Zum Abschluss der Hinrunde trifft der VfB zum zweiten Mal in dieser Saison auf den 1. FC Köln. Was sich seit dem Pokalspiel, in dem sich der FC durchsetzte, getan hat, darüber haben wir erneut mit Köln-Fan Lukas (@passwinkel) gesprochen.
Rund um den Brustring: Hallo Lukas und vielen Dank, dass Du Dir erneut Zeit für unsere Fragen nimmst. Wir haben ja vor dem Pokalspiel schon ausführlich über den FC gesprochen, deswegen halten wir es heute etwas kürzer. Blicken wir zunächst mal zurück auf die letzte Begegnung: Hättest Du damit gerechnet, dass ihr Euch in diesem Spiel durchsetzt?
Lukas: Ich bin damals nach Stuttgart gefahren und habe mit einem fürchterlichen Spiel vor kümmerlicher Kulisse gerechnet. Während die Heimkurve sogar ordentlich gefüllt und zumindest zum Start noch ordentlich motiviert auftrat, wurde vor allem der Kick auf dem Rasen meinen Erwartungen gerecht. Aus den letzten Jahren kennt man es als Köln-Fan aber nicht, aus diesen Duellen dann als glücklicher Sieger herauszugehen, sodass mich der Ausgang dann doch etwas überrascht hat.
Seit dem Pokalspiel wechselten sich beim FC gute Ergebnisse wie der Derbysieg gegen Mönchengladbach mit eher enttäuschenden Resultaten wie dem 0:2 gegen Augsburg ab. Wie zufrieden bist du vor dem 17. Spieltag mit der Hinrunde und wo siehst Du die Mannschaft am Saisonende?
Ja, das ist richtig, wobei das zwischenzeitliche Warten auf einen Sieg durch sehr viele Unentschieden doch sehr lange wurde. Kurz bevor die Anfangs-Euphorie dann aber verfliegen konnte, gab es den herausragenden Derbysieg, der alle Herzen gleich wieder entfacht hat. Und doch wurde der Schwung auch danach in den Duellen mit direkten Kontrahenten um den Abstieg nicht mitgenommen. Dadurch sind die direkten Abstiegsränge vor dem Duell gegen Stuttgart trotz des guten Tabellenplatzes nur neun Punkte weg. Und doch muss man als Kölner nach der letzten Saison ohne eine spielerische Kultur mit der Spielweise und den 22 Punkten aus 16 Spielen zufrieden sein. Auch wenn sogar oft mehr drin gewesen wäre.
Anthony Modeste erzielte im Pokal beide Tore und schraubte sein Torekonto mit zwei Doppelpacks gegen Union und am Dienstag in Wolfsburg auf zehn Treffer hoch. Dazwischen traf er lange nicht, auch nicht gegen Gladbach. Hat sich die Mannschaft offensiv ein wenig von ihm emanzipiert?
Das würde ich nicht sagen, denn mit Ausnahme des Derbys ist es schon so, dass die Kölner fast nur dann gewinnen, wenn Modeste trifft. Es gibt noch zu wenige Ideen ohne Flanken zu Toren zu kommen und dabei ist fast immer eben Modeste der gesuchte Mann. Dieses Spiel über die Außen ist zum Plan A geworden, ohne dabei eine wirkliche Alternative mit dem Ball zu haben. Und in dieser Ausrichtung ist Modeste in der Mitte unverzichtbar, weil er in der Luft immer noch zu den Besten der Liga gehört. Und obwohl jeder inzwischen diesen Plan kennt, kann man Flanken von außen nunmal kaum verhindern. Mit der kräftigen und großen Innenverteidigung müsste der VfB aber trotzdem gut gerüstet sein, auch wenn ich das von Bornauw und Lacroix auch erwartet hätte.
Im letzten Aufeinandertreffen wurde deutlich, dass dem VfB eben jener Unterschiedsspieler fehlt, den Köln hat. Glaubst Du, Steffen Baumgart wird das Spiel am Sonntagabend anders angehen als das Pokalspiel?
Wie schon damals droht erneut ein Ausfall von Skhiri, der ist mit Abstand unser wichtigster Mann, weil er läuferisch die eigenen Fehler und gegnerischen Verlagerungen wie kein Zweiter in der Liga zulaufen kann. Es könnte sein, dass Hector nach einer überragenden Halbzeit auf der Sechs in Wolfsburg erneut dort auflaufen wird. Außerdem haben sich Schaub und Thielmann mit guten Leistungen aufgedrängt, insgesamt ist über das personelle hinaus aber nicht zu erwarten, dass sich etwas an der Grundidee ändern wird. Es wird also ein Flankengewitter hageln und viel gepresst werden – mit vielen Lücken für Umschaltbewegungen als Konsequenz.
Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel?
Ich finde schon, dass man bei einigen Spielern die kräftezehrende Hinrunde und neue Spielweise anmerkt, auch wenn wir konditionell wohl zu den stärkeren Teams der Liga gehören. Ein Spektakel erwarte ich daher trotzdem nicht, auch weil ich die Vermutung habe, dass auch die Stuttgarter nach einer Hinrunde mit vielen Verletzungen und daher ungleich verteilten Einsatzminuten müde sein werden. Ich hoffe, dass wir in diesem eher ruhigeren Spiel dann, vielleicht durch einen Kopfball, den entscheidenden Treffer erzielen können. Da wir aber bis auf das Pokalspiel nicht zu Null spielen können, hoffe ich auf einen weiteren Treffer, der dann insgesamt ein 2:1 ergeben würde. Realistischer ist aber eher unser Standardergebnis von 1:1.
Titelbild: © Frederic Scheidemann/Getty Images