Nach dem Aus im Pokal steht für den VfB gegen Aue wieder der Liga-Alltag im Vordergrund. Wir haben uns mit Jens (@n3bu1us), Fan der Sachsen, über das Spiel unterhalten.
Rund um den Brustring: Hallo Jens und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Zuletzt sprachen wir ja 2017 miteinander, in der letzten Zweitliga-Spielzeit des VfB. Damals endete Eure Saison auf Platz 14, genauso wie letzten Sommer. 2018 musstet Ihr gar in die Relegation. Jetzt befindet Ihr Euch zu Beginn der Rückrunde in Schlagweite der Aufstiegsplätze. Was hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren geändert?
Jens: Glück Auf Lennart, schön, dass ich wieder dabei sein darf.
Die meisten „Experten“ sehen uns ja eigentlich jedes Jahr auf einem Abstiegsplatz. Mit unseren Mitteln ist Platz 14 schon ordentlich. Ziel ist eigentlich immer die 40 Punkte so schnell wie möglich einzufahren. Das gilt übrigens auch dieses Jahr. 2018 hatten wir ziemlich viel Pech mit unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen, ganz besonders im Saisonendspurt. Das alles wäre aber nicht der Rede wert gewesen, hätte man frühzeitig die nötigen Punkte geholt.
Die positive Entwicklung begann eigentlich bereits in der letzten Saison unter Daniel Meyer und setzt sich nun unter Dirk Schuster fort. In dieser Zeit hat man sich spielerisch verbessert. Zudem ist man extrem gut in die Saison gestartet und hat endlich seine Heimstärke wiedergefunden.
Traust Du dem Verein zu, eine der ersten drei Mannschaften noch abzufangen und was würde ein Aufstieg für Verein und Fans bedeuten?
Dafür müssten wir unsere Auswärtsbilanz deutlich verbessern. Danach sieht es momentan nicht aus. Zudem haben Bielefeld, Hamburg und Stuttgart den Aufstiegszug quasi schon gebucht. Träumen darf man natürlich vom Aufstieg, viele machen das ja auch. Sollte man die Chance bekommen, wird man sie sicher ergreifen. Infrastrukturell sollte es jedenfalls mit dem neuen Stadion und dem Umfeld keine Probleme geben.
Vermutlich wäre es aber gar nicht gut. Wir können ja wirtschaftlich kaum mit den meisten Zweitligisten mithalten. Für meinen Teil spiele ich lieber weiter in Liga 2, dafür aber sorgenfrei.
Das Hinspiel in Aue endete 0:0. Was ist Dir von dieser Partie hängen geblieben?
In erster Linie ein angepisster Tim Walter.
In diesem Spiel haben wir mit einer ordentlichen Defensivleistung den Kasten sauber gehalten. Wir hatten aber auch die ein oder andere Chance um mit etwas Glück einen Treffer zu erzielen. Zudem hätte es auch einen Elfmeter für Stuttgart geben können, vielleicht müssen. In dieser Szene hatten wir trotz VAR das Glück auf unserer Seite. Kurz vor Schluss muss Testroet eigentlich das 1:0 für uns machen. Trotzdem war bei uns wohl keiner traurig über das 0:0.
Kurz vor diesem Spiel trennte sich der Verein von seinem damaligen Trainer Daniel Meyer, kurz danach übernahm Dirk Schuster. Wie bewertest Du die Trennung im Rückblick und was zeichnet das Spiel der Mannschaft unter Schuster aus?
Die Gründe für die Trennung wurden ja öffentlich nie genannt. Das hat für viele Spekulationen und auch etwas Unruhe gesorgt. Sportliche Ursachen lagen jedenfalls nicht vor. Mit Dirk Schuster wurde der absolute Wunschkandidat von Helge Leonhardt verpflichtet. Da sich unter ihm der sportliche Erfolg weiter eingestellt hat, haben sich die Wogen relativ schnell geglättet. Das Auffälligste ist, das unter Schuster Dimitrij Nazarov wieder aufblüht. Er ist in der Offensive inzwischen wieder gesetzt. In der Defensive versucht man sicher zu stehen um dann schnell nach vorn zu spielen. Dieser Spielweise wurde auch Pascal Testroet als typischer Strafraumstürmer geopfert.
Im Winter habt Ihr Verteidiger Jacob Rasmussen von der Fiorentina ausgeliehen. Ist das auch der Tatsache geschuldet, dass Ihr aktuell mit 27 die meisten Gegentore der Top 6 in der Liga habt? Hättest Du Dir weitere Verstärkungen gewünscht?
27 Gegentore finde ich gar nicht so hoch. Die Meisten Tore haben wir gegen Hamburg (4), Bielefeld (3), Nürnberg (3) und Hannover (3) kassiert, blieben aber auch fünf Mal ohne Gegentor.
Die Verpflichtung von Rasmussen war eher der Tatsache geschuldet, dass mit Kalig und Breitkreuz zwei Innenverteidiger längere Zeit verletzt ausfallen. Ein weiterer Ausfall in der Innenverteidigung wäre kaum zu kompensieren gewesen. Weiterhin stand der Abgang von Dominik Wydra und Filip Kusic im Raum. Personell hatten wir also einfach Handlungsbedarf.
Wo wir grad beim Kader sind: Welche Rolle spielt unser Ex-Spieler Nicolas Sessa bei Euch?
Sessa kam im Sommer als Perspektivspieler mit ordentlichen Werten vom VfR Aalen uns. In der Vorbereitung sah das auch alles vielversprechend aus. Momentan hat er jedoch mit Nazarov und Hochscheidt im Mittelfeld eine zu starke Konkurenz, sodass es bis jetzt nur zu einem Kurzeinsatz gereicht hat.
Dimitrij Nazarov ist mit sieben Toren Euer bester Stürmer — vor wem müssen wir uns noch in Acht nehmen? Und was sind die Schwächen der Auer Mannschaft?
Natürlich Jan Hochscheidt und, sofern er wieder fit wird, Florian Krüger. Beide sind immer für einen Geniestreich gut.
Unsere Schwächen liegen ganz klar bei der Verteidigung von Standardsituationen. Da verrate ich kein Geheimnis. Auch ein Grund für die Verpflichtung von Jacob Rasmussen.
Welche Themen beschäftigen denn die Fans derzeit abseits des grünen Rasens?
Es ist tatsächlich ungewöhnlich ruhig im Umfeld. Das Stadion ist fertig. Die Differenzen mit dem Verein über bauliche Mängel im Heimbereich wurden aus der Welt geschafft. Im Grunde ist es für den gemeinen Erzgebirger sogar zu ruhig.
Abschließend: Dein Tipp fürs Spiel und den Saisonausgang von Aue.
Bei unserer durchaus als desaströs zu bezeichnenden Auswärtsschwäche rechne ich mir für das Spiel am Samstag beim besten Heimteam der Liga nichts aus. Wenn wir eine halbwegs gute Figur in Stuttgart abgeben und uns nicht komplett abschießen lassen, könnte ich fast zufrieden sein. Ich rechne mit einem 3:0 für Stuttgart.
Am Ende der Saison werden wir wohl irgendwo zwischen Platz 10 und Platz 6 landen. Damit kann man durchaus zufrieden sein.