Nach der Länderspielpause muss der VfB am Samstag ins Dortmunder Westfalenstadion. Vor der Partie sprachen wir mit BVB-Fan Daniel (@Dodo1048) über seinen Verein.
Rund um den Brustring: Hallo Daniel und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Erstmal zu Dir: Wie bist Du BVB-Fan geworden?
Daniel: Ich bin gebürtiger Dortmunder. Anfang der 90er wurde ich eingeschult. Da meine Eltern nicht sehr viel Interesse am Fussball haben, ging das bis dahin auch ziemlich an mir vorbei. In den großen Pausen hatte ich in der Grundschule dann aber die Wahl, ob ich entweder mit den Mädchen spiele oder doch lieber mit den Jungs Fussball. Also hab ich Fussball mal ausprobiert und hatte auf Anhieb sehr viel Spaß dran. Nach Schulschluss bin ich dann ganz aufgeregt nach Hause gelaufen, um meine Mutter zu fragen, ob Dortmund denn eigentlich auch einen großen Fussballverein hat. Sie musste mir dann alles erzählen, was ihr zum Thema Borussia einfiel und damit war es dann um mich geschehen.
Aktuell liegt die Borussia trotz der Niederlage in Leipzig weiterhin auf Platz 2, vier Punkte hinter den Bayern. Gefühlt stellte sich der BVB in den vergangenen Jahren im Kampf um die Meisterschaft immer selber ein Bein. Was macht Dich zuversichtlich, dass es diese Saison anders läuft?
Dieser Eindruck ist irgendwie aus der Saison 2018/19 hängengeblieben als der BVB tatsächlich mal neun Punkte vor den Bayern lag. Allerdings war das nach dem 15. Spieltag der Fall. Da war nicht mal die Hälfte der Saison gespielt. Letztlich hat der BVB eine sehr starke Hinrunde gespielt und die Bayern eine sehr starke Rückrunde. 2015/16 hat der BVB mit 78 Punkten sogar die zweitbeste Saison der Vereinsgeschichte gespielt und dennoch hat es nicht gereicht. Das zeigt einfach, wie unglaublich konstant die Bayern sind und weshalb es so schwer ist ihnen wirklich mal wieder gefährlich zu werden. Ich halte es zwar nicht für völlig unmöglich, aber es wäre eine nahezu perfekte Saison nötig. Vielleicht sind ja im Laufe der Saison doch mal alle Spieler fit und spielen sich in einen Rausch 🙂 Generell wäre es natürlich hilfreich, wenn man die größten Leistungsträger wieder länger an den Verein binden könnte, um langfristig eine Mannschaft aufzubauen. Das könnte auch wieder zu mehr Identifikationsfiguren auf dem Platz führen, die uns spätestens nach dem Abgang von Lukasz Piszczek etwas verlorengegangen sind. Aber Spieler wie Sancho oder aktuell Haaland kann man kaum länger halten, wenn man das Gehaltsgefüge nicht völlig sprengen möchte. Mein Traum wäre es, eine Mannschaft um Jude Bellingham aufzubauen. Der Junge macht einfach richtig Spaß und scheinbar hat er aktuell auch wirklich Bock auf den BVB.
Das letzte Spiel des VfB im Westfalenstadion, breitling replica watches das 5:1 im Dezember 2020 ist natürlich noch in den Köpfen präsent und wir kommen gleich noch einmal darauf zurück. Nach diesem Spiel verlor Lucien Favre seinen Trainerjob und wurde durch Edin Terzic ersetzt, der wiederum am Ende der Saison Platz machte für Marco Rose. Wie bewertest Du seine Arbeit und die Entscheidung für ihn bisher?
Oh je, das Spiel aus der letzten Saison hatte ich tatsächlich fast verdrängt. Vielen Dank fürs Auffrischen dieser Wunde 😉 Der Start von Marco Rose in Dortmund war natürlich etwas undankbar. Erstens ist es meiner Meinung nach ein großes Problem, dass bis heute jeder Trainer mit Jürgen Klopp verglichen wird. Zum anderen war Edin Terzic dann eine echte Identifikationsfigur. Zudem hat er mit der zeitweise kaum noch für möglich gehaltenen Champions League-Qualifikation und natürlich mit dem DFB-Pokalsieg dann auch noch einen richtig guten Job gemacht. Unter den Fans war daher die Lust auf Marco Rose vor der Saison nicht besonders groß, weil eher Edin Terzic nachgetrauert wurde. Hinzu kommt, dass Marco Rose von Beginn an mit vielen Ausfällen zu kämpfen hatte. Er hatte insofern sicher nicht den einfachsten Start. Aus meiner Sicht macht er seine Sache aber durchaus gut. Er baut auf der Arbeit von Edin Terzic auf und mittlerweile ist sein Spielstil auch deutlich zu erkennen. Außerdem ist es ihm gelungen, dass mehrere Spieler wie Thomas Meunier, Julian Brandt oder auch Marius Wolf deutlich stärker auftreten. Mit 24 Punkten aus 11 Spielen kann sich das bisherige Abschneiden auch durchaus gut sehen lassen, vor allem wenn man bedenkt, dass er aufgrund der zahlreichen Ausfälle viel improvisieren muss. Allerdings waren das deutliche 0:4 in Amsterdam und die Art und Weise der Niederlage in Leipzig sicher auch größere Dämpfer.
Er hat von seinen Vorgängern einen ziemlich starken Kader übernommen, über den wir gleich noch sprechen werden. Wie lässt er die Mannschaft spielen?
Die Spielidee von Lucien Favre, die vor allem auf Spielkontrolle beruhte, passte aus meiner Sicht nicht so ganz zum vorhandenen Kader. Es sind viele hochtalentierte Offensivspieler vorhanden, deren Stärken aktuell unter Marco Rose besser zur Geltung kommen. Er lässt temporeicher und auch variabler spielen. Das Gegenpressing hat oft schon recht ordentlich funktioniert, könnte aber teilweise noch konsequenter umgesetzt werden. Durch einige verschiedene Spielsysteme ist die Mannschaft auch weniger leicht ausrechenbar. Verbesserungspotenzial liegt sicher auch noch in der Abstimmung zwischen Offensive und Defensive, denn nach wie vor kassiert der BVB zu viele Gegentore.
Im Sommer wurde dieser Kader mit zwei Nachwuchsspielern von PSG, Malen von Eindhoven und Pongracic von Wolfsburg verstärkt — und unserem Torhüter Gregor Kobel. Zunächst zu ihm: Wie zufrieden bist Du mit seiner Verpflichtung? Hat man mit ihm die Probleme auf der Torhüterposition gelöst?
Also zunächst mal finde ich, dass die Kritik an Roman Bürki oftmals zu hart war. Er ist ein guter Bundesliga-Torhüter und in Kombination mit Marwin Hitz hatten wir meiner Meinung nach auch in der vergangenen Saison ein gutes Torhüter-Duo zur Verfügung. Dennoch haben wir uns mit Gregor Kobel auf der Position sicher nochmal verstärkt und er gefällt mir bisher wirklich ausgesprochen gut. Er strahlt viel Sicherheit und Souveränität aus, was ihn zu einem echten Rückhalt macht.
Und wasn hältst Du generell vom Transfersommer? Muss Zorc im Winter nachlegen?
Im Sommer haben sich die meisten Clubs aufgrund der ungewissen Lage durch die Pandemie eher zurückgehalten, so auch der BVB. Der Abgang von Jadon Sancho war insofern natürlich schwer gleichwertig zu ersetzen. Donyell Malen ist bisher leider noch nicht wirklich in Dortmund angekommen. Ab und zu lässt er sein Talent zwar aufblitzen, dennoch ist da noch viel Luft nach oben. Das zeigt aber auch das Dilemma durch die eben schon mal angesprochene hohe Fluktuation im Kader. Wenn man regelmäßig nach relativ kurzer Zeit wichtige Spieler wieder verliert, dann ist man ein Stück weit darauf angewiesen, dass der Ersatz sofort einschlägt. Aber gerade bei so jungen Spielern muss auch mal mit einer längeren Eingewöhnungszeit gerechnet werden. Marin Pongracic ist bisher in der Defensive aber eine gute weitere Alternative. Ein Transfer im Winter macht aus meiner Sicht nur Sinn, wenn man eine Verstärkung zu einem bezahlbaren Preis bekommen könnte. Das halte ich aktuell aber für schwierig.
Apropos Zorc: Der wird im Sommer von Sebastian Kehl als Sportdirektor abgelöst und nicht, wie häufig vermutet, von Sven Mislintat. Die richtige Entscheidung?
Sven Mislintat hat für den BVB natürlich lange großartige Arbeit geleistet. Leider hat er den BVB in der Tuchel-Zeit unter sehr unglücklichen Umständen verlassen. Mit Sebastian Kehl wird die Position natürlich eine echte Vereinslegende übernehmen, der mit vielen Vorschusslorbeeren startet. Ich traue ihm die Aufgabe als Sportdirektor auf jeden Fall zu, dennoch wird es nicht leicht werden die große Lücke zu schließen, die Michael Zorc hinterlassen wird.
Kommen wir noch einmal zurück zum 5:1 vor knapp einem Jahr. Damals profitierte der VfB sicherlich auch vom verletzungsbedingt Ausfall Erling Haalands, damals mit großem Abstand bester Torschütze des BVB, am Ende schoss er allein über ein Drittel der 75 Saisontore. Vor dem Spiel am Samstag ist die Situation ähnlich: Haaland hat 9 von 28 BVB-Toren geschossen, mehr als die drei nächstplatzierten Spieler in der internen Rangliste zusammen — und fällt aus. Ist der BVB zu abhängig von seinen Toren oder wirkt das nur so?
Eine Abhängigkeit von Erling Haaland kann man sicherlich nicht abstreiten. Auf der Stürmer-Position verlässt man sich schon seit einigen Jahren immer auf einen Topstürmer, was ich in dieser Form nicht ganz nachvollziehen kann. In der Vergangenheit hatte man auch schon für Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang keine echte Alternative. Die beiden sind glücklicherweise sehr selten ausgefallen. Natürlich ist es bei Stürmern dieses Kalibers quasi unmöglich sie gleichwertig zu ersetzen. Selbst die Bayern haben einen Qualitätsverlust, wenn Lewandowski ausfällt. Dennoch würde ich mir da einen gestandenen Profi als Alternative wünschen. Abgesehen von seinen Toren bindet Erling Haaland durch seine Anwesenheit allein meist mindestens zwei Gegenspieler. Das schafft mehr Räume für seine Mitspieler, was auch Spieler wie Marco Reus nochmal torgefährlicher macht.
Haaland ist nicht der einzige Spieler der aktuell ausfällt, so dass am Samstag zwei Mannschaften mit Lazaretten in respektabler Größe aufeinandertreffen, auch wenn es den VfB vielleicht noch ein wenig schlimmer erwischt hat. Was ist Dein Tipp fürs Spiel?
Ich hoffe natürlich, dass wir für das 1:5 aus der vergangenen Saison Wiedergutmachung leisten können und gewinnen werden. Mein Tipp lautet 3:1 für den BVB.
Titelbild: © Focke Strangmann — Pool/Getty Images