Die Bundesliga steht in ihren Startlöchern. Das heißt es wird Zeit für das erste Gegnerinterview zum Saisonstart. Vor der Partie sprachen wir mit dem VfL Bochum-Blog EinsAchtVierAcht.
Rund um den Brustring: Dritte Saison erste Liga seit dem Wiederaufstieg. Wie wahrscheinlich wird ein dritter Klassenerhalt?
EinsAchtVierAcht: Die Wahrscheinlichkeit war seit dem Aufstieg nie so hoch wie in dieser Saison. Vom Etat liegen wir auf Platz 16, nicht weit hinter Bremen. Zuvor waren wir stets ganz hinten angesiedelt. Ein Selbstläufer wird es aber sicher nicht. Unsere Wahrnehmung hat sich geändert und unser System, durch lange Bälle und Manndeckung Chaos zu erzeugen, hat langsam seine Grenzen erreicht. Ich würde sagen die Chance für den Klassenerhalt liegt bei knapp über 50 Prozent, was für unsere Verhältnisse wie beschrieben sehr hoch ist.
Was hat sich beim VfL Bochum über die Sommerpause verändert? Habt Ihr Euch eher verbessert oder verschlechtert?
Thomas Letsch hat angekündigt, das System anzupassen und die Flexibilität zu erhöhen. Dieser Ankündigung ist er kompromisslos nachgekommen. In der Vorbereitung wurde sehr viel mit Systemwechseln und flexibler Auslegung der Flügelrollen experimentiert. Im Pokal gegen Bielefeld wurde dann jedoch im Spielaufbau wieder etwas Neues probiert. Es gab nach eigener Analyse vier Systemumstellungen während des Spiels. Unser Kapitän Losilla sagte im Interview nach dem Spiel, dass es “auf dem Platz ein sehr komisches Gefühl war”. Es braucht also noch etwas, bis alle neuen Ideen des Trainers vollkommen verinnerlicht sind. Gleichzeitig hat sich der Kader deutlich verstärkt. Fast das gesamte Stammpersonal der letzten Saison konnte gehalten werden. Das ist völlig neu in Bochum. Dazu kamen mit Daschner, Bero, Passlack, Bernardo, Kwarteng und nun auch Wittek viele potenzielle Stammspieler dazu. Ich hoffe deswegen sehr, dass wir am Ende eine stärkere Mannschaft als in der letzten Saison sehen werden.
Erwartet ihr bis zum Ende der Sommerpause noch Verpflichtungen?
Mit Wittek wurde die größte Baustelle Anfang dieser Woche geschlossen. Gesucht werden noch ein Innenverteidiger, der ein Ersatz für das Stammpersonal ohne zu großen Leistungsabfall sein kann, sowie ein Stürmer, der Hofmann etwas Druck machen kann. Beide Personalien sind aber nicht hochkritisch. Viel wird davon abhängen, wen man noch abgeben kann.
Was zeichnet das Bochumer Fußballspiel aus? Was sind eure Stärken und Schwächen?
Unser Spiel wurde letzte Saison klar von langen Bällen und Manndeckung bestimmt. Das waren die Komponenten unseres ersten Klassenerhalts und Letsch hat diese nur marginal erweitert, z.B. indem nun auch stärker ballorientiert verschoben wird, um bei verlorenen Zweikämpfen unterstützen zu können. Die Stärke dieses Systems ist sicher, dass wir das Spiel extrem eklig machen können. Der Gegner hat immer Druck und kann nie abschalten. Zudem leiden Teams, die sehr auf Struktur setzen, unter dem dadurch erzeugten Chaos. Die Schwäche ist die Inkonstanz, die dadurch entsteht. Individuelle Unterlegenheit kann in Manndeckung nicht immer kompensiert werden. Wir haben in der letzten Saison extrem viele Gegentore bekommen, oft auch da einzelne unglückliche Zweikämpfe nicht mehr wettgemacht werden konnten. Wenn wir Rückstände aufholen müssen, werden die langen Bälle schnell berechenbar. Schaltet man Hofmann aus, dann hat man uns so gut wie den Zahn gezogen. Es ist noch offen, inwieweit die Systemerweiterungen von Letsch diese Stärken und Schwächen verändern. In der Vorbereitung gab es weiterhin viele Gegentore. Die langen Bälle wurden weniger, jedoch fehlt noch die Struktur im Spielaufbau, um wirklich regelmäßig Chancen herauszuspielen.
Zum Abschluss euer Tipp für das Spiel?
Stuttgart lag uns zuletzt gar nicht. Dazu noch auswärts. Ich wäre mit einem Punkt hochzufrieden, befürchte aber, dass es direkt einen Dämpfer gibt — 2:1 für Euch.
Titelbild: © Lars Baron/Getty Images