus­zu­flie­gen, ist schon etwas Beson­de­res. Und ehr­li­cher­wei­se waren wir am Sonn­tag auch froh, nicht erneut eine Klat­sche von Leip­zig zu krie­gen. Mit Paul Nebel und Nikals Tau­er stan­den am Sonn­tag zwei Nach­wuchs­kräf­te auf dem Rasen, die fri­schen Wind in unser Spiel brin­gen kön­nen. Wenn in Mainz die Spiel­freu­de zurück­kehrt, bin ich sehr zuver­sicht­lich, dass wir in die­ser Sai­son sehr viel Spaß am Main­zer Fuß­ball haben wer­den.

Achim Bei­er­lor­zer wur­de im Herbst 2019 05-Trai­ner. Wie zufrie­den bist Du mit ihm und wie lässt er die Mann­schaft spie­len? 

Das pri­mä­re Ziel von Achim Bei­er­lor­zer war es in der ver­gan­ge­nen Sai­son Mainz 05 vor dem Abstieg zu ret­ten. Das ist geschafft. Eine Spiel­idee soll­te sich daher in der kom­men­den Sai­son klar abzeich­nen. Die Lei­he von Flo­ri­an Mül­ler und die Ent­schei­dung für Robin Zent­ner als Num­mer 1 lässt aber den Schluss zu, dass es Achim Bei­er­lor­zer dar­um geht, erst­mal die Mann­schaft als Gefü­ge zu fes­ti­gen, bevor es an die spie­le­ri­sche, tak­ti­sche Wei­ter­ent­wick­lung geht. Will man böse sein, könn­te man behaup­ten, mit der Sus­pen­die­rung Sza­lais hat er das schon mal geschafft. Das in der Rück­run­de Spie­ler wie Dani­el Bro­sin­ski eine bes­se­re tak­ti­sche Betreu­ung for­der­ten und die­ser Vor­wurf schein­bar immer noch im Raum steht, zeigt, dass Bei­er­lor­zer nicht unum­strit­ten ist – bei Mann­schaft und Fans. Wirk­lich jeman­den mit­rei­ßen konn­te er bis­her nicht. Aber: Ich hal­te es da mit der Main­zer Lebens­wei­se: Wie’s kimmt, wird’s gefres­se.

Was sind Stär­ken und Schwä­chen der Main­zer Mann­schaft und vor wem müs­sen wir uns am Sams­tag beson­ders in Acht neh­men? 

Schwä­chen zei­gen die 05er vor allem in der Abwehr und auf der Sechs. Letz­te­res war auch schon in der abge­lau­fe­nen Sai­son ein Pro­blem. Aller­dings zeig­te Boë­ti­us im DFB-Pokal, das er durch­aus eine Alter­na­ti­ve zu den Stamm­spie­lern sein kann. Die Abwehr hat hin und wie­der noch mit Abstim­mungs­schwie­rig­kei­ten zu kämp­fen, die aber auch daher rüh­ren kön­nen, dass Mainz 05 durch Coro­na­fäl­le in der Mann­schaft ca. 200 Test­spiel­mi­nu­ten feh­len. 

Stär­ken hat 05 aktu­ell im Angriff. In der letz­ten Sai­son waren Stür­mer­to­re eine Sel­ten­heit. Umso bes­ser, dass sie in die­ser Sai­son jetzt schon in bei­den Spie­len zu beob­ach­ten waren. Wenn Robin Quai­son einen Sah­n­etag erwischt und Mate­ta mit so wun­der­schö­nen Zucker­päs­sen, wie am Sonn­tag bedient, wird es schwer für unse­re Geg­ner.

Der VfB und der FSV wären eigent­lich in der Sai­son­vor­be­rei­tung auf­ein­an­der getrof­fen, das Spiel fiel dann aber posi­ti­ven Test­ergeb­nis­sen zum Opfer. Wie bewer­tet Du die sechs­wö­chi­ge Test­pha­se, die gera­de läuft, wäh­rend der maxi­mal 20 Pro­zent der Zuschau­er ins Sta­di­on gelas­sen wer­den sol­len? 

Wir haben am Mon­tag mit Micha­el Wel­ling, Direk­tor Mar­ke­ting und Ver­trieb vor Mainz 05 gespro­chen, der bei der Umset­zung des Zuschau­er­kon­zepts feder­füh­rend betei­ligt war. Er sag­te, aus finan­zi­el­ler Sicht loh­ne sich die Zulas­sung von Zuschau­ern aktu­ell über­haupt nicht, aus emo­tio­na­ler Sicht aber schon. Jeder ver­misst den Sta­di­on­be­such. Dass eini­ge jetzt wie­der bei Heim­spie­len ihren Ver­ein anfeu­ern kön­nen, ist sicher­lich posi­tiv, täuscht aber dar­über hin­weg, dass die Coro­na­fall­zah­len aktu­ell wie­der stei­gen. Daher ist abzu­war­ten, wie sich die Lage in den nächs­ten Wochen ent­wi­ckelt. Ich glau­be nicht, dass Uni­on Ber­lin den geplan­ten Test der Voll­be­las­tung in die­sem Jahr durch­füh­ren kann und im Sta­di­on wer­de ich am Sams­tag auch nicht sein.

Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel? 

Mainz 05 ist schon ger­ne und oft Auf­bau­geg­ner für Auf­stei­ger gewe­sen, aber am Sams­tag gewin­nen wir 2:0. 

Titel­bild: © imago/Avanti

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