Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Mainz-Anhängerin Jessy

Der VfB Stutt­gart trifft am Sonn­tag auf den abstiegs­be­droh­ten 1.FSV Mainz 05. Wie pre­kär die Lage beim Geg­ner ist, erklärt uns Mainz-Fan Jes­si­ca.

Rund um den Brust­ring: Mainz ist aktu­ell Vor­letz­ter mit drei Punk­ten Abstand zum ret­ten­den Ufer. Hat­test du am Sai­son­an­fang mit so einer schwa­chen Main­zer Sai­son gerech­net?

Jes­si­ca: Zu Sai­son­be­ginn war ich natür­lich opti­mis­ti­scher, im Nach­hin­ein fra­ge ich mich aber schon war­um. Vie­le der Pro­ble­me, die sich gezeigt haben bestan­den schon in der letz­ten Sai­son und wur­den von die­ser Sie­ges­se­rie unter den Tep­pich gekehrt. Ajor­que wur­de bspw. völ­lig über­schätzt, denn er war schon vor dem Ende der ver­gan­ge­nen Sai­son aus­ge­guckt. In den ers­ten Wochen konn­te er noch als X‑Faktor den Geg­ner “ver­wir­ren”, nach ein paar Wochen wuss­te aber jeder Ver­tei­di­ger wie man mit ihm umge­hen kann. Trotz sei­ner kör­per­li­chen Mas­se braucht er nicht viel Bewa­chung, da er kein gutes Kopf­ball­spiel besitzt, nur schwer­lich Räu­me schafft und ver­mut­lich unter den drei lang­sams­ten Spie­lern der Liga ist.

Bo Svens­son muss­te den Ver­ein nach einem schwa­chen Sai­son­start ver­las­sen. Unter Jan Sie­wert wirkt es trotz Sieg gegen Leip­zig nicht son­der­lich bes­ser. Denkst du er ist der Rich­ti­ge?

Nein. Eigent­lich hat­ten in Mainz nahe­zu alle gehofft, dass U19-Meis­ter­trai­ner Ben­ja­min Hoff­mann den Job über­nimmt und waren etwas per­plex, dass es nicht so kam. Ob sich der Vor­stand von dem einen Sieg unter Sie­wert blen­den ließ? Sie­wert hat defen­siv sicher­lich deut­lich Sta­bi­li­tät rein­ge­bracht, aber offen­siv ist Mainz 05 so gefähr­lich wie ein kuschel­wei­ches Flau­sche­häs­chen. Das ist in sofern ent­täu­schend, dass es beim Sieg gegen den Kon­zern­ver­ein rich­tig gute Ansät­ze gab, die aber kom­plett ver­puff­ten. Statt­des­sen gibt es von Sie­wert vie­le nicht nach­voll­zieh­ba­re Ent­schei­dun­gen die in meh­re­ren Spie­len so wirk­ten, als möch­te man in hoher Abstiegs­not lie­ber zuhau­se gegen Kon­kur­ren­ten ein Unent­schie­den ermau­ern als auf Sieg zu spie­len.

Mainz ist aktu­ell das was der VfB letz­tes Jahr war: Bun­des­li­ga-Mit­tel­feld in den advan­ced stats, aber trotz­dem mit­ten im Abstiegs­kampf. Wor­an liegt das?

Defen­siv liegt es vor allem dar­an, dass sich Mainz als Kar­ne­vals­ver­ein ger­ne die Clowns­mas­ke auf­zieht und irgend­wel­che haar­sträu­ben­den Feh­ler begeht, die dann in völ­lig unnö­ti­gen Gegen­to­ren enden. Vor allem unter Svens­son war das ekla­tant, Sie­wert hat­te das zurück­fah­ren kön­nen. Nun­ja, bis zum Bre­men-Spiel, in dem man sich die Nie­der­la­ge wie­der selbst ins Nest gelegt hat. Ein Grund dafür ist, dass Mainz-Trai­ner eine absur­de Vor­lie­be haben posi­ti­ons­frem­de Spie­ler in der IV ein­zu­stel­len. Teil­wei­se war man per­so­nell gew­zun­gen, da stän­dig 2–3 Innen­ver­tei­di­ger ver­let­zungs­be­dingt aus­fal­len. Aber man hat in den Fäl­len auch zu oft an der Fün­fer­ket­te fest­ge­hal­ten und dort dann auch Kohr oder Krauß ver­sucht ein­zu­set­zen. Offen­siv liegt es dar­an, dass da ein­fach nie­mand Tor­ge­fahr ver­sprüht. Ajor­que hat­te ich ja bereits beschrie­ben, Oni­si­wo bringt sich nur übers läu­fe­ri­sche ein, Bur­kardt muss nach der ewi­gen Ver­let­zungs­pau­se noch wei­ter an sich arbei­ten und Nel­son Wei­per fehlt ja qua­si schon die gan­ze Sai­son.

Wie wür­dest du euren Fuß­ball beschrei­ben? Was sind die Stär­ken und Schwä­chen?

Also unter Svens­son lau­te­te unse­re Tak­tik: “Ball nach vor­ne klop­pen und hof­fen, dass Gru­da einen beson­de­ren Moment hat”. Unter Sie­wert… ich weiß gar nicht wie man es genau for­mu­lie­ren kann. Wir ver­su­chen defi­ni­tiv mehr, aber das meis­te ver­pufft dann am Straf­raum. Die größ­te Schwä­che ist, dass es bis Ami­ri kam über­haupt nie­man­den gab, der im Mit­tel­feld eine gewis­se Krea­ti­vi­tät mit­bringt. Jemand der Angrif­fe ein­lei­ten, die Zen­tra­le bespie­len kann. Die­ser Bereich war in der Hin­run­de ver­waist, da im Svens­son-Fuß­ball nicht vor­ge­se­hen. Der ein­zi­ge krea­ti­ve Kopf war Gru­da, auf des­sen Schul­tern damit aber auch viel zu viel Last lag. Zumal er auch noch sehr roh in sei­ner Ent­wick­lung ist. Ich tue mich echt schwer damit eine Stär­ke zu fin­den, muss dann die Defen­si­ve neh­men, die mitt­ler­wei­le zumin­dest meis­tens sta­bil steht. aber ange­sichts der Offen­siv­pro­ble­me bräuch­te es schon eine abso­lut feh­ler­freie Defen­si­ve um mal Chan­cen auf drei Punk­te zu haben.

Wer ist euer Play­er to watch?

Am inter­es­san­tes­ten ist aktu­ell sicher­lich Ami­ri als Neu­zu­gang. Gegen Bre­men war er nach 2 Trai­nings­ein­hei­ten gefühlt tie­fer im Match­plan als sei­ne Neben­leu­te, gegen Uni­on war es wet­ter­be­dingt für ihn sehr undank­bar. Er ist defi­ni­tiv der eine Hoff­nungs­trä­ger, sofern man als Mainz-Fan noch Hoff­nung hat.

Was ist dein Tipp für das Spiel?

Das bes­te was Mainz errei­chen kön­nen wird wäre sich ein 0:0 zu ermau­ern. Sehe ich aber nicht, dafür läuft es beim VfB mei­ner Mei­nung nach zu gut, als dass ihr zu gar kei­nem Tor kom­men wer­det. Ich den­ke es wird ein sehr span­nungs­ar­mes 2:0 für Stutt­gart.

Vie­len Dank!

Titel­bild: © Neil Baynes/Getty Images

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