Rund um den nächsten Gegner: Im Gespräch mit Hertha-Fan Misha

In der eng­li­schen Woche kommt Her­tha zum Abstiegs­kampf ins Neckar­sta­di­on. Vor dem Abend­spiel spra­chen wir mit BSC-Fan Misha über sei­nen Ver­ein.

Rund um den Brust­ring: Hal­lo Misha, wie schon beim letz­ten Auf­ein­an­der­tref­fen Ende April ste­hen sich der VfB und Her­tha im Abstiegs­kampf gegen­über. Hast Du das so erwar­tet und wie ist die Stim­mung gene­rell bei Euch, ange­sichts des­sen, dass es ja auch in Ber­lin abseits des Plat­zes mit Inves­tor Lars Wind­horst mal wie­der hoch her­geht?

Misha: Ehr­lich gesagt über­rascht mich die Tabel­len­kon­stel­la­ti­on wenig. Her­tha konn­te zwar deut­lich stär­ke­re Trans­fers täti­gen aber die Unru­he der letz­ten Jah­re, gepaart mit sport­li­chem Miss­erfolg gibt wenig Hoff­nung auf sport­li­che Auf­schwung. Und den­noch ist die Stim­mung bei Her­tha gut. Da ändert ein dubio­ser Inves­tor mit sehr frag­wür­di­gen Metho­den auch nichts. Er ist mir mitt­ler­wei­le egal. Alle drei Mona­te kommt etwas neu­es skan­da­lö­ses zu ihm raus. Letz­te Sai­son hät­te das mas­si­ve Unru­he im Ver­ein kre­iert. Heu­te haben wir mit Kay Bern­stein einen Prä­si­den­ten, der eine noch nie erleb­te fami­liä­re Atmo­sphä­re kre­iert hat. Die Kom­mu­ni­ka­ti­on des Ver­eins ist end­lich klar und ein­fach. Die Mit­glie­der und Fans wer­den wie­der abge­holt. Er hat mei­ne Erwar­tun­gen sogar über­trof­fen. Dass ein Lars Wind­horst trotz Akten Israe­li­scher Gerich­te (mal wie­der) alle Anschul­di­gun­gen abstrei­tet und aus­ge­rech­net Kay Bern­stein dafür ver­ant­wort­lich macht, ist bezeich­nend. Aber er ver­dient unse­re Auf­merk­sam­keit nicht. Span­nend wird es auf der kom­men­den Mit­glie­der­ver­samm­lung bei der ist unter ande­rem um den Abwahl­an­trag von Auf­sichts­rats­chef Klaus Brüg­ge­mann geht. Der hat­te näm­lich ver­sucht, die dama­li­ge Wahl von Bern­stein zu ver­hin­dern. Unterm Strich ist die Stim­mung den­noch gut, denn auch zwi­schen Fans und Mann­schaft gibt es seit lan­gem wie­der eine Bin­dung.

Im Som­mer kam San­dro Schwarz als neu­er Trai­ner. Wie lässt er die Mann­schaft spie­len und wie zufrie­den bist Du bis­her mit ihm?

Auch hier hab ich end­lich wie­der das Gefühl, ein Sys­tem zu erken­nen. Offen­siv­fuß­ball war lan­ge Fehl­an­zei­ge bei Her­tha. Aber mit San­dro steht Her­tha (meis­tens) sta­bil im Zen­trum. Ser­dar, Tous­art und Sun­jic ergän­zen sich gut und so haben wir dort Robust­heit, Zwei­kampf­stär­ke, Dyna­mik und ein soli­des Pass­spiel. Die Prä­zi­si­on bei Bäl­len in die Tie­fe fehlt noch aber das sind Wel­ten im Ver­gleich zu frü­her. Mit Luke­bak­io, Ejuke und Rich­ter kommt viel Tem­po und Tech­nik über die Flü­gel. Kan­ga macht im Zen­trum die Bäl­le fest, ver­teilt die­se und arbei­tet unfass­bar viel. Man kann nur hof­fen, dass er sich öfter mit Toren belohnt. Ich also ins­ge­samt zufrie­den mit San­dro, weil er es auch geschafft hat, Spie­lern wie Luke­bak­io end­lich das nöti­ge Selbst­ver­trau­en zu geben, das Poten­zi­al zu ent­fal­ten.

Was sind aktu­ell Eure Stär­ken und Schwä­chen?

Ich glau­be bis­her haben wir fast alle unse­re guten Leis­tun­gen durch völ­lig unnö­tig Feh­ler ver­saut. Das ist unse­re gro­ße Schwä­che und hat uns bestimmt schon 6–8 Punk­te gekos­tet. Das ist unfass­bar scha­de, weil wir ins­ge­samt sta­bil ste­hen, dann aber sowohl indi­vi­du­ell als auch im Kol­lek­tiv unkon­zen­triert sind. Unse­re größ­te Stär­ke ist das neue Selbst­ver­trau­en und der Wil­le, nach Rück­schlä­gen zurück­zu­kom­men. Das mag nach einer Flos­kel klin­gen aber die­se Mann­schaft glaubt wie­der an sich selbst. Abge­se­hen davon haben wir mit Luke­bak­io, Ejuke und Rich­ter end­lich wie­der Qua­li­tät auf den Außen. Tech­nik und Tem­po haben uns hier oft genug schon tol­le Tore und gute Chan­cen beschert. Mit mehr Glück wer­den es weni­ger Chan­cen und mehr Tore.

Her­tha hat­te im Som­mer einen gro­ßen Umbruch im Kader. Wo muss Fre­di Bobic im Win­ter noch etwas machen und kann er das finan­zi­ell über­haupt?

Finan­zi­ell sieht es so schlecht wie lan­ge nicht mehr aus. Wind­horsts Mil­lio­nen sind weg und die Ver­bind­lich­kei­ten sind gestie­gen. Ich sehe wenig Mög­lich­kei­ten, soll­te es kei­ne Abgän­ge geben. In mei­nen Augen brau­chen wir nur auf der lin­ken Ver­tei­di­ger­po­si­ti­on drin­gend einen neu­en Spie­ler.

Apro­pos Kader: Wie läuft es denn für Ex-VfBler Marc Oli­ver Kempf und für unse­ren ehe­ma­li­gen Nach­wuchs­spie­ler Davie Sel­ke?

Ich kann vor Kempf nur mei­nen Hut zie­hen. Mitt­ler­wei­le ist er unser bes­ter Ver­tei­di­ger. Das ist eine unfass­bar star­ke Ent­wick­lung, die ich so nicht kom­men sehen hab. Davie Sel­ke ist ein coo­ler Typ. Ich glau­be die meis­ten von uns mögen ihn. Aber das wars dann auch. So rich­tig glaub ich nicht mehr an einen Durch­bruch. Dafür wirkt im Spiel viel zu unbe­hol­fen, denn er ist so gut wie gar nicht ins Auf­bau­spiel inte­grier­bar. Ich wün­sche ihm einen neu­en Ver­ein. Viel­leicht etwas klei­ne ruhi­ges, wo er ohne Medi­en­rum­mel sein Selbst­be­wusst­sein wie­der auf­bau­en kann.

Zum Abschluss: Dein Tipp fürs Spiel?

Her­tha gewinnt 2:1! Der VfB geht in Füh­rung doch, wie so oft die­se Sai­son, kommt Her­tha zurück und dreht das Spiel durch Tore von Luke­bak­io und Kan­ga.

Titel­bild: © VfB-Bilder.de

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