Am Samstag möchte der VfB in Frankfurt endlich die ersten Auswärtspunkte holen. Wie realistisch das ist, darüber sprachen wir mit SGE-Fan Alexandra vom Eintracht-Podcast (@eintr8podcast).
Rund um den Brustring: Hallo und vielen Dank, dass Du Dir Zeit genommen habt. Für diejenigen, die Euch noch nicht kennen, erzähl doch bitte mal was über den Eintracht-Podcast.
Alexandra: Wir, der Eintracht-Podcast, sind ein Team aus vier Jungs und mir Mädel. Rene, Gründer und Ideengeber, hat das ganze Projekt vor einer gefühlten Ewigkeit (2010) initiiert. Nach zwei Folgen bin ich hinzugestoßen, nach einigen weiteren kam dann Marvin dazu. Basti und Dennis sind dann vor drei Jahren dazugestoßen. Was uns alle eint ist die Liebe zur Eintracht und kleines Mitteilungsbedürfnis. Der Podcast ist für uns fast schon zur Therapie geworden, wo wir wöchentlich unseren Frust und Ärger loswerden können oder auch manchmal gemeinsam im siebten Himmel schweben.
Rund um den Brustring: Für Eintracht-Fans war die vergangene Saison ein wilder Ritt. Am 21. Spieltag noch auf Platz 3, danach nur noch ein Sieg und am Ende Platz 11. Dafür aber zum ersten Mal seit elf Jahren wieder im Pokalfinale. Was war da los? Nehmt uns mal mit auf die Achterbahn.
Alexandra: Tja, bei der launischen Diva sollte man sich nicht dem Traum von beständigem Erfolg hingeben. Auch wenn dieses Auf und Ab richtig an die Nerven geht und Kraft kostet bin ich froh, dass die Eintracht uns auch immer wieder was zum träumen und hoffen gibt. In den letzten Jahren, nicht zuletzt durch den Weggang von Heribert Bruchhagen, ist Gott sei Dank diese die-Bundesliga-ist-zementiert-Mentalität raus. Es gibt kein Gesetz, dass die Eintracht jedes Jahr gegen den Abstieg spielt, sondern es ist sehr gut möglich mit guter Arbeit auch mal mehr zu erreichen. Und das ohne Scheich-Millionen.
Die Achterbahnfahrt im letzten Jahr war zwar auch einigen Verletzten geschuldet, aber eines der Hauptprobleme war am Ende der Saison die fehlende Fähigkeit, Tore zu schießen.
Rund um den Brustring: Die SGE hat diesen Sommer auf dem Transfermarkt ganz schön zugelangt. Wie ist Euer Zwischenfazit nach sechs Spieltagen zu den Neuen und was sagt Ihr zur doch eher überraschenden Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng?
Alexandra: Es ist schwer hierzu schon abschließend was zu sagen. Es ist wie im letzten Jahr eine Mischung unterschiedlichster Nationalitäten, was aber offensichtlich zu keinem Problem führt und auch letzte Saison schon geklappt hat. Im Sturm ist mit Haller mal richtig tief in die Tasche gegriffen worden, was auch grade auf dieser Position dringend notwendig gewesen ist. Haller macht auch gute Spiele, haut sich rein, läuft und kämpft viel, aber … auch er trifft das Tor (noch) nicht. Jetro Willems, unser neuer linker Verteidiger, überzeugt mich voll und ganz. Wer ist eigentlich Bastian Oczipka? 😉
Der neue Innenverteidiger Simon Falette kann natürlich einen Jesus Vallejo, den wir im letzten Jahr von Real Madrid ausgeliehen hatten, nicht ersetzten, zeigt aber ordentliche Ansätze. Unser neues Mittelfeld mit Gelson Fernandes und Jonathan de Guzmán macht mir Sorgen. Hier fehlt Ball- und Passsicherheit und auch die nötige Gefahr nach vorne. Und beim Stichwort vorne sind wir auch schon mitten in der Problemzone der Eintracht. Daichi Kamada ist noch lange nicht auf Bundesliga Niveau und auch der neue “Star” Kevin-Prince Boateng strahlt auch noch nicht so hell. Mit Ihm wurde zwar der Swag in Frankfurt aufgedreht (braucht man hier auch mal) aber das schlägt sich auf dem Platz noch nicht wirklich in Offensivgefahr nieder. Ich muss sagen dass ich ich über die Verpflichtung nicht gefreut habe, ganz im Gegenteil zu meinem Mitstreiter Basti, der die Ankunft des Prinzen tagelang gefeiert hat.
Rund um den Brustring: Bereits im Winter wechselte unser ehemaliges Talent Max Besuschkow an den Main, konnte jedoch, auch verletzungsbedingt noch nicht so viele Spiele im Eintracht-Trikot machen. Konntet Ihr trotzdem schon einen Eindruck von ihm gewinnen?
Alexandra: In diesem Jahr kam er verletzungsbedingt noch gar nicht zum Einsatz, im letzten Jahr waren wenige Einsätze von der Bank. Im DFB-Pokal gegen Hannover hat er ein gutes Spiel gezeigt. Das hat hoffen lassen. Aber seine Krankenakte ist einfach zu dick. Verletzungsanfällige Spieler hat die Eintracht schon genug.
Rund um den Brustring: Apropos Transfers: Wie ist Eure Bilanz nach einem Jahr Fredi Bobic als Vorstand Sport? In Stuttgart schaffte er es ja innerhalb von vier Jahren von der Vereinsikone zum Sündenbock zu werden, auch weil er einige strategische Fehlentscheidungen traf.
Alexandra: Bobic ist auch so eine Personalie für sich. Ich mag Ihn nicht. Sein Auftreten ist mir zu überheblich und aufgesetzt. Dass er immer wieder in fußballfremden Formaten auftaucht macht das Ganze nicht besser. Erfreut über seine Verpflichtung war kaum keiner. Der Hashtag #nobic kam ja nicht von ungefähr. Aber … die Stimmen sind leiser geworden. Nicht weil er auf einmal Sympathieträger geworden ist, sondern weil noch nicht viel falsch gemacht. Natürlich kann man über die ein oder andere Verpflichtung diskutieren, aber er hat Leute geholt durch seine Beziehungen was vorher nicht möglich gewesen wäre. Jesus Vallejo ist zum Beispiel so ein Transfer, der ohne Ihn nicht stattgefunden hat.
Aber ich persönlich glaube, das ist die Ruhe vor dem Sturm. Er muss noch zeigen, dass er langfristig ein Team zusammenstellen kann, dass in der Bundesliga konkurrenzfähig ist. Das hat er noch nicht. In diesem Jahr kamen für viel Geld viele Neue, aber alles was bislang bei rum kam, sind drei Tore. Nicht viel. Da muss mehr kommen, ansonsten wird es ganz schnell wieder aktiver auf dem Hashtag #nobic.
Rund um den Brustring: Nach der Niederlage in Leipzig hat die Eintracht ebenso wie der VfB sieben Punkte. Ist das die durchwachsene Fortsetzung einer enttäuschenden Rückrunde oder muss man das getrennt betrachten? Und wo geht es für die Eintracht Eurer Meinung nach diese Saison noch hin?
Alexandra: Ich habe Angst. Nur mit einer guten Defensive schafft man es nicht in der Bundesliga gut abzuschneiden. Die fehlende Fähigkeit, den Ball über die Torlinie zu bringen, ist auffällig. Das muss sich schleunigst ändern sonst wird es wieder eine Saison mit der Gefahr auf Verlängerung (Relegation) und dafür habe ich definitiv keine Nerven mehr übrig.
Natürlich habe ich ganz andere Vereine, die ich in Tippspielen immer wieder als Abstiegskandidaten nenne, aber die Sorge um die SGE bleibt. Denn der Satz “Wenn Du sie vorne nicht machst, bekommst Du sie hinten rein” hat soviel Wahrheit wie kaum eine andere Fußballweisheit. Aber dieses Wochenende stoßen wir den Bock um 😉 Genug ins Phrasenschwein gezahlt.
Rund um den Brustring: Eure vier Saisontore verteilen sich auf vier Spieler. Jetzt fällt auch Euer Kapitän Alex Meier wegen einer Operation am Fuß auf unbestimmte Zeit aus. Auf wen müssen wir am Samstag besonders achtgeben?
Alexandra: Also diese ewige Alex Meier Diskussion! Ja, er war mal Torschützenkönig (mit nur 17 Toren wohlgemerkt) und ja, er hat immer mal einen rein wenn auch keiner damit rechnet und ja, sein Schuss mit der Innenseite ist schon nicht schlecht. Aber (!) er ist unglaublich langsam und schwerfällig, tritt im Spiel teilweise gar nicht in Erscheinung und spielt nicht unbedingt mannschaftsdienlich. Daher vermisse ich persönlich Ihn gar nicht. Aber an Alex Meier scheiden sich auch seit er bei uns ist die Geister.
Ich würde Euch empfehlen auf unsere Außen (Chandler und Willems) zu achten und sie möglichst nicht zum Flanken kommen zu lassen. Auch Mijat Gacinovic solltet Ihr auf dem Radar haben. Ich würde mich über einen Einsatz von Luka Jovic freuen. Ihm traue ich grade am ehesten Tore zu. In Kombination mit Haller, der Bälle halten und absichern kann, ist das eine gute Option.
Rund um den Brustring: Und was sind die Schwächen der Eintracht?
Alexandra: Es kam vielleicht in meinen vorherigen Antworten schon ein paar mal ans Licht: wir schießen keine Tore!
Rund um den Brustring: Auch wenn wir, auch aufgrund der geografischen Nähe, schon viele Male in Frankfurt waren: Habt Ihr einen Geheimtipp, was man dort abseits des Waldstadions gesehen haben sollte?
Alexandra: Wenn ihr nach dem Spiel noch Lust habt zu feiern, zieht Eure VfB-Utensilien aus und geht ins Bahnhofsviertel. Hier entsteht seit einigen Jahre eine ganz neue Atmosphäre in der das Weggehn Spaß macht. Hier gibt’s zum Beispiel die Pik-Dame. Hier ist aus einem Stripclub eine richtig gute Party-Location geworden. Auch die Kneipengänger kommen im Bahnhofsviertel voll auf Ihre Kosten.
Rund um den Brustring: Für viele Auswärtsfans sind Bezahlkarten, die nach dem Stadionbesuch für ein Jahr wertlos sind, ein Ärgernis. Der Betreiber des Bezahlsystems im Waldstadion ist vor Saison insolvent gegangen. Heißt das, wir können am Samstag im Stadion bar bezahlen?
Alexandra: Jawoll! Nur bares ist zur Zeit wahres bei uns im Stadion. Wenn Ihr noch alte Karten mit Guthaben habt, bringt diese aber trotzdem mit. Die Eintracht hat dafür gesorgt, dass man mit dem Guthaben noch an den Getränkeständen kaufen könnt oder das Guthaben im Eintracht Shop einlösen könnt (nicht so Eure erste Wahl, oder?).
Rund um den Brustring: Abschließend: Euer Tipp fürs Spiel?
Alexandra: Ich gebe die Hoffnung nicht auf und glaube fest daran dass der Knoten platzt! Ich tippe auf ein 2:0 für die Eintracht. Nicht weil ich glaube dass Ihr so unglaublich schlecht seid, sondern weil ich hoffe! Und irgendwann jede Serie reißt. Auch die dass wir zu Hause nicht gewinnen. 🙂
Rund um den Brustring: Alexandra, vielen Dank fürs Gespräch!
Bild: © VfB-Bilder.de