Der VfB und die Bundesliga gehen in den Endspurt. Am Sonntag steht gegen Heidenheim ein in mehrfacher Hinsicht besonderes Spiel an.
Und auch wir sind wieder da, nachdem wir uns mit Blog und Podcast eine anderhalbwöchige Verschnaufpause gegönnt haben. Ich hätte auch ehrlich gesagt nicht gewusst, was es in Bloglänge zu beschreiben gegeben hätte, was nicht auch in einen Tweet passt. Bei aller Freude für die vier Nationalspieler im Brustring und Mittelstädts Traumtor mache ich mir anders als die Kollegen vom Vertikalpass zu wenig aus der Nationalmannschaft — und beschäftige mich dementsprechend zu wenig mit ihr, wie ihr in der letzten Podcast-Folge hören konntet. Mit dem anderen großen Thema der Länderspielpause glaube ich mich besser auszukennen, allein mir fehlt die Lust, diese shit show ausgiebig schriftlich zu würdigen. Bei einem Präsidenten, der im Kicker zum Rundumschlag ausholt und den Fortbestand von 50+1 beim VfB mit seiner Person verknüpft, einem Vizepräsidenten, der bei kritischen Entscheidungen nie wirklich dabei war und sich an Abläufe nicht genau erinnern will oder kann und am liebsten nur noch nach vorne schauen möchte und einem Präsidiumsmitglied, das anonyme Rücktrittsforderungen Korrektur liest, diesen aber für sich ausschließt kann die Konsequenz nur lauten: Rücktritt oder Abwahl.
Widmen wir uns erfreulicheren Sachen. Am Sonntag steigt in einem zumindest äußerlich endlich fertiggestellten Neckarstadion mit 60.000 verkauften Plätzen das 1.000. Spiel seit Beginn der Bundesliga. Irgendwie erscheint auch die 1o00. Ausgabe der Stadion aktuell und überhaupt startet der VfB in die finalen Spiele um den Europapokal. Ein erster Meilenstein könnte dabei an diesem 27. Spieltag schon erreicht werden: Abhängig vom Ergebnis der Augsburger gegen Köln könnte sich der VfB mit einem Heimsieg entweder rechnerisch oder angesichts eines Vorsprungs von derzeit 28 Toren quasi-rechnerisch die Teilnahme am Europapokal sichern. Zumindest mit der Playoff-Runde für die Conference League könnten wir dann planen. Die steigt übrigens in den letzten beiden Augustwochen. Aber wir wollen angesichts der Tabellensituation und den zuletzt überragenden Ergebnissen natürlich mehr. Mehr startet dann Mitte September aber zuerst müssen wir mal so weit kommen in den verbleibenden acht Spielen, in denen es auch noch gegen drei Tabellennachbarn geht. Zunächst kommen aber die räumlichen Nachbarn aus Heidenheim von der Alb runter in die Landeshauptstadt. Das Ziel aus VfB-Sicht ist natürlich, sich für die Niederlage im ungemütlichen Hinspiel zu revanchieren und das angesichts folgender
Personalsituation
Die deutschen Nationalspieler hatten aus Frankfurt eine eher kurze Anreise, Guirassy und Silas blieben eh in Stuttgart. Enzo Millot kam mit einer Erkältung von der französischen U21 zurück, Mo Dahoud stand für Syrien gar nicht erst auf dem Platz und auch Karazor hat Schnupfen (oder so), der einzige, der aber definitiv ausfällt ist Ersatztorhüter Fabi Bredlow. Ein kleiner Vorgeschmack auf englische Wochen in der zweiten Jahreshälfte, aber alles nicht dramatisch, was auch eine
Mögliche Startaufstellung
relativ einfach vorhersagen lässt.
Es ist die gleiche wie vor zwei Wochen beim Heimspiel gegen Hoffenheim. Gerade gegen die laufstarken Heidenheimer (gleich mehr dazu) würde ich auf der Außenbahn nicht auf Stenzel setzen und wenn das Offensivquartett fit ist, bleibt auch für Silas und Leweling erstmal nur die Bank.
Statistik
Es ist erst das sechste Pflichtspiel beider Vereine gegeneinander, was die Bezeichung als Derby umso amüsanter macht. In vier Zweitliga-Spielen gab es eine Niederlage, zwei Siege und ein Unentschieden für den VfB, in der Bundesliga das bereits angesprochene Hinspiel. Heidenheim steht auf Platz mit zehn Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz mehr als respektabel da und hat sich das vor allem durch klassische Aufsteigertugenden erarbeitet: Rennen und Grätschen. In den Statistiken für gelaufene Kilometer, Sprints und intensive Läufe findet sich der FCH jeweils in den Top 3, außerdem bei den Fouls. Gleichzeitig hat aber nur eine Mannschaft weniger Karten kassiert als die Heidenheimer: Der VfB. Bei all diesen Statistiken liest man immer wieder den gleichen Spielernamen: Tim Kleindienst, der ja auch im Hinspiel den Deckel aufs Spiel machte. Dass Jan-Niklas Beste — wenn er spielfit ist, gefährliche Standards treten kann und Eren Dinkci sehr schnell ist, dürfte keinen mehr überraschen, der die Bundesliga verfolgt. Gefährlich ist auch die Effektivität der Heidenheimer: 39 Prozent aller Schüsse die aufs Tor (und nicht daneben oder an den Pfosten) gehen, sind auch drin. Das ist gemeinsam mit den Bayern der Spitzenwert der Liga, nur dass der FCH mit am seltensten in der Liga überhaupt aufs Tor schießt: pro 90 Minuten sind es drei Schüsse aufs Tor, der VfB erzielt doppelt so viele Abschlüsse. Und auch in Kopfballduellen sollten wir den Gegner am Sonntag nicht unterschätzen. Gleichzeitig passt sich die Mannschaft in vielen Metriken aber auch ihrem Tabellenplatz an.
Fazit
Der VfB verfügt über das Selbstbewusstsein und die spielerischen Mittel, um auch die Heidenheimer zu besiegen, daran besteht kein Zweifel. Auch nach der letzten Länderspielpause der Saison sehe ich keinen Grund oder Anzeichen für einen Einbruch. So leicht wie die Hoffenheimer werden es uns die Gäste mit Sicherheit nicht machen, andererseits haben sie in diesem Kalenderjahr auch erst ein Spiel gewonnen. Auch wenn angesichts der berechtigen Kritik an Präsidium und Aufsichtsrat mit Protesten zu rechnen ist, wird die Heimspielatmosphäre und der Ausblick auf die Reise nach Europa ihr Übriges dazu tun. Am Vorabend nehmen sich mit Bayern und Dortmund zwei Konkurrenten gegenseitig die Punkte weg, während Leipzig gegen Mainz und Leverkusen gegen Hoffenheim wohl wenig Probleme haben werden. Aber eins nach dem anderen. Heidenheim ist der nächste kleine Schritt zum großen Spiel.
Und natürlich ist die Partie zwischen VfB und FCH auch noch aus einem anderen Grund ein besonders Spiel. Jede Woche haben wir in unserem Podcast an VfB- und Heidenheim-Fan Sebastian erinnert, der an akuter lymphatischer Leukämie erkrankte (Erinnerung: Registriert Euch bei der DKMS!) und uns auf seinem Instagram-Profil an seinem Kampf, also seinem Krankheits- und Genesungverlauf teilhaben ließ. Am 24. März hat Sebastian seinen Kampf verloren.
Seiner Familie und seinen Freunden gilt unser tiefstes Mitgefühl und Beileid. Ruhe in Frieden, Seba!
Titelbild: © Alex Grimm/Bongarts/Getty Images