Der VfB eröffnet mit einem Heimspiel gegen Bochum die Saison — und muss sich nach dieser Woche erstmal zurechtrütteln.
Wir VfB-Fans haben es ja derzeit wirklich nicht leicht. Nicht nur, dass uns derzeit mehrere Spieler verletzt fehlen. Nein, wir müssen uns auch noch erzählen lassen, dass wir eine völlig falsche Erwartungshaltung haben was den Hauptsponsor angeht. Dann kündigte NLZ-Chef Thomas Krücken seinen Wechsel nach Manchester an und dann der größte, weil unmittelbarste Schock: Kapitän Wataru Endo macht seinen Traum von der Premier League war und wechselt am Tag vor dem Bochum-Spiel zum Liverpool FC. Der Mannschaft wird so, man kann es nicht anders sagen, das Herz herausgerissen, auch wenn Endos Abgang für das Spiel gegen Bochum kein Alibi sein darf. Dennoch: Einen Wataru Endo, der in den vergangenen Jahren fast nie fehlte, egal wie viele Flugkilometer und Spiele ihm in den Knochen steckte, der hinten aufräumte und vorne immer wieder wichtige Impulse setzte, der seinen Kopf in Hiroki Itos Verlängerung der Ecke hielt, damals, als das ganze Fleisch auf dem Grill lag, kann man höchstens ansatzweise sportlich ersetzen. Menschlich und emotional niemals. Ihm persönlich ist der Karrieresprung nur zu gönnen und als VfB-Fan kann es einen auch mit Stolz erfüllen, dass es einer “von uns” zu einem absoluten Spitzenverein geschafft hat. Die Diskussion, wer nun den Vertrag verlängern wollte und wer nicht, bei der sich jeder seine Quelle so zurechtlegt, wie es ihm in den Kram passt, ist da fast unwürdig. Gleichzeitig schmerzt es, eben weil Wataru Endo eine solche Konstante beim VfB und damit auch in unserem Fanleben der letzten vier Jahre war. Auch der Vertikalpass und Martin sehen ihn als unersetzlich. Die Vorfreude nach dem stabilen 4:0 im Pokal weicht der Ungewissheit: Wechselt Mavropanos zu West Ham, Sosa nach Sevilla? Werden wir die drei ersetzen können oder ist das der Anfang vom Ende. Was da helfen würde: Ein genauso klarer und gradliniger Auftritt wie gegen Balingen und ein Heimsieg gegen Bochum.
Schauen wir mal auf die
Personalsituation
Borna Sosa braucht fürs Heimspiel keinen Reisepass und ist auch nicht gesperrt, steht also wieder zur Verfügung. Neben den Langzeitverletzten Undav, Vagnoman sowie den Rekonvaleszenten Bredlow und Kastanaras ist vermutlich auch Dinos Mavropanos kein Startelf-Kandidat. Zum einen wegen seines Rückens, zum anderen dürfte auch er kurz vor einem Wechsel stehen.
Mögliche Startaufstellung
Mag sein, dass die Viererkette gegen Balingen stabil stand und auch Pascal Stenzel ein ordentliches Spiel machte — gegen Bochum würde ich wieder zum System mit Schienenspielern zurückkehren, in dem sowohl Sosa als auch Silas ihre Stärken besser ausspieln können während Millot und vor allem auch Führich dadurch weiter nach innen rücken und damit auch mehr Zugriff auf den gegnerischen Strafraum haben sollten. Haraguchi, seit längerem ohne Spielpraxis ist auf der Sechs natürlich eine Notlösung, mit einem offensiv ausgerichtereren Spieler wäre mir das aber nur mit Karazor als Absicherung zu heikel.
Statistik
Beide Spiele gegen den VfL in der vergangenen Saison waren Schlüsselspiele: Das 4:1 in der Hinrunde war der erste Sieg nach neun Spielen ohne Dreier und der Entlassung von Pellegrino Matarazzo, das 3:2 im Rückspiel der erste Auswärtssieg seit Dezember 2021. In der Saison davor verschenkte man gegen die Bochumer mit jeweils zwei Unentschieden eher wichtige Punkte im Abstiegskampf. Insgesamt konnte Bochum von 67 Bundesliga-Spielen gegen den VfB nur 15 gewinnen, zuletzt als wir im Mai 2005 unter Matthias Sammer die Champions League-Teilnahme durch eine Niederlage gegen nach dem Spiel abgestiegene Bochumer vergeigte. In Stuttgart siegte der VfL zuletzt im Jahr 1987. Die Statistik spricht also für uns.
Fazit
Der erste Spieltag ist immer etwas Besonderes. Später in der Spielzeit wird man auf dieses Spiel zurückblicken und sich fragen, ob was auch immer in der Zwischenzeit passiert ist, damals schon absehbar war. Und: Es geht jetzt endlich wieder los, der wöchentliche Blick auf die Tabelle, das Herumrechnen, die wöchentliche Nervosität vor dem nächsten Auftritt der Brustringträger. So schmerzhaft der Abgang von Endo ist: Der Blick muss sich jetzt sofort nach vorne richten und die Mannschaft muss beweisen, dass sie ihren ehemaligen Kapitätn so lange ersetzen kann, bis eine Transferlösung gefunden ist. Es werden noch zwei anstrengende, aber erkenntisreiche Wochen, bis das Transferfenster schließt. Jeder im Club, ob Funktionär oder Spieler, muss sich jetzr beweisen.
Titelbild: © Adam Pretty/Getty Images