Am Mittwochabend beginnt für den VfB gegen den 1. FC Heidenheim der Rest der Zweitliga-Saison. Erneut haben wir uns mit Sarah (@heidekopf1846), Heidenheim-Fan aus Kanada, über das Spiel und ihren Verein unterhalten, auch diesmal zweisprachig (English version below!).
Rund um den Brustring: Hallo Sarah, da wir dich ja schon vor dem Hinspiel vorgestellt haben, überspringen wir das und fragen dich stattdessen, wie zufrieden Du mit der ersten Saisonhälfte bist.
Sarah: Soweit bin ich zufrieden, aber es gibt noch viel zu tun. Ich weiß, dass Heidenheim rein von der Statistik her einen starken Saisonbeginn hatte, aber die Spiele waren sehr anstrengend anzuschauen und wurden oft erst in den letzten Minuten entschieden. Meiner Meinung nach brauchte Frank Schmidt zu lange, um eine stabile Startelf zu finden. Zum Glück hat sich die Mannschaft jetzt mehr gefunden und steht auch dementsprechend in der Tabelle gut da. Darüber freue ich mich auf jeden Fall.
Heidenheim ist aktuell Vierter, einen Punkt hinter Stuttgart. Was muss passieren, damit der FCH aufsteigt?
Zunächst mal ist der vierte Platz großartig, denn wir sind in Schlagweite der Aufstiegsplätze. Was passieren muss? Wir müssen mehr Tore schießen. Wir haben bisher erst 27 Treffer erzielt, nicht viel mehr als der Tabellen-16. Nürnberg, der 26 Tore hat. Wenn Du Dir die Aufsteiger der letzten Jahre wie Köln und Paderborn anschaust, dann haben die sich vor allem gegen ihre Konkurrenten durchgesetzt, weil sie viele Tore schossen und eine sehr gute Tordifferenz hatten. Natürlich kann man immer argumentieren, dass das “Wie” egal ist, solange Du am Ende gewinnst. Aber wenn Heidenheim wirklich eine Topmannschaft sein will, müssen sie offensiv besser aussehen.
Was würde ein Aufstieg in die Bundesliga für einen Verein wie Heidenheim bedeuten?
Es wäre eine richtig große Sachen für die Mannschaft und die Fans. Ich meine, wir reden hier über einen Verein, die Anfang der 2000er noch sechstklassig spielten und dank Frank Schmidt in relativ kurzer Zeit einen steilen Aufstieg hingelegt hat. Wenn man sich diesen Aufstieg anschaut, dann sieht man, dass Heidenheim normalerweise vier oder fünf Jahre in einer Liga verbringt. Dann steigen sie auf und es geht wieder von vorne los. Das zeigt mir, dass Heidenheim nicht nur aufsteigt, um direkt wieder abzusteigen. Wenn sie aufsteigen, wollen sie oben bleiben. Das macht ist aus wirtschaftlicher Perspektive natürlich sinnvoll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Heidenheim einen Aufstieg ohne eine langfristige Perspektive angehen würde.
Außerdem müsste der Verein, derzeit ein exzellenter Zweitligist, einiges verändern. Schau Dir das Pokalspiel gegen die Bayern letztes Jahr an. Die Bayern sind eine gut geölte Fußballmaschine und das sieht man auch auf dem Feld. So gut Heidenheim auch darin ist, Talente zu entwickeln, müssten sie trotzdem in paar Spieler investieren, um oben zu bleiben. Deshalb glaube ich auch, dass es noch ein paar Jahre dauert, bis wir Heidenheim in der Bundesliga sehen. Aber wenn es soweit ist, werden sie bereit sein!
Es gab nicht viele Transfers in der Winterpause. Ihr habt Mittelfeldspieler Tobias Mohr aus Fürth verpflichtet und Schmidt, Biankadi und Steuerer verliehen. Glaubst Du, dass der Verein seine Arbeit auf dem Transfermarkt erledigt hat oder siehst Du noch Lücken im Kader?
Heidenheim hat derzeit zum Glück einen großen Kader, deswegen sehe ich die Leihen als sinnvoll für die Mannschaft an. Obwohl wir viele Stürmer haben, brauchen wir vorne mehr Konstanz. Das hat aber auch mit der Entwicklung von Talenten zu tun. Das Mittelfeld mit Schnatterer und Griesbeck wird älter, das ist offensichtlich ein Thema. Aktuell halten Konstantin Kerschbaumer und Niklas Dorsch da den Laden zusammen, solange bis junge, talentierte Spieler wie Mohr und Sessa soweit sind.
Heidenheim hat mit 18 die wenigsten Gegentore der Liga kassiert und acht Mal zu null gespielt. Liegt das an der Taktik, der Qualität Eurer Abwehr oder ist das einfach nur Glück?
Glück definitiv nicht, unsere Abwehr steht diese Saison sehr stabil. Niklas Dorsch hat da viel Anteil dran, weil er die gegnerischen Angriffe häufig schon im Mittelfeld unterbindet. Oliver Hüsing und Patrick Mainka sind großartige Verstärkungen und auch Kevin Müller spielt eine großartige Saison. Unserer Abwehrreihe ist diese Saison sehr zuverlässig.
Blicken wir kurz zurück aufs Hinspiel in Heidenheim. Der FCH glich spät im Spiel noch eine 2:0‑Führung des VfB aus. Wie war Deine Stimmung nach dem Spiel?
Nun, der VfB war gefährlich vor dem Tor und hatte wesentlich mehr Ballbesitz als Heidenheim. Ich freue mich immer über Punkte, aber ich kein Fan dieses “Hail Mary”-Spielstils. Gut, dass wir nicht verloren haben, aber mir wäre es lieber gewesen, wir hätten früher im Spiel schon etwas zustande gebracht.
In diesem Spiel schoss Robert Leipertz sein zweites von bisher insgesamt sechs Toren, Tim Kleindienst hat sieben Mal getroffen. Wie wichtig sind die beiden für den Erfolg?
Leipertz und Kleindienst sind die verlorenen Söhne von Heidenheim. Beide waren eine Weile woanders und sind stärker zurück gekommen. Ihr Beitrag zum Erfolg geht weit übers reine Toreschießen hinaus. Die beiden stehen symbolisch für die langfristige Spielerentwicklung in Heidenheim und verkörpern die Identifikation mit dem Verein, die in den letzten zehn Jahren so wichtig für dessen Stabilität war.
Jemand, mit dem man immer rechnen muss, ist Marc Schnatterer. Bisher hat er zwei Tore und sechs Vorlagen. Hast Du das Gefühl, er wird langsam alt, oder ist er noch voll auf der Höhe?
Das ist eine schwierige Frage. Schnatterer ist 34, da kommt man nicht drumherum. Die meisten Spieler haben zu diesem Zeitpunkt schon aufgehört zu spielen, aber er hat letzte Saison zehn Tore geschossen. Das muss man ihm lassen. Ist er diese Saison auf der Höhe seines Schaffens? Nicht wirklich. Schnatti ist ein kluger Kopf. Ich glaube nicht, dass er damit rechnet, mit 40 noch Ecken zu treten und der Verein weiß das auch, weshalb in den letzten Jahren der Kader auch umgebaut wurde. Aber Schnatter ist immer Gold wert, entweder als Spieler oder in einer Führungsposition.
Auf wen müssen wir noch heute Abend aufpassen? Und welche Schwächen hat die Mannschaft aktuell?
Ich würde auf Stefan Schimmer aufpassen. Er ist einer der neuen Stürmer und hat aktuell drei Tore auf dem Konto. Er wird aber noch gefährlicher, wenn er sich besser in der Mannschaft zurecht gefunden hat. Was die Schwächen angeht: Heidenheim muss noch an der Passgenauigkeit arbeiten. Hoffentlich haben sie genau das in der Winterpause getan.
Welche Themen beschäftigen die FCH-Fans derzeit abseits des grünen Rasens?
Nunja, ich kann von Kanada aus nicht für alle Heidenheim-Fans sprechen, aber die, die ich kenne, freuen sich über unsere jungen Talente, insbesondere Sessa, der dieses Jahr von der U19 hochgezogen wurde. Außerdem sind wir froh, dass der Abgang von Nikola Dovedan nach Nürnberg gut aufgefangen werden konnte. Das hätte ein Desaster werden können.
Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel und für den Saisonausgang des 1. FC Heidenheim?
Ich denke, wir spielen wieder Unentschieden, aber mit einer besseren Leistung von Heidenheim als im Hinspiel. Am Ende der Saison wird Heidenheim denke ich Vierter oder Fünfter werden — mit einer guten Leistung, aber nicht gut genug, um in die Bundeslig aufzusteigen. 2021 wird unser Jahr!
Rund um den Brustring: Hi Sarah! As we’ve already introduced you half a year ago, we’ll skip that part and ask you instead, how content you are with the first half of the season?
Sarah: So far, I am content, but there is still work to do. I know, statistically, Heidenheim had a strong front-end of the season, but those early games were difficult to watch and often came down to the last few minutes of the game. For me, it took far too long for Frank Schmidt to find a solid starting 11. Luckily, the team is a bit more settled now and that is contributing to our solid position in the league. So, I’m happy about that!
Heidenheim are currently sitting in fourth place, 1 point behind Stuttgart. What needs to happen in order for FCH to reach promotion?
Fourth place is a great position to be in. It’s in striking range of promotion!
What need to be done? We need to get our goal-scoring up. In terms of goals scored, we only have 27 on the season, which isn’t that much different than 16th place FC Nürnburg, who has 26 goals. If you look at the teams that were promoted last year, like FC Köln and Paderborn, they did it by outperforming their competitors in goal-scoring and widening their goal-differential.
I suppose one can argue that the “how” doesn’t matter as long as you get the points at the end of the day. But if Heidenheim really wants to be that sort of top-level team, they need to have a stronger offensive performance.
What would playing in the Bundesliga mean for a club like Heidenheim?
Obviously, it would be huge for the team and the fans. We’re talking about a team who was in the sixth tier of the league at the start of the 2000’s and has risen through the ranks in a relatively short period of time thanks to Frank Schmidt.
If we look at the team’s ascension under Schmidt, Heidenheim usually spends four or five years in a league, gains promotion, and then the cycle starts again. This tells me that Heidenheim is not interested in going up to the Bundesliga in order to come right back down. If they go up, they’ll want to stay up. This, of course, makes sense from a business perspective. I don’t see FC Heidenheim as the sort of operation that will incur all the costs of promotion without the long-term reward.
I also think that, while Heidenheim is an excellent 2. Bundesliga team, they will need to make some changes if they go up. Just look at the DFB Pokal game last year against Bayern Munich—a team like Bayern Munich is a well-oiled soccer machine and it shows on the pitch. As much as Heidenheim is strong at developing dark-horse talent, they will have to invest in a few Lewandowski-caliber players if they want to make it stick in the top league.
For these reasons, I think we are still a couple of years away from seeing Heidenheim in the Bundesliga—but they will be ready when the time is right!
There weren’t many transfers so far during the winter break. You acquired Tobias Mohr, a midfielder, from Fürth and sent Schmidt, Biankadi and Steuerer away on loan. Do you think, the club’s work on the market is done for this transfer period or do you still see an opening in the squad that has to be filled?
Heidenheim is blessed with a really deep bench at the moment, so I can see some of these loans as advantageous for the team. Although they have an abundance of strikers, I do think Heidenheim needs more consistency upfront, but that is just a problem of talent development. Heidenheim’s midfield, anchored by Schnatterer and Griesbeck, is aging and they are obviously trying to address that. For now, Konstantin Kerschbaumer and Niklas Dorsch are keeping that area strong until some of the younger talent, like Mohr and Sessa, are ready.
Heidenheim has conceded the fewest goals in the league, only 18. In eight games, the other team stayed scoreless. Is that due to tactics, the quality of your defenders or pure luck?
It is definitely not luck; Heidenheim’s defense is really tight this season. Niklas Dorsch has a lot to do with Heidenheim’s performance here—he is very proactive in ensuring that the other team doesn’t get too far down the midfield. Oliver Hüsing and Patrick Mainka have been great additions to their defense and Kevin Müller is having a great season. Overall the FCH defence has been strong and reliable, which is what you want from your back line.
Looking back on the game in the first leg of the season at Heidenheim. FCH equalized a 2–0 lead by VfB late in the game. What were your feelings after the game?
Well, Stuttgart was dangerous in front of the net and definitely outplayed Heidenheim on possession. I am always happy with a point, but I am not a fan of the “Hail Mary” style of play. So, while I was happy to not lose, I would have been happier if we were able to make something happen on the pitch a bit earlier.
That game saw the second of overall six goals by Robert Leipertz so far, Tim Kleindienst scored seven. How important are those two for the success of the club?
Leipertz and Kleindienst are the prodigal sons of FC Heidenheim right now! Both left the team for a while and have come back stronger. I think in terms of their contribution, it goes beyond goal-scoring. They demonstrate the long-view strategy of player development at Heidenheim and embody that loyalty to the team that has been so essential to its stability over the past decade.
A force that is always to be reckoned with in Heidenheim is Marc Schnatterer. So far, he has two goals and six assists. Is he getting old or do you still see him on top of his game?
This is a difficult question to answer! Schnatterer is 34—obviously, we can’t deny that. Most footballers are retired by that age, but he scored ten goals last season! You have to give respect where it’s due. Have we seen him at his best this season? Not really. Look, Schnatti is a smart guy; I don’t think he expects to be taking corner kicks when he’s forty. The tam knows this, too, thus the major changes to the roster that we’ve seen in the past couple of years. But Schnatterer will always be an asset for the team whether as a player or in some other leadership role.
Anyone else we need to be worried about on Wednesday? And what are the weaknesses of the team at the moment?
I’d watch out for Stefan Schimmer. He’s one of Heidenheim’s new strikers and currently has three goals. He will only get more dangerous as he grows into his position on the team. In terms of weaknesses, Heidenheim still needs to work on their passing accuracy. Hopefully they worked this out during the winter break and they’ll come out united against Stuttgart!
What are the topics that FCH fans are talking about at the moment, apart from what happens on the pitch?
Well, I can’t speak for all Heidenheim fans because I am in Canada. But the FCH fans I know are excited about our young talent, especially Sessa, who was called up from our U19 team this year. They also are happy that we weren’t hurt too much by Nikola Dovedan leaving for Nürnburg—that was a disaster averted.
At last: Your prediction for the game and for Heidenheim’s place in the table at the end of the season?
I think we will draw again, although with a more solid effort from Heidenheim than we saw last time. In terms of the overall season, I think Heidenheim will end up in fourth or fifth place—just enough to show a strong performance, but not enough to break into the Bundesliga. 2021 will be our year.