Es ist alles angerichtet für ein schönes Heimspiel unter Flutlicht. Aber auch heute Abend wird der VfB wieder einige Widerstände überwinden müssen.
Wäre es nicht schön, wenn wir unser emotionales Fußballgedächtnis zwischendurch abschalten könnten? Eigentlich spricht zum Auftakt des fünften Spieltags ja vieles für den VfB — torgefährlichste Mannschaft, bester Torjäger, drei Siege aus vier Spielen — und wenig für die Gäste aus Darmstadt. Die haben nämlich erst einen Punkt gesammelt und zwar nachdem sie in Unterzahl eine 3:0‑Führung verspielt haben und abgesehen davon haben sie die meisten Gegentreffer aller Bundesligisten. Und trotzdem ist das so ein Spiel, in dem der VfB typischerweise stolpert, weil der Gegner am eigenen Strafraum die Reihen schließt und irgendwann einen Konter ins VfB-Tor stochert. Wiesbaden, Osnabrück, you name it. Sebastian Hoeneß hat also ganz recht damit, dass jedes Bundesliga-Spiel eine große Herausforderung ist. Nicht nur spielerisch, denn auch die Darmstädter sind nicht zufällig in die Bundesliga aufgestiegen, sondern vor allem mental. Zu häufig haben VfB-Mannschaften in der Vergangenheit nach guten Auftritten die Bodenhaftung verloren und wurden dann von tiefstehenden Gegnern überrascht. Es ist zu hoffen, dass Hoeneß’ Appelle Früchte tragen und die Mannschaft das Spiel so ernsthaft angeht, wie sie das schon in den vergangenen Wochen getan hat. Positiv stimmt mich, dass man mit Alex Nübel einen Torwart hat, der den unvermeidlichen frühen Angriff der Gäste stoppen kann, während Serhou Guirassy vorne einen Lauf hat, in dem er auch in engen Spielen seine Tore macht. Natürlich reicht das nicht, die ganze Mannschaft muss dieses Spiel annehmen und es gibt aktuell wenig Anlass, daran zu zweifeln, dass sie das auch tun wird. Aber sag das mal meinem Kopf.
Kommen wir zur
Personalsituation
, die weiter dazu beiträgt, optimistisch auf dieses Spiel zu blicken. Josha Vagnoman wird wohl erst in der kommenden Woche wieder voll trainieren, Jeong Woo-Yeong ist hoffentlich noch eine ganze Weile bei den Asien-Spielen. Thomas Kastanaras und Laurin Ulrich sind Hoeneß zufolge im Teil-Training. Ansonsten sind alle da. Hoffentlich bleibt das so.
Startaufstellung
Es gibt daher auch keine Grund, an der Startelf etwas zu ändern. Millot könnte mit seiner Wendigkeit für ordentlich Unruhe in der Darmstädter Hintermannschaft sorgen. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich Führich und Silas, die ja vor allem übers Tempo und den freien Raum kommen, gegen vermutlich dicht gestaffelte Darmstädter durchsetzen werden. Da wird Stiller mit klugen Pässen wieder eine zentrale Rolle zukommen. Deniz Undav könnte von der Bank nochmal für Unruhe sorgen und noch mehr Körperlichkeit ins Spiel bringen, wie wir schon beim dritten Tor in Mainz beobachten konnten. Würde ihm auch bald den ersten Treffer gönnen — vielleicht ja schon heute Abend.
Statistik
Über die aktuellen Statistiken habe ich ja oben schon gesprochen. Der VfB führt die Bundesliga in verschiedenen Statistiken an oder ist in der Spitzengruppe zu finden. Darmstadt hat beispielsweise bisher die wenigsten Zweikämpfe in der Liga gewonnen und auch bei Kopfballduellen stehen sie im Tabellenkeller. Interessant ist ja, dass der VfB aktuell bei allen Laufstatistiken — Kilometer, Sprints, intensive Läufe — relativ weit hinten landet, dafür aber beim Ballbesitz und der Passquote weit vorne. Überraschend ist aber, dass Darmstadt zu den wenigen Mannschaften gehören, die noch weniger laufen als wir. Ansonsten sind die Darmstädter in vielen Bereichen in der Mitte der Tabelle zu finden, was vielleicht ein Hinweis darauf ist, dass die Lilien keine Laufkundschaft sind. Historisch gesehen hat der VfB in den vergangenen sechs Bundesliga-Partien noch nie gegen Darmstadt verloren, anders als in der zweiten Liga.
Fazit
Es wäre schön, wenn der VfB meine eingangs angeführte Angst vor einem Stolperer Lügen straft, auch weil das die Entwicklung der Mannschaft weiter unterstreichen würde, nachdem man schon die im vorhinein als schwierig bewerteten Prüfungen gegen Freiburg und in Mainz gemeistert hat. Natürlich wäre ein Unentschieden auch keine Kastastrophe, jeder Punkt hilft schließlich für den Klassenerhalt. Aber je früher wir eine Punktzahl beisammen haben, für die wir zuletzt mindestens eine Halbserie brauchten, umso besser.
Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images