Unter der Woche empfängt der VfB heute Abend den amtierenden Meister und Tabellenführer aus München. Was in diesem Spiel für die Brustringträger drin sein könnte, darüber haben wir mit Christopher (@rammc) von Miasanrot gesprochen.
Rund um den Brustring: Hallo Christopher und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Nach dem Punktverlust des BVB und eurem Sieg gegen Mainz ist der FC Bayern bereits vor dem Spiel am Dienstag quasi Herbstmeister. Ist die zehnte Meisterschaft in Folge nur noch Formsache oder siehst Du den FCB in diesem Jahr in Gefahr, den Titel abgeben zu müssen?
Christopher: Auch wenn es von außen komisch klingen mag, für mich ist der Titelkampf noch nicht entschieden. Der FC Bayern hat in dieser Saison schon mehr Spiele leichtfertig vergeben als in den Jahren zuvor. Das 0:5 in Gladbach mag ein extremer Ausreißer gewesen sein, doch zeigt die Niederlage, wie verwundbar die Münchner sein können. Auch vergangenes Wochenende gegen Mainz war es ziemlich zäh. Dortmund wirkte etwas stabiler und hat mehr knappe Spiele gewonnen als zuletzt. Kurzum die Saison ist noch lang und es kann viel passieren.
Im Sommer ersetze Julian Nagelsmann Hansi Flick als Trainer. Die richtige Entscheidung? Wie lässt er die Mannschaft spielen?
Was heißt die richtige Entscheidung? Hansi Flick hat sich für den DFB-Posten entschieden. Das kann man bedauern angesichts der großen Erfolge, die die Münchner mit Flick feierten. Auf der anderen Seite ließ er den Bayern keine Wahl. Ein Nachfolger musste her. Hier sprach vieles für Nagelsmann – nicht nur seine Herkunft aus der Region. Er hat sich sukzessive nach oben gearbeitet und sowohl in Leipzig als auch in Hoffenheim gezeigt, dass er Mannschaften entwickeln kann. Die Hoffnung ist groß, dass er wieder verstärkt junge Talente heranführen kann.
Unter Nagelsmann spielen die Münchner viel kompakter. Der Fokus liegt auf ein starkes Zentrum. Das Flügelspiel des vergangenen Jahrzehnts ist nicht weg, aber nicht mehr so stark ausgeprägt. An der Personalie Leroy Sané lässt sich diese Veränderung übrigens sehr gut beobachten.
Im Sommer verpflichtete man neben Nagelsmann auch Upamecano und Sabitzer aus Leipzig. Wie bewertest Du die Transfers und wo muss im Winter evtl nachgelegt werden?
Upamecano hat sein Talent immer wieder angedeutet. Allerdings ist er noch zu fehleranfällig. Das bereits erwähnte Spiel gegen Gladbach ist hierfür das beste Beispiel. Er erinnert etwas an Boateng, der in seinen Anfangsjahren auch häufig zwischen Genie und Wahnsinn pendelte.
Sabitzer konnte sein Potenzial bisher noch nicht andeuten. Aktuell fehlt er mit einer Verletzung, aber auch vorher konnte er nicht vom Fehlen Kimmichs und Goretzkas profitieren. Sein Trikot wirkt schwerer als das seiner Mitspieler. Noch ist er nicht gut genug integriert und daher zu langsam in der Entscheidungsfindung.
Ob daher noch was im Winter passiert? Eher unwahrscheinlich. Bisher hat noch kein Wintertransfer beim FC Bayern funktioniert. Es wäre überraschend, sollte es dieses Jahr anders sein.
Außerdem kam Sven Ulreich zurück und ist mit Benjamin Pavard der zweite ehemalige VfB-Profi im Kader. Über unsere ehemaligen Jugendspieler Kimmich und Gnabry wurde ja zuletzt genug gesprochen, aber wie läuft es für Pavard und Ulreich?
Ulreich können wir kurz halten: Er ist die klare Nummer 2. War diese Saison schon länger verletzt. Aber seine Rolle ist klar – und alle sind damit zufrieden.
Pavard ist sehr interessant. An ihm scheiden sich die Geister. Das liegt sehr an Davies, der auf der anderen Seite den Benchmark setzt. Gerade gegen sehr defensiv eingestellte Gegner wünscht man sich mehr Offensivdrang von ihm. Am letzten Wochenende gelang ihm zumindest mal wieder ein Assist in der Bundesliga. Die erste Vorlage seit Juni 2020. Sein Zweikampfverhalten ist nicht immer perfekt, aber für die Bundesliga reicht es locker. Dennoch – wenn man nüchtern drauf schaut, wo sich der FC Bayern noch verbessern kann, dann auf seiner Position.
Die Stärken des FCB sind ja vor jedem Duell offensichtlich. Fallen Dir Schwächen auf, die der VfB ausnutzen könnte?
Zuletzt waren die Bayern anfällig nach schnellen Seitenverlagerungen der Gegner. Durch die kompakte Spielweise gibt es viel Platz auf der ballfernen Seite. Wenn Davies dann noch zu hoch steht, gibt es für die Gegner viele Räume. Hinzu kommt eine gewisse Anfälligkeit in der Restverteidigung. Das Timing im Zweikampf war nicht immer perfekt und der ein oder andere individuelle Fehler (z. B. Upamecano in Dortmund) haben sich eingeschlichen.
Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel?
Da die Münchner doch einige Ausfälle zu beklagen haben, erwarte ich ein sehr knappes Spiel. Mit Glück setzt sich der FC Bayern 2:1 am Ende durch.
Titelbild: © Matthias Hangst/Getty Images