Endlich wieder Fußball! Und was für welcher. In Frankfurt startet der VfB einen Jahresendspurt, der es mit Begegnungen gegen Dortmund, Bayern, Leverkusen und eben der Eintracht in sich hat.
Gemüsetrikot hin, Sammelkarten her, am Samstag können wir uns endlich wieder an den schönen Seiten des VfB-Fandaseins erfreuen. Der VfB tritt bei der Frankfurter Eintracht an und ich habe richtig Bock auf das Spiel. Natürlich schwingt nach Länderspielpausen immer eine gewisse Unsicherheit mit, ob die zweiwöchige Pause die Mannschaft nicht aus dem Tritt gebracht hat und die positive Energie des Dortmund-Spiels im einsetzenden Winter verpufft ist. Allerdings sprechen die bisherigen Auftritte des VfB nicht unbedingt für diese These. Anfang September gewann der VfB nach den Länderspielen mit 4:1 in Mainz — und bügelte während der Pause im Testspiel St. Gallen mit 8:3 weg — auf die Länderspielpause im Oktober folgte ein 3:0 an der Alten Försterei. Das garantiert jetzt natürlich keinen Sieg mit drei Toren gegen den Tabellensiebten, aber ein Spannungsabfall ist nicht unbedingt zu erwarten. Stattdessen erwartet uns ein Duell mit einem Verein, der für uns zum Vorbild werden könnte. 2016 rettete sich die Eintracht in der Relegation gegen Nürnberg, traf danach viele richtige Entscheidungen und fand sich wenig später im Europapokal wieder. Natürlich kann das nicht das kurzfristige Saisonziel des VfB, von Neuzugängen für den Trophäenschrank ganz zu schweigen. Aber den Frankfurtern gelang es, den Aufwärtstrend nach der erfolgreichen Relegation, den der VfB ja auch gerade hat, zu konservieren und sich mindestens in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren.
Unabhängig davon sind Spiele gegen die Eintracht immer ein Spektakel und da muss man nicht einmal bis zum legendären 5:4 des VfB im Waldstadion vor ein paar Jahren zurück gehen. Es reicht schon ein Rückblick ins letzte Frühjahr aufs Pokal-Halbfinale und die damalige Atmosphäre um zu verdeutlichen, dass dies ein ganz besonderes Duell ist. Zwar kann uns am Samstag Filip Kostic nicht mehr über die linke Außenbahn einen Gegentreffer ins lange Eck schweißen, nichtsdestotrotz spielt die Eintracht immer noch einen hochspannenden Fußball und hat genügend Qualitätsspieler in ihren Reihen — auch ohne Kolo Muani. Und der VfB? Ist anders als in den vergangenen Jahren in dieser Saison viel mehr auf Augenhöhe mit dem Ex-Europapokalsieger als in der Vergangenheit.Zumindest in dieser Hinrunde, ignorieren wir mal kurz den kommenden Januar und blicken auf unsere
Personalsituation
Es sind alle wieder da und fast alle fit. Lediglich Robbie Massimo, der vermutlich eh keine Kaderoption gewesen wäre, fällt aus, außerdem natürlich Niko Nartey. Serhou Guirassy hat nach seiner Verletzung noch Länderspiele und Reisestrapazen in den Beinen, was aber nicht gegen einen Einsatz spricht.
Startaufstellung
Mit voller Kapelle steigt auch die Herausforderung für Sebastian Hoeneß, gegen einen anspruchsvollen Gegner die bestmögliche Elf aufzubieten. Man hätte genauso gut die Dreierkette aus dem Dortmund-Spiel hernehmen können mit Mittelstädt und Vagnoman als Schienenspielern. Ich würde jedoch zurück auf die Viererkette gehen, weil das Spiel gegen die Eintracht um einiges kniffliger wird als gegen Dortmund, auch wenn sich das zunächst komisch anhört. Wer die aktuelle Folge des Eintracht-Podcast mit Jannick gehört hat, der weiß, dass die Eintracht etwas von Abwehrsorgen geplagt ist, die ich lieber mit Pässen von Ito und Anton oder der Variabilität eines Josha Vagnoman angreifen würde. Vorne würde ich die Idee von Sebastian Hoeneß aufgreifen und Guirassy und Undav aufstellen, auch wenn dann klar ist, dass man keinen von beiden mehr für eine Schlussoffensive reinwerfen kann, Undav würde dann auch nicht so statisch auf dem rechten Flügel verharren, wie es das Schaubild suggeriert, sondern offensiv immer wieder mit Millot oder Vagnoman die Positionen tauschen, beziehungsweise sich tiefer fallen lassen. Muss nicht klappen und Sebastian Hoeneß weiß es vermutlich besser, könnte aber spannend werden.
Statistik
Vier Unentschieden, vier Niederlagen, so lautet die Bilanz des VfB gegen die Eintracht aus den letzten acht Spielen. Der letzte Sieg gegen die Eintracht gelang in der Korkut-Rückrunde, in Frankfurt gewann man zuletzt unter Jürgen Kramny. Was ganz gut verdeutlicht, welch unterschiedliche Entwicklungen beide Vereine in den letzten Jahren genommen haben. Die Eintracht steht nach einem schlechten Saisonstart und einem umso stärkeren Lauf in den letzten Spielen — die letzte Niederlage datiert vom 30. September — sechs Punkte hinter dem VfB. Mit elf Gegentoren haben sie nach Bayern (9), Leverkusen und Leipzig (jeweils 10) die viertstärkste Abwehr der Liga, wobei der VfB auch nur drei Tore mehr kassierte. Dabei spielte Kevin Trapp genauso wie Alex Nübel schon vier Mal zu Null. Talk about Augenhöhe, wobei Trapp mit 81 Prozent Fangquote etwas die Nase vorne hat und bei den post shot xG mit 2,1 im Plus liegt — also mehr Bälle hält, als man es von ihm erwarten kann. Interessanterweise hat der VfB zwar zwölf Tore mehr geschossen als die Eintracht, gibt aber in der Liga auf die drittmeisten Schüsse aufs Tor ab — die SGE hingegen ligaweit die wenigsten. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Flanken: Der VfB schlägt die viertmeisten, die Eintracht die wenigsten. Aufpassen sollte der VfB auf die Laufstärke der Eintracht: Platz 5 bei den gelaufenen Kilometern, Platz 4 bei der Anzahl der Sprints, die zweitmeisten intensiven Läufe — ein Argument mehr für eine stabile Viererkette. Besonders stechen dabei Ellyes Shkiri und — wenig überraschend — unser ehemaliger Leihstürmer Omar Marmoush heraus. Letzter zeichnet auch für sechs der 17 Saisontore verantwortlich. Der VfB dominiert weiterhin die Statistiken für Tore, Torschüsse, Passquote und Ballbesitz, nur die Effizienz ist nach den letzten Spielen etwas heruntergegangen. Interessant auch, dass die SGE ligaweit die schlechteste Quote bei Kopfballduellen hat.
Fazit
Uns erwartet also nicht nur eine tolle Atmosphäre unter Flutlicht in einem ausverkauften Waldstadion mit knapp 6.000 VfB-Fans, sondern auch ein Topspiel, das den Namen verdient. Und es ist nicht das letzte: Vor Weihnachten geht es nicht nur noch gegen Bremen und Augsburg, sondern auch gegen Dortmund, Leverkusen und Bayern — in der Reihenfolge binnen elf Tagen in zwei Wettbewerben. Ein Aus im Pokal wäre angesichts der verbliebenen Konkurrenz ärgerlich, nach dem Ligaspiel vor zwei Wochen aber auch kein Automatismus.
Am Samstag gilt wie vor jedem Spiel: Der VfB muss an sein Limit gehen, seine Stärken auf den Platz bringen und konsequent die sich bietenden Chancen nutzen — das gleiche trifft aber auch auf die Eintracht zu, wie Trainer Dino Toppmöller in der Pressekonferenz am Donnerstag feststellte. Und wenn dann morgen oder in den kommenden Wochen doch mal ein Spiel verloren geht oder, soll es ja geben, wir Unentschieden spielen, dann haben wir trotzdem immer noch 24 Punkte unterm Weihnachtsbaum. Gibt schlechtere Konstellationen, um nach Frankfurt zu fahren. Bring on the Topspiel!
Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images