Nach einem historischen Start schwimmt der VfB auf einer Welle der Euphorie. Jetzt wartet bereits heute Abend Aufsteiger SV Darmstadt 98. Die perfekte Gelegenheit um Stuttgarts Twitterlegende und #tpstgt-Urgestein Daniel vom Hoch und weit-Podcast sowie der Darmstadt-Fan Clemme vom RLNO-Podcast zu interviewen.
Rund um den Brustring: Wie läuft Eure Saison bis jetzt? Wie erwartet oder seid ihr doch enttäuscht über den Saisonstart?
Daniel: Nach vier Spielen mit einem Punkt ist natürlich nicht ganz optimal. Im Moment ist es aber zum einen dem Spielplan geschuldet, beste Ausrede überhaupt, und zum anderen sind die Erwartungen jetzt nicht so hoch. Die Wünsche nach mehr Punkten sind natürlich da, weil niemand verliert ja gerne. Und wenn die Umstände am vergangenen Sonntag günstiger gewesen wären, dann hätte man durchaus schon mit drei Punkten nach Cannstatt gereist.
Clemme: Der harte Auftakt gegen drei Europapokalteilnehmer mit 0 Punkten war okay, da konnte man nicht viel mehr erwarten, auch wenn wir zeitweise gut mitgehalten haben. Das sind keine Spiele, wegen denen man absteigt. Das Unentschieden zu Hause gegen Gladbach war vor allem in seiner Entstehung unglücklich. Ich denke die nächsten drei Spiele bis zur nächsten Länderspielpause (in Stuttgart, gegen Bremen, in Augsburg) werden richtungsweisend.
Was haltet Ihr von den VfB-Leihspielern Maglica und Pfeiffer?
Daniel: Maglica hat sich trotz Verletzung in der Vorbereitung relativ fix in die Startelf gespielt. Sein Tor am Sonntag gegen Mönchengladbach war ein Highlight, umso ärgerlicher das er nicht mitwirken kann. Luca, #freeluca, hätte beinahe den traumhaftesten Start aller möglichen Starts gehabt, leider traf er nach seiner Auswechslung in Frankfurt nur den Pfosten. Ansonsten ist er durchaus bemüht, aber der Torerfolg fehlt noch. Arbeitet aber viel im Hintergrund, würde man sagen, wenn man es gut mit ihm meint.
Clemme: Maglica hat die ersten beiden Spiele von Beginn an gemacht, da war er noch nicht richtig drin, verständlich, dass er gegen Leverkusen auf der Bank war. Gegen Gladbach hat er sich verbessert gezeigt, getroffen, hat dann leider eine unglückliche rote Karte kassiert und wird das Spiel gegen den VfB leider verpassen. Pfeiffer ist noch nicht richtig angekommen, hat außer einem Pfostentreffer gegen Frankfurt noch nicht viel bewirkt, ich bin aber überzeugt, dass er sich noch steigern wird.
Wie sieht die Personalsituation bei euch aus?
Daniel: Maglica fehlt wegen der roten Karte vom Sonntag. Ansonsten hielten Honsak und Zimmermann die Stellung im Krankenzimmer, beide waren in der Vergangenheit durchaus anfällig, könnte also länger dauern. Bader wurde am vergangenen Spieltag nach knapp 40 Minuten ausgewechselt, hoffentlich nur als Vorsichtsmaßnahme.
Clemme: Matej Maglica fehlt wie bereits angesprochen rotgesperrt, Christoph Zimmermann, der letzte Woche mit einem Magen-Darm-Infekt ausgefallen ist fällt wegen Rückenproblemen aus. Dementsprechend wird Maglica von Thomas Isherwood oder dem jungen Clemens Riedel ersetzt. Fraser Hornby, der in den letzten Spielen ausgefallen war ist wieder im Training, ich denke er dürfte wieder im Kader stehen, aber nicht in der Startelf. Die erkrankten Oscar Vilhelmsson und Braydon Manu fallen weiterhin aus. Zudem fehlt auch Fabian Nürnberger erkrankt.
Welchen Fußball spielt ihr? Was sind Eure Stärken und Schwächen?
Daniel: Sehr gute Frage, denn so richtig angekommen sind wir noch nicht. Beispielsweise ging das Beton anrühren gegen Leverkusen gut in die Hose, dagegen wurden gegen die Fohlen in der ersten Halbzeit die Fesseln fast schon gesprengt und eine der besten Halbzeiten aller Zeiten am Böllenfalltor von einer Heimmannschaft, das ist wichtig, gespielt. Schwächen sind freilich im Defensivspiel zu erkennen, zu oft bleibt das defensive Mittelfeld seine Bundesligatauglichkeit schuldig, und man legt sich durch individuelle Fehler gerne die Eier selbst ins Netz. Im offensiven Umschaltspiel haben die Lilien durchaus Chancen mitzuhalten. Und im Tor steht mit Marcel Schuhen einer der wichtigsten Stützen im Team.
Clemme: Das System ist ein 5–2‑1–2. Wenn die Konzentration stimmt stehen wir damit defensiv sehr kompakt. Gerade in der 2. Halbzeit in Leverkusen hat man aber gemerkt, dass man das hohe Tempo eines Spitzenteams nicht über 90 Minuten mitgehen kann. Gegen Union gab es drei Gegentreffer nach Standards, seitdem wurde das aber angegangen und in den letzten beiden Spielen gab es jeweils einen eigenen Treffer nach einer Standardsituation. Vorn agieren wir mit 2 wendigen Spielern und einem Wandspieler, wenn Räume da sind können die gut genutzt werden, phasenweise ist die Chancenverwertung ausbaufähig.
Welchen Taktikzettel würdest du Lieberknecht in die Tasche stecken um den VfB zu knacken?
Daniel: Erstmal hoffen, dass Guirassy sich schnell eine rote Karte holt und dann wirds schon irgendwie klappen…Falls das doch nicht klappt, sollte man auf das bewährte Mittel “Ball auf die Flügel und dann schnell zum Tor” zurückgreifen. Aber erstmal auf den Platzverweis hoffen, denke, das ist realistischer.
Clemme: Der wichtigste Punkt wird sein Guirassy so gut es geht aus dem Spiel zu nehmen. Da wird denke ich die Hauptarbeit auf Christoph Klarer zukommen. In der Offensive sehe ich die besten Möglichkeiten über die Schnelligkeit von Spielern wie Mehlem, Skarke oder Stojilkovic die VfB-Abwehr vor Probleme zu stellen.
Auf welchen Lilien-Spieler muss der VfB besonders achten?
Daniel: Natürlich auf Luca Pfeifer und Matthias Bader, sofern er gesund ist.
Clemme: Die beiden Spieler, die mir bisher am besten gefallen sind Marcel Schuhen, unser Keeper, der hält was er halten kann und ein sicherer Rückhalt ist und Marvin Mehlem, der in den meisten gefährlichen Offensivaktionen involviert ist und bereits 2 Treffer erzielt hat.
Kann ein Punkt nach vier Spielen auch eine Chance sein?
Daniel: Natürlich, denn nur wer ganz unten ist, weiß den Erfolg zu schätzen…
Clemme: Die Leistungen sind besser als das. Wenn man unterschätzt wird wird man das ausnutzen. Ansonsten sollte so langsam auch zählbares her, damit die gute Stimmung nicht zu kippen droht.
Wo denkt Ihr, landen der VfB und die Lilien am Ende der Saison?
Daniel: Der VfB spielt endlich mal sein Potential aus und hat das nötige Matchglück. Deswegen finde ich es nicht übertrieben von einem Platz in der oberen Tabellenhälfte zu spekulieren.
Die Lilien werden hoffentlich bis zum 26. Spieltag um den theoretischen Klassenerhalt mitspielen, alles andere wäre eine schöne Überraschung.
Clemme: Der VfB ist gut gestartet, das wird man so nicht halten können. Ich denke mit dem Abstieg werdet ihr definitiv nichts zu tun haben. Ich glaube, dass wir, wenn wir so weiterspielen und noch etwas effizienter werden eine realistische Chance auf den Klassenerhalt haben.
Euer Gefühl/Tipp vor dem Spiel?
Daniel: Mein Wunsch ist ein Punktgewinn, in der Hoffnung, das die 98er unterschätzt werden. Tippe allerdings auf einen 4:1 Heimsieg. Hoffentlich gehen die Lilien aber in Führung um ein wenig träumen zu können.
Clemme: Stuttgart ist sicherlich der Favorit, aber eventuell kann man den VfB mit disziplinierter Defensivarbeit ärgern und offensiv selbst Nadelstiche setzen. Mit ein wenig Fanbrille sage ich, dass wir nicht mit leeren Händen zurück nach Südhessen fahren.
Danke für das Interview ihr beiden und auf ein gutes Spiel!
Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images