Nach der ersten Heimniederlage der Saison geht es gleich weiter mit dem DFB-Pokal. Mit Union Berlin kommt dieses Mal schon in der zweiten Runde ein Bundesligist.
Man stellt sich ja immer wieder die Frage, was hätte sein können. Was wäre, wenn wir gegen Frankfurt unsere Halbzeitführung über die Zeit hätten bringen können? Oder wenn Schiedsrichter Schlager nicht auf einmal den Grundsatz “Kein Spiel mit einem Last-Minute-Elfmeter entscheiden” für sich entdeckt hätte? Und wer weiß, ob wir dem Energy-Drink-Konzern nicht doch einen Streich hätten spielen können? Aber andererseits wäre die Relegation kurz davor oder danach gewesen und wer weiß, ob wir dann die Kraft gehabt hätten, dem HSV zweimal drei Dinger einzuschenken. Ich hatte damals von einer historischen Chance aufgrund des Losglücks gesprochen und dieses Jahr haben wir komischerweise wieder eine historische Chance. Aber diesmal in der Liga. Auch wenn es zuletzt eine unglückliche Niederlage gegen die TSG gab, bin ich überzeugt davon, dass der VfB die Top 10 erreichen kann. Und wer weiß, was wir mit ein bisschen Matchglück noch alles erreichen können (Ja, kleine Brötchen backen und erstmal 40 Punkte sichern, aber seid ihr es nicht auch Leid jedes Jahr nur über den Abstiegskampf zu denken?). Aber genug über die Liga. Die kommt früh genug wieder.
Es ist schon kurios, dass wir in so kurzer Zeit wieder gegen die Eisernen spielen müssen. Es erinnert ein bisschen an die Zweitliga-Saison, als wir zweimal in Hamburg spielen mussten. Der Pokal kennt ja bekanntlich seine eigenen Gesetze und nach einer saftigen 2–6 Niederlage in der Liga, folgte ein 2:1 nach Verlängerung im Pokal. Was ich damit sagen will: Nur weil wir in der Liga an der alten Försterei 3:0 gewinnen konnten, heißt es nicht, dass wir im Pokal im heimischen Neckarstadion ein ähnliches Ergebnis zu erwarten haben. Gerade weil dieses Spiel gegen die TSG recht viel Kraft kostete. Wobei, auch Union Berlin hatte die letzten Wochen nicht gerade Wellness. Für sie ist es die zweite englische Woche (letzte Woche Champions League gegen SSC Napoli) nacheinander. Während die Dreifachbelastung der Mannschaft physisch zusetzt, ist die aktuelle Niederlagenserie wahrscheinlich psychisch nicht gerade Balsam. Ich hab ehrlich Mitleid mit Union Berlin. Ja, ich werde aufgrund der Relegation 2019 niemals richtig Sympathien für sie gewinnen. Aber so ein Stretch ist brutal. Jetzt kommen die typischen Trainerdiskussionen rund um Urs Fischer und natürlich die ersten Gerüchte über Unruhe in der Kabine. Ja wir kennen das selber nur zu gut. Sowas wünsche ich grundsätzlich keinem (richtigen) Verein. Die Frage ist, was für eine Mannschaft sehen wir morgen? Eine lethargische Truppe, die sich selber aufgegeben hat? Oder eine, die sich “jetzt erst recht!” denkt, und ein Zeichen setzen will? Ich glaube, Erstere wäre mir natürlich lieber, ich befürchte aber, wir sehen Zweitere. Weil Urs Fischer eben ein verdammt guter Trainer ist. Er wird den richtigen Knopf finden, diese Mannschaft gegen uns zu pushen.
Was ich über den VfB sagen kann: Ich glaube nicht, dass es an Serhou lag. Ja, Undav hatte klare Chancen, die Guirassy wahrscheinlich mit seinen Kindern im Arm reingeknallt hätte. Aber an Undav lags nicht. Ein Tor und ein Assist standen am Ende des Spiels, was eine gute Ausbeute für ein Startelfdebüt ist. Nein, viel mehr Sorgen macht mir die Perfomance der Verteidigung. Frühes Gegentor, ein dummer Elfmeter und ein Tor kurz nach unserem Anschlusstreffer. Das war defensiv leider wieder der VfB vom letzten Jahr. Das soll Anton und Co. eine Warnung sein: Nur weil wir uns da oben irgendwie festgesetzt haben, heißt es nicht, dass wir jetzt auf Larifari machen. Diese Perfomance können wir aber verzeihen. Jeder hat mal einen schlechten Tag und wie schön ist es eigentlich, dass wir jetzt nicht denken müssen “oh Gott, hoffentlich fehlt uns am Ende nicht dieses Unentschieden/Sieg, um die Klasse zu halten”, sondern wir ganz entspannt sagen können: “Ja, dann sind wir eben Dritter, auch okay”. Ich bin wahnsinnig gespannt, wo das Ceiling dieser Mannschaft ist — Egal ob in der Liga oder im Pokal.
Personalsituation
Das Lazarett lichtet sich. Vagnoman ist zurück im Mannschaftstraining und könnte vielleicht wieder in den Kader für einen potenziellen Kurzeinsatz zurückkehren. Dazu ist Zagadou wieder fit, der den unglücklichen Rouault eventuell wieder auf die Bank drängen könnte. Falls jemand hofft, Hoeneß wird einen Copa-Keeper einsetzen, den muss ich leider enttäuschen. Die möglichen Pokaltorhüter Bredlow und Seimen fallen beide weiterhin aus und ich denke nicht, dass Schock wirklich zum Einsatz kommen könnte.
Mögliche Startaufstellung
Offensiv bleibt weiterhin die Qual der Wahl für wen Jeong reinkommt. Für Silas? oder Millot? Oder spielt doch wieder Leweling rechts? Ich würde Silas erstmal auf die Bank parken, er könnte mit frischen Kräften am Ende des Spiels eingewechselt mehr Impact haben, als von Anfang an. Jeong, als äußerer Spielmacher, könnte gegen kompaktstehende Berliner ein Dosenöffner werden.
Statistik
Bis jetzt sind beide Mannschaft noch nie im Pokal aufeinander getroffen. Ansonsten verweise ich gerne auf den Statistikteil vom Ligaspiel. 🙂
Fazit
Union Berlin kommt ohne Selbstvertrauen und mit schweren Knochen nach Stuttgart. Aber auch dem VfB steckt das Hoffenheim noch in den Knochen. Nichtdestotrotz sollten wir mit Selbstvertrauen und Siegeswille in dieses Duell gehen. Der VfB ist zurzeit die bessere Mannschaft. Ich tippe (und hoffe) auf ein 2:0 ganz ohne Verlängerung.
Titelbild: © Adam Pretty/Getty Images