Nach der bitteren Pleite gegen Freiburg wartet der nächste unangenehme Gegner auf die Elf von Bruno Labbadia, die weiterhin auf den ersten Sieg im neuen Jahr wartet. Ein Torwartwechsel soll dabei helfen. Ob Bredlow allerdings der Richtige ist, um den Kasten zu sauber zu halten, ist fraglich.
Am Ende war nicht die Frage ob, sondern wann Müller auf die Bank gesetzt wird. Neben seinen Patzern, die uns regelmäßig Punkte kosten, ließ er sechs Tore mehr zu als erwartet wurde. Das ist Platz 16 der Bundesliga. Auch letztes Jahr war er schon eine Inkonstante. Vergessen wir nicht, dass der Grund, warum ein Last-Minute-Tor letzte Saison für den Klassenerhalt nötig war, der war, dass Müller einen einfachen Ball nicht gescheit abgewehrt hatte und Modeste so relativ einfach den Ausgleich erzielte. Natürlich war es von Anfang an schwer für den 25- jährigen Saarländer im Ländle Fuß zu fassen. Die Fußstapfen seine Vorgängers und Publikumsliebling Gregor Kobel, der meiner bescheidenen Meinung nach mittlerweile der beste Torwart der Bundesliga ist, waren sehr groß. Vielleicht sogar zu groß. Natürlich konnte er Kobel nicht 1 zu 1 ersetzen, aber ich denke zumindest eine Bundesligatauglichkeit wäre schon erwartbar. Das soll jetzt kein Abgesang auf den ehemaligen U21-Nationaltorwart sein, vielleicht tut ihn die Bank gut. Vielleicht kann Bredlow nicht überzeugen und Müller könnte — vielleicht auch unter einem neuen Trainer — glänzen und endlich sein Potenzial ausschöpfen. Prove me wrong, buddy!
Kommen wir nun zu seinem Ersatz Fabian Bredlow und naja, es gibt Gründe warum er bis lang nur Ersatz ist. Er ist zwar ein verlässlicher Back-Up, aber wenn es darauf ankommt, war er auch schon einmal für einen Patzer gut. Zwei Mal war er als Copa-Keeper für unser Ausscheiden mitverantwortlich. Zum Beispiel als er gegen Leverkusen eine Ecke ins eigene Tor faustete, oder sein Ausrutscher gegen Gladbachs Plea, der die 1–2 Niederlage besiegelte.
71. Minute:
Nach einem Eckball für Leverkusen und einem Luftduell zwischen Lucas Alario und Fabian Bredlow ist der Ball drin, Leverkusen führt.#DFBPokal #B04VfB 1:0
— VfB Stuttgart (@VfB) February 5, 2020
Doch warum ausgerechnet jetzt? Ich habe dafür zwei Theorien. Theorie 1: Labbadia ist die Hutschnur geplatzt und er will der Mannschaft zeigen, dass niemand un“bench“bar ist oder Theorie 2: Labbadias Stuhl wird immer heißer und der Torwartwechsel ist eine Art letzter Strohhalm, wie damals bei Tim Walter. Es gibt ja die einhellige Meinung, drei Trainer in einer Saison sind schon peinlich, aber bei einem weiteren Trainerwechsel und dem damit verbundenen vierten Trainer binnen einer Saison wären wir die Lachnummer der Nation. Und deswegen werden wir anscheinend die Saison komme was wolle mit Labbadia zu Ende bringen. Ich habe dazu drei Argumente, warum das alles völliger Bullshit ist und ein erneuter Trainerwechsel doch im Bereich des Möglichen liegt. Erst einmal who the fuck cares was Fußball-Deutschland über uns denkt, Fußball ist kein Sympathiewettbewerb sonst würden Rasenwasweißich Leipzig und Hoffenheim in die fußballerische Bedeutungslosigkeit verschwinden. Zweitens, Michael Wimmer war von Anfang an klar, dass er nur übergangsweise die Mannschaft trainieren würde. Er wurde nicht umsonst überall als Interimstrainer präsentiert, egal ob bei PK’s, auf der VfB-Seite oder selbst bei der Mannschaftsvorstellung im Stadion wurde Wimmer als Interimstrainer vorgestellt. Also kann man den Wechsel von ihm zu Labbadia nicht als offiziellen Trainerwechsel zählen. Und Drittens: Labbadia ist Wehrles Trainer. Über den Trainer muss aber letztendlich Sportdirektor Fabian Wohlgemuth entscheiden. Natürlich muss am Ende Wehrle und der Aufsichtsrat einen Trainerwechsel mittragen, aber ganz ehrlich: Wenn Wohlgemuth einen neuen Trainer haben will und ihm dies verwehrt wird, dann hat Wohlgemuth keine Zukunft mehr bei uns. Dann brauchen wir auch kein Sportdirektor, Kaderplaner, etc. wenn Wehrle, Vogt und Co. es eh alles besser wissen. Wollen wir hoffen, dass dies nicht der Fall ist und unsere Vereinsführung Wohlgemuth im Falle des Falles unterstützen tut. Kommen wir nun ohne Umschweife zur aktuellen
Personalsituation
Tiago Tomás und Serhou Guirassy fallen verletzt aus, während Borna Sosa unter der Woche erkältet war und vielleicht für das Spiel gegen die Kölner ausfällt. Nikolas Nartey kommt nach Adduktorenprobleme zurück und könnte im Spieltagskader stehen. Ansonsten stehen Bruno Labbadia alle Spieler zur Verfügung.
Mögliche Startaufstellung
Zagadou wird nach seinem unglücklichen Spiel gegen Freiburg wieder auf der Bank Platz nehmen müssen, für ihn rutscht Mavropanos in die Startelf. Alternativ könnte Mavropanos für den als RV unglücklichen Anton einspringen. Während Zagadou eine weitere Chance in der IV bekommt. Das größte Problem wird nach wie vor die Frage nach dem besten Guirassy-Ersatz. Pfeiffer kommt zwar dafür in Frage, war aber in den letzten Spielen jetzt nicht gerade ein Faktor. Vielleicht sehen wir Kastanaras als Sturmspitze oder Labbadia macht mal was ganz verrücktes und lässt Silas in der Sturmspitze auflaufen. Im Mittelfeld hat sich das Trio rund um Haraguchi, Karazor und Endo bewährt und sollte mittlerweile eingespielt sein.
Statistik
Der VfB tut sich in Spielen gegen den Effzeh traditionell sehr schwer. In 105 Duellen führen die Kölner mit 41 zu 37 Siegen bei 27 Unentschieden. In den letzten Jahren war es eine regelmäßige Abwechslung zwischen Sieg, Unentschieden und Niederlage. Also weder ein Angst‑, noch ein Lieblingsgegner für die Brustringträger. Zuletzt war die Mannschaft von Steffen Baumgart in Topform. Im neuen Jahr ist sie noch unbesiegt und konnte sowohl gegen die Bayern als auch gegen Leipzig punkten. Ihre Stärke ist die Zweikampfführung. Kein Team führt und gewinnt mehr Zweikämpfe als die Geißböcke. Besonders stechen sie in Zweikämpfen in der gegnerischen Hälfte. Sie sind eine sehr pressingstarke Mannschaft, was typisch für Baumgart-Teams ist. Im letzten Drittel sind Flanken die Waffe der Wahl des Effzehs. Keine Mannschaft schlägt mehr Flanken in Strafraumhöhe als unser nächster Gegner. Die Schwächen sind auch relativ klar. Sie spielen mit die meisten Fehlpässe der Liga. Auch haben sie die meisten vom Gegner geblockte Pässe gespielt. Während sie also gegen den Ball und auf Flanken hoffen, lassen sie technisch zu wünschen übrig.
Fazit
Es wird ein Spiel auf Augenhöhe sein, in dem wir (mal wieder) zum Siegen verdammt sind. Die Bochumer Renaissance und der Hertha-Sieg letzte Woche setzen uns zusätzlich unter Druck. Mit dem Torwartwechsel gehen wir einen riskanten, aber überfälligen Weg. Die Kölner werden uns alles abverlangen, aber sie sind auch nicht perfekt. Wir gehen zwar laut Wettquoten als Favorit in das Spiel, aber wenn wir wie ein Underdog spielen und den Kölner den Ball überlassen, können wir sie schnell mit ihren eigenen Mitteln schlagen. Ich bin wie immer optimistisch und sage es wird ein 2:0 Heimsieg!
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass stellt fest: “Wenn der VfB am Samstag wieder gegen Köln antritt – diesmal sicher nicht bei bestem Frühsommerwetter, aber dafür auf einer großen Baustelle – wird von der Euphorie des 14. Mais nichts mehr zu spüren sein.”
Titelbild: © Matthias Hangst/Getty Images