Mit dem ersten Sieg im neuen Jahr und neuem Selbstvertrauen reist der VfB nach Gelsenkirchen zum Tabellenletzten. Im Abstiegsgipfel gegen den FC Schalke 04 ist die große Chance da, sich von da unten abzusetzen.
Der Sieg gegen Köln hat gut getan. Keine Frage. Die Erleichterung und Freude war im Neckarstadion nach Abpfiff regelrecht zu spüren. Es geht auch nicht nur darum. dass wir endlich gewonnen haben. Es geht auch darum, wie wir gewonnen haben. Wir waren die bessere Mannschaft, wir haben drei schöne Tore geschossen und wir haben endlich mal zu Null gespielt. Warum nicht gleich so? Warum ging das nicht in den letzten Spielen, wo wir ähnlich viele Torchancen hatten, wo wir mehr oder gleich viel gelaufen sind wie gegen Köln? Warum hat das nicht gegen Mainz, gegen Bremen, Hoffenheim und wie sie alle heißen geklappt? Wir wären im sicheren Mittelfeld und VfB-Fans würden keine Schweißausbrüche bekommen, wenn sie an das nächste Spiel denken. So wahrscheinlich auch bei dem Gedanken beim Spiel gegen FC Schalke 0:0 04. Denn auch wenn wir auf dem psychologisch so wichtigen 14. Platz sind, sind wir punktgleich mit Platz 16 und nur zwei Punkte vor dem ersten Abstiegsplatz. Eine Niederlage und fehlende Schützenhilfe auf den anderen Plätzen und wir sind wieder ganz unten drin. Zudem folgt auf Schalke nicht gerade Laufkundschaft. Bayern, Frankfurt, Wolfsburg und Union. Optimistisch gesehen sind da maximal drei Punkte drin. Nicht auszumalen auf welchen Platz wir nach diesem Stretch stehen werden. Deswegen ist es umso wichtiger, gegen Schalke zu gewinnen. Gegen Schalker, die selber nicht richtig wissen wo sie stehen, die gerade vier (!) 0:0 Spiele hinter sich haben und die auf drei Stammspieler verzichten müssen.
#Reis zum Personal: Jere Uronen, Thomas Ouwejan und Cedric Brunner werden uns nicht zur Verfügung stehen. Tom Krauß und Alex Král sind ganz normal wieder dabei. #S04PK | #WirBleiben | #S04VFB
— FC Schalke 04 (@s04) February 23, 2023
Also keine schwere Aufgabe eigentlich. Doch der VfB ist gerne mal für ein Stinker gut und am Ende macht #AusgerechnetTerodde das entscheidende Tor. Aber der VfB ist gerne mal auch für eine Überraschung gut. Wir haben letztes Wochenende die Heimspiel-Negativserie beendet. Vielleicht können wir jetzt auch die Auswärtsspiel-Negativserie beenden und endlich mal in der Fremde dreifach punkten. Im Gegensatz zu Schalke ist übrigens unsere
Personalsituation
nicht so drastisch. Guirassy wird leider weiterhin verletzt fehlen. Zu dem verletzten Franzosen gesellt sich Rechtsverteidiger Pascal Stenzel, der aber zurzeit kaum eine Rolle spielt. Die gute Nachricht ist die Rückkehr von Tiago Tomás. Der junge Portugiese ist nach seiner Bauchverletzung wieder eine Option für den Kader. Theoretisch könnte die gleiche Elf gegen Schalke spielen, die gegen Köln gewonnen hatte.
Mögliche Startaufstellung
Never change a running Team und so werden sie wahrscheinlich wieder auflaufen. Bredlow wurde gegen Köln nicht richtig gefordert, war aber sonst sehr stabil und sicher. Ob die schwache Schalker Offensive gefährlicher wird als der Karnevalsangriff letzte Woche ist eher zweifelhalft. Die linke Seite ist unsere Stärke. Sosa und Führich waren schon in der Hinrunde ein starkes Duo. Dazu kommt jetzt Haraguchi, als linker Box to Box Spieler. Genki passt sich hervorragend in die linke Dynamik ein und kann regelmäßig die Positionen mit Führich wechseln. Das soll nicht heißen, dass die rechte Seite schwach ist. Ganz und gar nicht. Endo ist vielleicht nicht der filigranste Spieler, aber eine unglaubliche Waffe defensiv wie offensiv. Im Ernst. Schaut euch das Tor von Coulibaly an, wie Endo mit zwei Ballbewegungen den kölschen Gegenspieler ohne großes Tam-Tam einfach aussteigen lässt. Dazu noch der inverse Außenstürmer Dias, der jetzt schon eine echte Verstärkung ist. Ich denke, die Elf werden wir bis zur Rückkehr von Guirassy öfters so sehen und hoffentlich wird sie ihre Leistung gegen Köln weitestgehend bestätigen.
Statistik
Beim 100. Aufeinandertreffen in der Bundesliga liegt der deutsche Meister 2007 mit 43 Siegen klar vorne. 38 mal gingen die Königsblauen dagegen siegreich vom Platz. Es gingen der Vollständigkeit halber 18 Spiele unentschieden aus. Schalkes letzter Triumph gegen die Schwaben liegt auch schon ein Weilchen her. Im Dezember 2018 gewannen die Königsblauen im Neckarstadion mit 3:1. Für alle die es vergessen hatten: Wir liefen damals in diesem wunderschönen Sondertrikot auf:
Los geht’s für unseren #VfB im Ur-Trikot gegen den FC Schalke 04! #VfBS04 pic.twitter.com/MF2QiEYFXD
— VfB Stuttgart (@VfB) December 22, 2018
Wenig später wurden übrigens die beiden Leihspieler Alexander Esswein und Steven Zuber vorgestellt. Ansonsten ging in den letzten Jahren bis auf den 5:1 Erfolg alle Duelle unentschieden aus. Doch kommen wir nun zur Gegenwart. Schalke steht nicht ohne Grund auf den letzten Tabellenplatz. Laut fivethirtyeight.com werden sie in 80 % der Fälle absteigen (Zum Vergleich beim VfB liegt die Abstiegswahrscheinlichkeit bei 17 %). Grund für die missliche Lage ist die schwache Offensive. Seit nun mehr vier Spielen konnte Terodde und Co nicht mehr das gegnerische Tor treffen. Mit 14 Toren haben sie mit Abstand die wenigsten Tore der Bundesliga geschossen. Als einziges Team haben sie weniger als ein Tor pro Spiel erzielt und das ist ein Tor weniger als sie am gleichen Spieltag in ihrer Abstiegssaison 2021 hatten. Sie haben zudem die drittwenigsten expected Goals, nur Bochum und — wie solls auch anders sein? — Union Berlin haben weniger. Mit dem Ball sind sie die harmloseste Mannschaft. Kaum eine Mannschaft spielt mehr Fehlpässe, Torchancen gelingen nur über Flanken. Wenn was geht, dann über Standards, dort sind sie ligaweit Spitze. Defensiv sieht es nicht besser aus. Zwar haben die Schalker mit Fährmann als Torwart noch kein Gegentor kassiert und der neue Torwart hat damit nach vier Spielen genauso oft zu null gespielt wie Neuer und Sommer, aber Schalke ist mit 41 Gegentoren die zweitschlechteste Defensive der Liga. Sie lassen zudem die zweitmeisten Tore und Torchancen aus dem Spiel heraus zu.
Fazit
Nachdem wir uns gegen Köln endlich belohnen konnten, wartet ein Gegner der — ich meine das überhaupt nicht respektlos, ich habe große Sympathien für die Königsblauen — nicht bundesligatauglich ist und wahrscheinlich wieder absteigen wird. Ein Gegner, der dazu noch verletzungsgeplagt ist. Eine bessere Ausgangslage für den Verein für Bewegungsspiele gibt es eigentlich nicht. Drei Punkte müssen her, da gibt es keine Ausreden. Den einzigen Fehler den wir nicht machen dürfen, ist, den Gegner zu unterschätzen, denn Schalke wird versuchen das Spiel zu zerstören. Sie werden den typischen unangenehmen Abstiegskampffußball spielen. Wir müssen sie ernst nehmen und unser eigenes Spiel nicht durch dumme Elfmeter oder Platzverweise selbst zu sabotieren. Ich tippe auf ein 2–1 Sieg.
Titelbild: © Friedemann Vogel-Pool/Getty Images