Vor der nächsten Länderspielpause tritt der VfB gegen Frankfurt an. Wir haben uns im Vorfeld mit SGE-Fan Patricia (@paetrisha) vom Eintracht Podcast unterhalten.
Rund um den Brustring: Hallo Patricia und danke, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Erzähl doch erstmal was über Dich: Wie bist Du Eintracht-Fan geworden und wie hat es Dich zum Eintracht-Podcast verschlagen?
Patricia: Zum Fußball kam ich schon recht früh über meinen Vater. Da der aber kein Eintracht-Fan war, bin ich im Grundschulalter über die Familie meiner besten Freundin ins Eintracht-Umfeld gerutscht und seitdem hat mich die Diva vom Main auch nicht mehr losgelassen.
Mit Marvin und Basti vom Eintracht-Podcast arbeite ich seit über einem Jahr bei Fußball 2000 zusammen. Nachdem ich jahrelang Zuhörerin des Eintracht-Podcasts war, hat mich Marvin im Juni gefragt, ob ich nicht mal Gast sein möchte und aus dem Gastspiel wurde dann ziemlich schnell ein fester Einstieg.
Nach zwei Spielzeiten voller rauschender Europapokalspiele ist die SGE nach dem 9. Platz in der letzten Saison nicht international vertreten? Bist Du enttäuscht, dass es nicgz nicht wieder für Europa gereicht hat?
Die Enttäuschung hält sich in diesem Jahr ziemlich in Grenzen. Das liegt sicherlich stark an der momentanen Situation rund um Corona, die eine Europapokal-Saison mit vielen Reisen und spektakulärer Heimspiel-Atmosphäre, wie wir sie aus den letzten Jahren kennen und lieben, ohnehin nicht zugelassen hätte.
Zudem waren die letzten beiden Spielzeiten auch eine hohe Belastung für die Mannschaft. Es blieb wenig Zeit, das Team in Ruhe weiterzuentwickeln und intensiv an Problemstellen zu arbeiten. Da die Mannschaft über den Sommer zu großen Teilen zusammengehalten werden konnte, bietet sich diese ruhigere Saison jetzt an, um dort anzusetzen.
Das 1:1 gegen Bremen war schon das dritte Unentschieden gegen einen potenziellen Abstiegskandidaten, zuvor gab es das gleiche Ergebnis gegen Bielefeld und Köln. Dafür habt Ihr gegen die Hertha und Hoffenheim gewonnen, saht aber beim 0:5 in München nicht gut aus. Wie bewertest Du den Saisonstart der Eintracht und wo geht die Reise dieses Jahr hin?
Eigentlich ist die Eintracht gut in die Saison gestartet. Die Verteilung der Punkte hätte ich zwar anders erwartet (Siege gegen Bielefeld und Köln, Unentschieden gegen Hertha und Hoffenheim), aber letztendlich war die Ausbeute zufriedenstellend. Etwas gedrückt wurde die Stimmung dann aber durch die hohe Niederlage bei den Bayern und vor allem durch das Unentschieden gegen Werder Bremen – erneut ein Punktverlust gegen einen limitierten Gegner.
Schon das Spiel gegen Bremen wurde als „richtungsweisend“ bezeichnet — nun ist es die Partie gegen den VfB umso mehr. Momentan ist es schwer einzuschätzen, wohin sich die Eintracht bewegt. Das Ziel Europa wurde nun schon häufiger genannt. Ich bin da noch etwas skeptisch. Sollte die Eintracht weiterhin so inkonstant punkten und ihr durchaus vorhandenes Potenzial nicht voll ausschöpfen, sehe ich sie eher im grauen Mittelfeld zwischen Platz 8 und 12.
Die mit Sicherheit interessantesten Transfers im Sommer waren die Verpflichtung von Ragnar Ache von Sparta Rotterdam und die Leihe von Amin Younes aus Neapel. Bist Du zufrieden mit dem Transfer-(Spät-)Sommer?
Mit dem Transfersommer der Eintracht bin ich größtenteils zufrieden. Die Leistungsträger konnten gehalten werden. Das war im Vorfeld während der Corona-Krise alles andere als klar.
Mit Ragnar Ache hat sich die SGE einen spannenden, jungen Spieler für die Zukunft gesichert, der mit Kurzeinsätzen vor seiner Verletzung bereits langsam an die Mannschaft herangeführt wurde. Amin Younes ist ein Spieler, der der Eintracht direkt weiterhelfen kann. Er wird regelmäßig eingewechselt und bringt Kreativität und Schwung für die Offensive mit. Bisher macht er einen sehr guten Eindruck und nimmt positiven Einfluss auf das Spiel, sodass er sich definitiv auch für den ein oder anderen Startelfeinsatz empfohlen hat.
Einzig für den Sturm hätte ich mir vielleicht neben Perspektivspieler Ache noch einen weiteren Transfer gewünscht, nachdem Gonçalo Paciência an Schalke 04 ausgeliehen wurde. Hinter Bas Dost und André Silva kann es im Sturm ganz schnell eng werden – zumindest, wenn man am System mit zwei Sturmspitzen festhalten will.
Zuletzt habt Ihr Steven Zuber aus Hoffenheim ausgeliehen, der einen anderen Ex-VfB-Spieler vertreten soll: Filip Kostic. Wie ist Dein erster Eindruck von Zuber und was sagst Du zu der Entwicklung, die Kostic, der zuerst mit uns und dann mit dem HSV abstieg, bei Euch genommen hat?
Steven Zuber ist ein solider Bundesligaspieler. Er ist vielleicht kein Spieler, der den Unterschied macht, man muss aber auch keine Bauchschmerzen haben, wenn er auf dem Platz steht. Alles in allem hat die Eintracht mit Zuber einen ordentlichen Transfer getätigt – auch, um eine Alternative im Kader zu haben. Wie schnell es gehen kann, dass man ohne Kostic auskommen muss, haben wir zuletzt schmerzlich zu spüren bekommen.
Das zeigt aber auch die Wichtigkeit eines fitten Filip Kostic für das Team. Er ist ein absoluter Leistungsträger. Wie er die linke Seite als Schienenspieler über 90 Minuten hinweg unermüdlich beackert und ständig für Gefahr in der gegnerischen Hälfte sorgt, ist beeindruckend. Die Entwicklung, die er hier genommen hat, ist klasse. Es freut mich auch für ihn persönlich, nach allem, was er in seinen vorherigen Stationen einstecken musste. Für die Eintracht ging es mit Kostic nicht bergab, wie viele nach dem Transfer gestichelt haben, sondern sogar weiter bergauf. Und wenn wir als Fans schon eine gewisse Genugtuung spüren, wie muss das dann erst für ihn sein?
Seit 2018 ist auch Adi Hütter Trainer bei der SGE, der sicher auch seinen Anteil an Kostics Aufschwung hatte und der vor Saisonbeginn seinen Vertrag verlängert hat. Wie lässt er seine Mannschaft spielen und wie bewertest Du seine bisherige Amtszeit bei Euch?
Hütter hat mit der Eintracht schon einiges erreicht. Er ist der Erfinder der „Büffelherde“ um Ante Rebic, Sébastien Haller und Luka Jovic. Auch in ein Europa-League-Halbfinale marschiert man als Eintracht Frankfurt nicht einfach so durch. Dementsprechend bin ich mit seiner bisherigen Amtszeit sehr zufrieden.
Adi Hütter will attraktiven Offensivfußball mit aggressivem Pressing und schnellem Umschaltspiel spielen lassen. Wie das aussehen kann, hat man zu Büffelherde-Zeiten gesehen. Aktuell agiert die Eintracht unter Hütter aber etwas vorsichtiger. Er wählt in der bisherigen Saison eher defensive Aufstellungen – auch gegen schwächere Gegner. Vom aggressiven Pressing ist derzeit wenig zu sehen. Auch, wenn Hütter erst kürzlich betonte, das Pressing wieder mehr forcieren zu wollen. Momentan fehlt es in der Offensive aber an kreativen Ideen und Durchschlagskraft.
Kostic wird am Samstag wohl noch nicht wieder fit sein. Vor wem müssen wir uns stattdessen in Acht nehmen und wo liegen die Schwächen der Eintracht derzeit?
Wie eben erwähnt fehlt es in der Offensive an Kreativität und Durchschlagskraft. Sobald die Eintracht das Spiel machen muss, wirkt sie ideenlos. Das macht sie angreifbar. Dazu kommt, dass zuletzt auch Unkonzentriertheit und individuelle Fehler zu leichten Ballverlusten führten.
Trotzdem hat die Eintracht auch eine gewisse Qualität im Kader. Wenn sie einen guten Tag erwischt, wirkt sie plötzlich wie ausgewechselt und bietet sogar nettes Kombinationsspiel an. Kamada hat manchmal seine genialen Momente und kann gefährliche Aktionen einleiten. Silva ist ein starker Techniker und agierte zuletzt auch mit Dost im Duo gut. Auch ein Younes wirbelt – bisher als Einwechselspieler — gerne herum und sorgt so für Action im letzten Drittel. Und wenn die Eintracht nicht gerade in ihre behäbige Phase verfällt, kann sie Kontersituationen gut nutzen, denn das ist ihr Spiel.
Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel?
Da die Stärken beider Teams eher im Umschaltspiel liegen, könnte es entweder ein offener Schlagabtausch werden oder aber keines der beiden Teams traut sich so recht in die Spielmacher-Rolle, sodass es eine zähe Partie wird. Da ich mich nicht entscheiden kann, welches Szenario eintreten wird, tippe ich einfach mal plump auf ein 1:1 – das würde zumindest zur bisherigen Linie der Eintracht passen.