Zum ersten Mal seit August 2019 tritt der VfB wieder in einem Pflichtspiel die kurze Reise auf die Alb an und gastiert bei Aufsteiger Heidenheim. Wie schon in der zweiten Liga wird es keine leichte Aufgabe dort zu bestehen, der Sieg im Pokal macht aber Mut.
Man ist ja als VfB-Fan diese Saison vor allem damit beschäftigt, nicht ständig daran zu denken, was alles schief gehen könnte, während die Mannschaft acht von zehn Pflichtspielen gewinnt. Es ist aber auch wirklich nicht einfach. Im eingangs erwähnten Spiel lag der VfB am zweiten Spieltag der Zweitliga-Saison nach einem Auftaktsieg bereits mit 2:0 in Führung (Badstuber und Al Ghaddioui, kein Witz), bevor er diese in der Schlussviertelstunde verspielte. Dazu ist der Gegner seit vier Spielen sieglos, Serhou Guirassy fehlt noch und überhaupt, wird das wieder so ein mühsamer Spiel auf ein Tor wie gegen Hoffenheim?
Aber es ist eben nicht 2019. Die Mannschaft hat gegen Union am Dienstag die richtige Reaktion auf die Defensivfehler des Spiels davor gezeigt und eine 1:0‑Führung ziemlich souverän runtergespielt. Es gibt also keinen Anlass zu glauben, man würde den wie eben beschrieben angeschlagenen Gegner nicht ernst nehmen. Zumal uns, wie FCH-Fan Petra im Gegnerinterview verrät, keine geparkten Busse wie in den letzten beiden Partien erwarten. Mit konzentrierter Abwehrarbeit und individueller Offensivqualität können wir auch in Heidenheim mit einem seriösen Auftritt des VfB rechnen — der aber auf jeden Fall seine Chancen nutzen muss.
Personalsituation
Die war in der Pressekonferenz am Freitag schnell abgehandelt, weil sich im Vergleich zum Dienstag nicht viel änderte. Niko Narte ist weiter langzeitverletzt, für Guirassy kommt Heidenheim trotz guter Fortschritte noch zu früh. Fabi Bredlow wird wieder auf der Bank sitzen, genauso wie möglicherweise Joshua Vagnoman. Und auch Dennis Seimen ist wieder im Training. Dass der VfB so wenige Verletzte hat, ist definitiv auch ein Vorteil diese Saison.
Mögliche Startelf
Nach dem starken Auftritt gegen Union ist Zagadou für mich gesetzt. Eventuell rückt Rouault wieder für Stenzel rein, das hinge dann für mich aber von Trainingsleistungen ab. Die Zentrale ist gesetzt, ebenso wie Führich. Auf der rechten Seite schwanke ich noch zwischen Silas Tempo und Lewelings Dribblings, würde aber zunächst auf Silas setzen, um Heidenheim mit Kontern früh den Zahn zu ziehen. Je nach Spielverlauf kann auch Vagnoman eine Option sein. Millot sehe ich vorne als etwas spielstärker an als Jeong, auch im Zusammenspiel mit Undav.
Statistik
Die Bilanz zwischen beiden Vereinen ist überschaubar. Sieht man von drei Testspielen ab, trafen beide Mannschaften in den beiden Zweitliga-Saisons des VfB je zweimal aufeinander, beides Mal relativ früh in der Halbserie. 2016 gewann der FCH in Stuttgart durch ein Tor von Tim Skarke im Rückspiel zirkelte Brekalo in der Voith-Arena ein Traumtor zu Sieg rein. 2019/20 gab es das eingangs erwähnte 2:2 sowie im Rückspiel zu Jahresbeginn ein 3:0 unter Neu-Trainer Matarazzo mit Treffern von Kempf, Gomez und González. Konstante in allen Begegnungen war übrigens Torwart Kevin Müller, den der VfB vor zehn Jahren für die zweite Mannschaft aus Rostock holte, ihn nach einem Jahr an Cottbus verlieh und anschließend nach Heidenheim verkaufte, für die er auch am Sonntag zwischen den Pfosten stehen wird.
Blicken wir auf die Zahlen der aktuellen Saison, so fällt auf, dass Heidenheim mit 22 mit die meisten Tore der Liga kassiert hat, 13 erzielte Tore für die zweite Tabellenhälfte ziemlich gut sind. Eren Dinkçi hat mit fünf Treffern vier Tore mehr erzielt als nach xG erwartet und teilt sich Mit Alphonso Davies und Silas den Spitzenplatz bei der Sprintgeschwindigkeit — eine ziemlich gute Verpflichtung. Zwei andere Spieler stechen noch statistisch heraus: Tim Kleindienst mit guten Zweikampfwerten und vielen Torschüssen, vor allem aber mit den meisten Fouls der Liga, Lennard Maloney mit den meisten gelaufenen Kilometern und intensiven Läufen und auch bei der Anzahl der Sprints finden sich viele Heidenheimer vorne. Dazu passend hat der FCH mit den wenigsten Ballbesitz der Liga, interessanterweise auch die wenigsten gewonnenen Zweikämpfe. Sie sind bei Standards relativ gefährlich und schlagen die drittmeisten Flanken der Liga — das hat Köln und Union aber auch nicht unbedingt geholfen. Heidenheim lässt aber auch nach Darmstadt die zweitmeisten Schüsse aufs Tor zu und hat bereits vier Tore aus Ecken kassiert — nur Gladbach ist genauso anfällig. Wie gut der VfB nach wie vor in vielen Bereichen ist, wisst ihr ja.
Fazit
Also, die Chancen stehen gut, dass der VfB in Heidenheim nicht so auftritt, wie er es in der Vergangenheit getan hat. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn man vor solchen Spielen nicht vom schlechtmöglichsten Ergebnis ausgeht, sondern der Mannschaft zutraut, auch diese Prüfung zu bestehen, auf dass die große Delle in der Erfolgskurve, auf die jeder schon seit Wochen wartet, noch ein paar weitere Wochen auf sich warten lässt. Letzen Endes geht es, Serien und Rekorde hin oder her, primär um die nächsten drei Punkte für eine sorgenfreie Saison.
Titelbild: © Alex Grimm/Bongarts/Getty Images