Folgt nach dem Pokalaus der nächste Schritt in der Liga oder knabbert die VfB-Mannschaft noch am Dienstag? Das Heimspiel gegen Mainz wird trotz der gegensätzlichen Tabellensituationen nicht leicht.
Es wird vermutlich heute Abend nochmal weh tun. Und Mitte März, wenn das im Regen abgesoffene letzte Viertelfinale in Saarbrücken ausgespielt wird. Und Anfang April bei den Halbfinal-Spielen. Die Chance auf das Pokalhalbfinale, auf das Pokalfinale, gar auf den Titel war groß, genauso wie die Herausforderung am Dienstagabend. Aber es ist vorbei und so wie sich die Mannschaft und das Trainerteam nach zwei Tagen am Freitag wieder auf die Zukunft konzentriert haben, sollten wir es vermutlich am Besten auch tun. Die 89. Minute in Leverkusen bringt uns niemand zurück, vielmehr sollte unser Ziel jetzt sein — auch wenn wir als Fans dazu wenig beitragen können — wieder in eine solche Situation zu kommen und sie dann erfolgreicher zu gestalten. Jetzt geht es aber erstmal gegen Mainz und in den beiden folgenden Wochen nach Darmstadt und gegen Köln. Zwei Heimspiele und ein Auswärtsspiel gegen die Kellerkinder der Liga? Da schrillen beim erfahrenen VfB-Fan immer noch alle Alarmglocken, da wird Aufbaugegner wieder im Kopf um ein V ergänzt. Und der besonderen Situation ist man sich auch beim VfB bewusst, wie sich auf Sebastian Hoeneß’ Äußerungen auf der freitäglichen Pressekonferenz raushören ließ. Mainz wird ein ganz anderer Gegner als Leverkusen sein, eine ganz andere mentale Herausforderung und gleichzeitig war das Pokalspiel auf allen Ebenen sehr kräftezehrend. Mainz kämpft ums sportliche Überleben, welches immer mehr in Gefahr gerät, je weiter die Hinrunde voranschreitet. Der VfB hat die individuelle Klasse, um Mainz zu besiegen, erst recht zu Hause, aber das war auch schon in anderen Spielen der Fall. Der Mannschaft muss es schnell gelingen, von einem auf das andere Ziel umzuschalten, erst recht nachdem die Dortmunder am Freitagabend nach Punkten gleichgezogen haben. Blicken wir aber erstmal auf die
Personalsituation
Und die ist tendenziell ernüchternd: Silas ist noch beim Afrika-Cup und bestreitet heute Abend das Spiel um Platz 3. Nikolas Nartey ist noch nicht fit. So weit so bekannt. Wie Hoeneß bekannt gab, zog sich Alexander Nübel bei einer Parade eine leichte Verletzung zu, Deniz Undav hat muskuläre Probleme und ob Serhou Guirassy am Sonntag wirklich ausgeschlafen und fit ist, stand am Freitag auch noch nicht fest. Uns droht also der potenzielle Ausfall von drei Stamm- und Unterschiedsspielern. Immerhin: Jeong Woo-yeong ist vom Asien-Cup wieder zurück, Anthony Rouault wird wieder mit verheilendem Nasenbeinbruch, aber diesmal mit Maske spielen und: Li Egloff ist laut Hoeneß wieder voll Einsatzfähig. Eine potenzielle Lücke im Angriff schließt man damit aber nur bedingt. Wie sähe denn eine
Mögliche Aufstellung
aus?
Gute Frage, weil es noch viele Unwägbarkeiten gibt und mit der Rückkehr von Guirassy wieder die Frage aufkommt, wie man ihn und Undav gemeinsam auf dem Feld unterbringt, wenn beide fit sind. Das würde eine Abkehr von der Dreierkette bedeuten und eine Rückkehr zu Mittelstädt und Vagnoman als mehr oder minder offensiv agierenden Außenverteidigern, aber nicht als Schienenspielern. Ich glaube eigentlich nicht, dass Hoeneß Milosevic statt Guirassy in die Startelf stellt, sollten wirklich beide Topstürmer ausfallen, bleibt ihm andererseits nicht viel übrig, denn mehr Stürmer hat er nicht im Kader und weder Jeong noch Millot kannst Du als Neuner bringen. Hoffen wir also mal auf einen erholsamen Samstag für die angeschlagenen Akteure.
Statistik
Es ist die 32. Bundesliga-Begegnung beider Vereine seit dem ersten Mainzer Aufstieg Mitte der 2000er Jahre. Während der VfB lange Zeit vor allem in Mainz kein Land sah, erst recht nicht im mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Stadion, konnte man von den letzten sieben Duellen fünf für sich entscheiden, seit 2019 wartet Mainz auf einen Sieg im Neckarstadion. Aktuell stehen sie mit 11 Punkten auf dem 17. Tabellenplatz — Stand Freitagabend — und haben mit 14 Treffern zusammen mit Köln die wenigsten Tore der Liga geschossen. Sebastian Hoeneß wies in der Pressekonferenz darauf hin, dass sich seit dem Amtsantritt von Jan Siewert am 10. Spieltag durchaus etwas geändert hat bei den 05ern. Zwar schossen sie in diesem Zeitraum mit sechs Treffern so wenig Tore wie keine andere Mannschaft, sie kassierten allerdings in diesem Zeitraum auch nur acht Tore — ein Wert, der nur von Leverkusen unterboten wird. Die restlichen 24. Gegentore fielen also alle in den ersten neun Spielen.
Das Debüt von Siewert gegen Leipzig markiert auch den bisher einzigen Saisonsieg der Rheinhessen, seit nunmehr elf Spielen warten sie auf den nächsten Erfolg. In vielen Statistiken stehen sie auf die gesamte Saison gesehen im Tabellenkeller: Sie gaben die drittwenigstens Schüsse aufs Tor ab, ihre besten Torschützen haben jeweils nur zwei Tore und die ganze Mannschaft hat nur ein Tor mehr geschossen als Deniz Undav alleine. Sie kassierten auch neun Tore mehr als erwartet und ihre Torhüter haben mit 61 Prozent die zweitschwächste Fangquote. Außerdem haben sie mit 73 Prozent die drittschlechteste Passquote der Liga.
Gleichzeitig, haben sie aber auch jeweils die zweitmeisten Zweikämpfe und Kopfballduelle gewonnen, vor allem Innenverteidiger Sepp van den Berg sticht da heraus. Außerdem begehen sie die meisten Fouls der Liga und haben nach Bochum die zweitmeisten gelben Karten kassiert, allerdings noch keinen Platzverweis. Bei Sprints und intensiven Läufen liegen sie statistisch im Ligavergleich auch weit vorne.
Fazit
Den VfB erwartet also ein rustikales, laufintensives Spiel, in dem Mainz versuchen wird, die Defensive weiter so stabil zu gestalten wie in den bisherigen Spielen unter dem aktuellen Trainer und den VfB über Umschaltmomente zu bezwingen. Ich hoffe, dass die Mannschaft der Körperlichkeit dieses Spiels gewachsen sein wird und ihrerseits ihre Qualitäten dagegensetzen kann. Man muss vor Mainz sicherlich keine Angst haben, dumme Fehler wie in Bochum oder ein unaufmerksamer Start ins Spiel wie in Gladbach können aber auch hier gefährlich werden. Es ist nach der anstrengenden Woche vielleicht das schwerste der drei nächsten Spiele wobei ich mir selbst bei einem Unentschieden wenig grundlegende Sorgen machen würde, was die nächsten Spiele angeht. Aber als nächstes Ziel die 50-Punkte-Marke zu erreichen und die europäischen Plätze weiter zu festigen sollte auch bei müden Knochen genug Motivation sein.
Titelbild: © Adam Pretty/Getty Images