Im Heimspiel gegen Mainz heute Abend will der VfB endlich mal wieder gewinnen. Vor der Partie sprachen wir mit 05-Fan Bene (@baertigerbene) vom Podcast Die Hinterhofsänger.
Rund um den Brustring: Hallo Bene und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Stell Dich doch bitte nochmal kurz vor: Wie bist Du Mainz-Fan geworden?
Bene: Hallo, ich bin Bene, 30 Jahre und einer der drei Hosts der Hinterhofsänger. Ich bin als einziger von uns drei in Rheinhessen aufgewachsen, deswegen bin ich bei uns im Podcast auch der „Rhoihessische Kulturbeauftragte“. Mainz 05 spielt in meinem Leben schon sehr lange eine Rolle. Beispielsweise erinnere ich mich daran mit den Bambinis im Fussballcamp gewesen zu sein, als Mainz das entscheidende Spiel gegen Wolfsburg am letzten Spieltag der Saison 96/97 5:4 verloren hat und deswegen nicht aufgestiegen ist. Das haben wir alle zusammen verfolgt. So richtig im Stadion war ich dann das erste Mal 2001, auch zu einem geschichtsträchtigen Spiel, in dem es um den Aufstieg in die erste Liga ging. Am 33. Spieltag beim Heimspiel gegen Greuther Fürth, was am Ende nur 1:1 ausging. Am Ende der Saison verpasste man den Aufstieg um einen Punkt, dabei hätte ein Sieg gegen Fürth gelangt. Seitdem bin ich 05-Fan und mit dem Verein durch dick und dünn gegangen.
In der vergangenen Saison kämpfte die Mannschaft lange gegen den Abstieg, vor dem Hinspiel gegen den VfB gab es sogar einen Trainingsboykott. Am Ende standen die 05er nach einer 32-Punkte-Rückrunde auf Platz 12. Hast Du die Achterbahnfahrt der letzten Saison schon verdaut?
So richtig habe ich die letzte Saison noch nicht verarbeitet. Das liegt natürlich auch daran, dass der Verein weiter auf der Erfolgswelle reitet und zum Beispiel in der Jahrestabelle immer noch 6. Mit 51 Punkten ist. Zum Vergleich, die beste Mainzer Saison aller Zeiten 2010/11 waren 58 Punkte. Wir sind also noch mitten im Freudentrubel. Im Endeffekt wird aber deutlich, wenn man dieses Kalenderjahr betrachtet, bewusst, wie fussballerisch schlecht die letzten Saisons für uns waren. Fussball in Mainz macht einfach wieder Spaß, man spürt eine ganz neue Energie in der Stadt und bei den Fans, wenn sie über Mainz 05 reden. Diese letzte Saison wird uns in Mainz noch lange in Erinnerung bleiben. Sie hat einiges wieder geheilt, was schon verloren schien. Mit den Personen Heidel, Schmidt und Svensson sind nun wieder Altbekannte zurück, denen die Fans enorm replica watches viel Vertrauen entgegen bringen, was an einem kleinen Standort wie Mainz besonders wichtig ist.
Aktuell steht die Mannschaft auf Platz 8. Wie zufrieden bist Du mit der ersten Hälfte der Hinrunde?
Die Hinrunde bisher war wieder klassisch Mainz 05. Man kann es mit jeder Mannschaft aufnehmen und gibt sich nicht von vornherein geschlagen. Gerade der Saisonbeginn ist da positiv in Erinnerung. Die Mannschaft ist durch Corona gebeutelt, es fehlen 14 Spieler durch Quarantäne, die Startelf gegen Leipzig stellt sich dadurch von selbst auf. Trotz dieser Widrigkeiten gewinnt man das Spiel durch Kampfesgeist und Zusammenhalt. Natürlich haben wir auch einige Spiele, die nicht so zu unseren Wünschen verliefen, wie zum Beispiel gegen Bochum, Union oder Dortmund, aber über allem steht eine positive Entwicklung. Gerade die letzten Heimspiele gegen Augsburg und Gladbach haben uns aber sehr viel Freude bereitet und das Punktekonto gut gefüllt.
Bo Svensson übernahm Anfang des Jahres die Mannschaft und hat wie Du (wahrscheinlich) schon erwähnt hast, einen gehörigen Anteil am Aufschwung der 05er. Was macht er besser als seine Vorgänger und wie lässt er seine Mannschaft in dieser Saison spielen?
Svensson hat es geschafft die Mannschaft wieder taktisch auf einen Weg zu bringen, mit dem sie langfristig Erfolg haben kann. Er kennt die Stadt und den Verein gut, war selbst zu den goldenen Zeiten unter Klopp und Tuchel hier. Er konnte taktisch an die Zeiten unter Sandro Schwarz anknüpfen, denn die Mannschaft war seitdem quasi unverändert, jedoch setzt er wieder mehr auf die Prinzipien des Mainzer Wegs. Also als „gallisches Dorf“ gemeinsam durch Fleiß, Arbeit und Intensität die eigenen Schwächen des Einzelnen zu überwinden und als Kollektiv gegen größere und stärkere Gegner zu bestehen.
Unter Bo spielen wir aktuell mit Dreierkette, deren Anker der wiederentdeckte Stefan Bell ist. Daneben stehen die schnellen Niakhaté und St. Juste, letzterer wird wegen Verletzung durch Hack oder Nemeth ersetzt. Immer wieder schalten sich die Halbverteidiger durch Tempoläufe nach vorne ein und strahlen auch Torgefahr aus. Als Außenverteidiger spielen Widmer und Aaròn, als 6er der zurückgeholte Dominik Kohr, vor dem sich Lee und Boëtius als 8er kreativ austoben dürfen. Im Sturm klappt es bei uns diese Saison besonders gut. Hier bilden Burkardt und Onisiwo ein super Sturmduo, die sich gegenseitig schon einige Tore aufgelegt haben und einfach toll zusammen harmonieren.
Im Sommer kamen nur wenige Spieler neu hinzu, dem gegenüber standen einige Abgänge, darunter unser Torwart Florian Müller. Auf den ersten Blick ein personeller Substanzverlust, wie siehst Du es? Und wo muss Christian Heidel im Winter nachlegen?
Christian Heidel und Martin Schmidt haben es geschafft den Mainzer Kader so zu verkleinern, dass jeder Spieler eine Chance auf Einsatzzeiten hat. Der Rückkehrer Aaròn und die neuen Lee und Widmer passen perfekt ins Mannschaftsgefüge und sind allesamt Stammspieler. Mit Ingvartsen ist zudem ein toller Joker gekommen, der schon wichtige Tore, wie zuletzt in der Nachspielzeit vom DFB-Pokal geschossen hat. Außerdem stehen immer wieder einige NLZ-Spieler im Kader und bekommen Spielzeit. Dementsprechend bin ich sehr zufrieden mit der Mannschaft und habe das erste Mal seit vielen Jahren keine großen Wünsche für die nächste Transferphase.
Kommen wir zu Florian Müller, der sich in Mainz nicht gegen Robin Zentner durchsetzen konnte und erst nach Freiburg ausgeliehen wurde und dann zu uns wechselte. Hat sich diese Personalentscheidung für Euch auch in der bisherigen Saison als richtig herausgestellt?
Florian Müller gehen zu lassen hat uns sehr weh getan. Viele in Mainz halten ihn für besser als Zentner, gerade für die Spielweise, in die sich das Torwartspiel in letzter Zeit entwickelt. Aber hinter den beiden stehen noch einige andere Torwart-Talente und warten auf den Durchbruch, wie Finn Dahmen, der im Sommer ist mit der deutschen U21 Europameister wurde. Dementsprechend war es leider abzusehen, dass einer der drei Mainz verlassen muss. Zentner ist auf der Linie einer der besten Torhüter der Liga, außerdem hat er sehr starke mentale Qualitäten, was ihm ursprünglich den Platz in der Stammelf eingebracht hat. Für Mainz war es wahrscheinlich die richtige Entscheidung Müller gehen zu lassen, weil man mit ihm einerseits die größten Transfereinnahmen erzielen konnte, andererseits steht mit Dahmen ein Spieler im Kader, der ihm von den spielerischen Qualitäten sehr nahe kommt. So hat Mainz zwei unterschiedliche Torwarttypen im Kader und kann sich, falls es nötig sein sollte, taktisch anpassen.
Kommen wir zu den anderen “Seitenwechslern”: Im Mainzer Kader stehen mit Adám Szalai und Kevin Stöger zwei ehemalige Brustringträger. Wie läuft es für die beiden bei Euch?
Adám Szalai ist bei Mainh zum Edeljoker mutiert. Er spielt selten von Beginn an und hat im Kader mehr eine Vorbildrolle für die jüngeren Profisr. Leider trifft er nur noch zu selten, wird aber trotzdem immer wieder eingewechselt. Durch seine fehlende Geschwindigkeit und Kondition ist sein Offensivspiel zu statisch. Kevin Stöger ist aktuell auch nicht mehr über die Rolle als gelegentlicher Einwechselspieler hinausgewachsen. Gerade letzte Woche gegen Köln hat er aber wieder gezeigt, dass er Lee oder Boëtius gut ersetzen kann. Außerdem ist er als einer der besten Standardschützen im Kader geschätzt.
Was sind denn in dieser Saison die Stärken und die Schwächen des FSV? Vor wem muss sich der VfB am Freitagabend besonders in Acht nehmen?
Mainz agiert aus einer sicheren Abwehr heraus und hat bundesligaweit die zweitwenigsten Gegentore bekommen. Das Sturmduo Burkardt/Onisiwo ist diese Saison brandgefährlich legt sich immer wieder gegenseitig Chancen und Tore auf. Das Mittelfeld dahinter ist leider immer Mal wieder nicht ganz so präsent im Zugriff und Anlaufen, weshalb auch Mal alle drei Spieler ausgewechselt werden. Gerade bei Standards hat Mainz offensiv nicht viel zu bieten, wir warten immer noch auf das erste Tor nach einem Standard. Leider benötigen die 05er sehr oft viele Chancen um ein Tor zu schießen, da die Abwehr aber meistens gut steht, schaffen wir es trotzdem nur selten zu verlieren. Außerdem sind die Außenverteidiger Widmer und Aaròn sehr aktiv, flanken gerne und sind außerdem spielerisch extrem gut drauf.
Players to watch: Johnny Burkardt, Silvan Widmer
Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel?
Mainz liegen Abendspiele diese Saison, deswegen tippe ich auf 1:2.
Titelbild: © Thomas Niedermueller/Getty Images