Rund um das Spiel in Leverkusen

Im drit­ten Spiel der eng­li­schen Woche tritt der VfB am Sams­tag­nach­mit­tag in Lever­ku­sen an. Wir haben uns vor der Par­tie mit Bay­er-Exper­te Dori­an von der Rhei­ni­schen Post unter­hal­ten.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Dori­an und vie­len Dank, dass Du wie­der für unser Inter­view zur Ver­fü­gung stehst. Bay­er und der VfB sind bei­de unter der Woche aus dem Pokal aus­ge­schie­den, wie ist die Stim­mung nach der Nie­der­la­ge bei Rot-Weiss Essen?

Dori­an: Ich wür­de sagen min­des­tens ange­spannt. Das Pokal­fi­na­le war das erklär­te Ziel der Werks­elf und mit dem Aus gegen einen Viert­li­gis­ten hat wohl nie­mand gerech­net. Aller­dings ist das 1:2 auch eine Fort­set­zung eines nega­ti­ven Trends, der nun schon seit dem Jah­res­wech­sel anhält – auch in der Bun­des­li­ga. Die Eupho­rie nach dem star­ken ers­ten Sai­son­drit­tel ist kom­plett ver­flo­gen. Der Druck vor dem Heim­spiel gegen Stutt­gart ist ent­spre­chend hoch. Am Sams­tag gilt: ver­lie­ren ver­bo­ten. Sonst wird es rich­tig unge­müt­lich in Lever­ku­sen.

In der Bun­des­li­ga steht die Mann­schaft aktu­ell auf Platz 5 und ist, wie Du bereits ange­deu­tet hast, mit drei 0:1‑Niederlagen gegen Uni­on, Wolfs­burg und Leip­zig sowie einem 2:1 gegen Dort­mund ins Jahr gestar­tet — alles Mann­schaf­ten, die vor dem jewei­li­gen Spiel in den Top 5 stan­den. Was sagen die­se Spie­le über den Leis­tungs­stand der Bay­er-Elf? 

Natür­lich war der Spiel­plan zuletzt her­aus­for­dernd, aber die Aus­beu­te im Jahr 2021 ist für die ambi­tio­nier­ten Sai­son­zie­le bis­lang ein­fach viel zu gering. Geschäfts­füh­rer Fer­nan­do Car­ro betont immer wie­der, dass er mit einem Zwei-Punk­te-Schnitt kal­ku­liert. Nach 19 Spie­len sind es 32 Punk­te – also nach sei­ner Rech­nung bereits jetzt sechs zu wenig. Auf­fäl­lig ist, dass Lever­ku­sen sei­ne Effek­ti­vi­tät im Tor­ab­schluss ein­ge­büßt hat, die vor ein paar Wochen noch eine her­aus­ra­gen­de Qua­li­tät der Mann­schaft war. Auch das Spiel in Essen war ein Beleg dafür: 27 Tor­schüs­se, fünf Alu­mi­ni­um­tref­fer, aber nur ein Tor. Man kann der Mann­schaft nicht den Wil­len oder die Moti­va­ti­on abspre­chen, aber irgend­was fehlt im Moment, um die Spie­le erfolg­rei­cher zu gestal­ten. Das hat sicher auch etwas mit dem gro­ßen Ver­let­zungs­pech zu tun, aber nicht nur.

Und was ist Dei­ner Mei­nung nach in der Rück­run­de noch drin? 

Das ist schwie­rig ein­zu­schät­zen. Fin­det Bay­er zurück zur Form des ver­gan­ge­nen Jah­res, ist auch wie­der eine Serie denk­bar, die nach­hal­tig in die Top Vier führt. Dafür müs­sen aber schnell Erfolgs­er­leb­nis­se her. Denn Teams wie Frank­furt oder Wolfs­burg mischen neben den übli­chen Ver­däch­ti­gen nun eben­falls im Ren­nen um die Cham­pi­ons-League-Plät­ze mit. Lever­ku­sen muss auf­pas­sen, nicht den Anschluss zu ver­lie­ren und steht an einem kri­ti­schen Punkt in der Sai­son.

Im Janu­ar hat man sich mit Timo­thy Fish-Men­sah  von Man­ches­ter United. Jere­my Frim­pong von Cel­tic und Dema­rai Gray von Lei­ces­ter drei Mal auf der Insel bedient. Wie ist Dei­ne Mei­nung zu den Neu­zu­gän­gen?

Bei den drei Trans­fers wur­de stets die Ent­wick­lungs­fä­hig­keit und die Per­spek­ti­ve der Spie­ler betont, aber im Grun­de müs­sen sie auch wegen der ver­let­zungs­be­dingt dün­nen Per­so­nal­de­cke direkt ablie­fern. Viel Zeit zur Ein­ge­wöh­nung bleibt ihnen nicht. Timo­thy Fosu-Men­sah hat bereits sei­ne ers­ten Ein­sät­ze hin­ter sich und gezeigt, dass er eine Hil­fe sein kann, Jere­mie Frim­pong ist ein “typi­scher” Bay­er-Trans­fer: sehr jung, sehr talen­tiert, sehr schnell und tech­nisch stark. Bei­de sind nomi­nel­le Rechts­ver­tei­di­ger – eine Posi­ti­on, die durch die ver­letz­ten Sant­ia­go Ari­as, Lars Ben­der und Mit­chell Wei­ser zuletzt nicht mehr besetzt war. Inso­fern war es rich­tig, per­so­nell nach­zu­le­gen. Bei Gray ist es ähn­lich. Bay­er brauch­te unbe­dingt noch einen Flü­gel­spie­ler, um Leon Bai­ley und Moussa Dia­by, die im Dau­er­ein­satz sind, zu ent­las­ten. Auch die­ser Trans­fer ergibt also Sinn. Jetzt ist die Fra­ge, wie schnell sich das Trio bei Bay­er akkli­ma­ti­sie­ren kann. Viel­ver­spre­chend sind die Drei alle­mal.

Im Hin­spiel muss­te Patrik Schick rela­tiv früh ver­letzt run­ter, was dem VfB viel­leicht einen Punkt bescher­te. Wie ist die Sai­son bis­her für ihn ver­lau­fen?

Gemes­sen dar­an, dass er als Königs­trans­fer der Sai­son gilt, ist sei­ne Per­for­mance bis­lang durch­wach­sen. Er hat mit klei­ne­ren Bles­su­ren zu kämp­fen und wirkt nicht immer hun­dert­pro­zen­tig fit. Dass er 90 Minu­ten durch­spielt, ist sel­ten. Sei­ne Aktio­nen wirk­ten zuletzt unprä­zi­se und bis­wei­len auch unglück­lich. Er hat sei­nen Rhyth­mus noch nicht wie­der­ge­fun­den. Aller­dings hat er auch schon gezeigt, was ihn ihm steckt. Als es bei Bay­er noch lief, traf er rela­tiv regel­mä­ßig. In den ver­gan­ge­nen Wochen blieb aber auch Schick unter sei­nen Mög­lich­kei­ten – wie die gesam­te Mann­schaft.

Vor wem müs­sen wir uns denn sonst in Acht neh­men am Sams­tag und wo lie­gen der­zeit die Schwä­chen der Bay­er-Elf? 

Dass Lever­ku­sen mit enor­mem Tem­po über die Flü­gel kommt, ist kein Geheim­nis. Bai­ley und Dia­by sind an guten Tagen – wie beim 2:1 gegen Dort­mund – eine über­ra­gen­de “Flü­gel­zan­ge”, die geg­ne­ri­sche Defen­si­ven aus­ein­an­der­neh­men kann. Hin­zu kommt Flo­ri­an Wirtz, der für einen 17-Jäh­ri­gen bereits sehr weit ist und den Unter­schied machen kann. Ins­ge­samt gilt: Lässt man Bay­er Raum zum Spie­len, wird er auch teils spek­ta­ku­lär genutzt. Sind die­se Räu­me aber nicht da und der Geg­ner ist gut orga­ni­siert, dis­zi­pli­niert und grif­fig, tut sich die Offen­si­ve sehr schwer. Wenn der Geg­ner zudem die Schlüs­sel­spie­ler halb­wegs unter Kon­trol­le hat, geht nicht mehr viel.

Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel? 

Ich den­ke, Lever­ku­sen zeigt eine Reak­ti­on auf die Bla­ma­ge im Pokal und gewinnt 2:0.

Titel­bild: © ima­go

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