Nicht schön, aber praktisch

Der VfB holt mit dem 2:1‑Heimsieg im Sand­hau­se­ner Sta­di­on den zwei­ten Sieg im drit­ten Spiel und kann zumin­dest was die Punk­te­aus­beu­te angeht eini­ger­ma­ßen beru­higt in die Län­der­spiel­pau­se gehen. Die immer noch auf­tre­ten­den Män­gel soll­ten dabei aber nicht ver­ges­sen wer­den.

Ein Stadion in Rot-Weiß. Bild © VfB-Bilder.de
Ein Sta­di­on in Rot-Weiß. Bild © VfB-Bilder.de

Immer­hin, es ist schon ein wesent­lich schö­ne­res Gefühl über Sie­ge zu schrei­ben als über ewig anmu­ten­de Nie­der­la­gen­se­ri­en wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren. Der VfB brach­te bereits zum zwei­ten Mal mit einem Kraft­akt eine knap­pe Füh­rung über die Zeit. Simon Terod­de mach­te end­lich sein ers­tes Tor im roten Brust­ring und Ber­kay Özcan mach­te sei­ne bis dahin etwas hilf­lo­se Vor­stel­lung mit zwei ast­rei­nen Tor­vor­la­gen wett. Nach­dem hier in den letz­ten Mona­ten so viel Nega­ti­ves zu lesen war, soll das Posi­ti­ve auch nicht unter den Tisch fal­len.

Sicher­lich, es ist die zwei­te Liga und es ist Sand­hau­sen. Aber das ist eben die Liga, in der der VfB jetzt spielt und in der, im Gegen­satz zur letz­ten Sai­son, auch end­lich wie­der ein paar Din­ge funk­tio­nie­ren. Zum Bei­spiel dass der VfB sei­ne Tor­ge­fähr­lich­keit bei Stan­dards wie­der­fin­det. Zum Bei­spiel dass der VfB trotz (ja, trotz. Nicht wegen. Dazu gleich mehr) aller Bemü­hun­gen sei­ner Innen­ver­tei­di­gung eine Füh­rung über die Zeit bringt. Und dass das Ver­hält­nis zwi­schen Fans und der neu for­mier­ten Mann­schaft sich wie­der bes­sert. War es im ers­ten Spiel noch die Neu­gier auf die zwei­te Liga kann man mitt­ler­wei­le fest­stel­len, dass zuletzt wahr­schein­lich im Mai 2007 in Bochum so vie­le VfB-Fans in einem geg­ne­ri­schen Sta­di­on waren. Blickt man also mit ein paar Tagen Abstand auf den Frei­tag­abend, war es eigent­lich gar nicht so übel.

Der Fall (des) Toni Sunjic

"Jungs, glaubt mir, ich hab das im Griff." Die Leiden des jungen T. Bild © VfB-Bilder.de
“Jungs, glaubt mir, ich hab das im Griff.” Die Lei­den des jun­gen T. Bild © VfB-Bilder.de

Ver­setzt man sich aller­dings zurück in den voll­ge­pack­ten, in der badi­schen Spät­nach­mit­tags­son­ne (dan­ke, DFL!) brü­ten­den Gäs­te­block, dann fal­len einem doch noch so eini­ge Details ein, die besorg­nis­er­re­gend sind. Zum einen war da ein erneut völ­lig über­for­der­ter Toni Sun­jic. Der Pat­zer am eige­nen Sech­zeh­ner war ja mehr so ein Revi­val der letz­ten Sai­son. Was mich wirk­lich auf­regt, weil es nicht von Toll­pat­schig­keit, son­dern von Dumm­heit zeugt, ist das völ­lig über­trie­be­ne Weg­sto­ßen des Sand­hau­se­ner Stür­mers vor dem Straf­raum, obwohl der Ball mitt­ler­wei­le mei­len­weit weg war.

Mitt­ler­wei­le wan­deln wir hier auf einem schma­len Grat. Toni Sun­jic wur­de schon im ver­gan­ge­nen Jahr ein gro­ßer Bro­cken der Schuld am Abstieg zuge­scho­ben. Nach sei­nem erneu­ten Faux­pas wirk­te er sehr geknickt und ent­schul­dig­te sich auch spä­ter über die sozia­len Medi­en. Viel­leicht wäre es nach der Ver­pflich­tung eines wei­te­ren Innen­ver­tei­di­gers heu­te (den der VfB wohl allein des­halb noch nicht bestä­ti­gen konn­te, weil das gesam­te Pres­se­team schein­bar bei einer Cha­ri­ty-Akti­on in der Nach­sor­ge­kli­nik Tann­heim weil­te) das Bes­te, wenn Sun­jic in der Regio­nal­li­ga viel­leicht wie­der ein biß­chen Selbst­ver­trau­en gewinnt. Wenn es dann nicht mehr düe die ers­te Mann­schaft reicht, muss man halt not­falls im Win­ter gucken, was für bei­de Sei­ten das bes­te ist. Außer­dem könn­ten wir dann mal sehen, ob Kamin­ski nicht zumin­dest bes­ser als Sun­jic ist.

Özcan oder Maxim? Özcan und Maxim?

Aber weg von der Abwehr, deren Pro­ble­me viel­leicht durch die Ereig­nis­se in die­ser Woche etwas beho­ben wer­den. Auch wenn die zwei Tore etwas ande­res ver­mu­ten las­sen: Nach vor­ne ging beim VfB abge­se­hen von eben die­sen bei­den Tref­fern gar nichts bis über­haupt gar nichts. Auch die Sand­hau­se­ner, wie in der Vor­wo­che die For­tu­nen, ver­tei­dig­ten geschickt am eige­nen Straf­raum und erneut fiel den Brust­ring­trä­gern nichts ein, wie sie die­se Ver­tei­di­gung über­win­den könn­ten. Am Ende war es viel­leicht die indi­vi­du­el­le Klas­se eines Özcan, die zum letzt­lich ent­schei­den­den 2:0 führ­te. Auch offen­siv hat der VfB mitt­ler­wei­le mit dem Japa­ner Asa­no nach­ge­legt, even­tu­ell kommt noch ein wei­te­rer Offen­si­ver hin­zu.

Trotz des gan­zen Medi­en­tru­bels fän­de ich es wün­schens­wert, wenn Luhuk­ay es schafft, Özcan und Maxim so in die Mann­schaft ein­zu­bau­en, dass dar­aus ein funk­tio­nie­ren­des Offen­siv­spiel ent­steht, mit dem man viel­leicht auch mal ein Spiel deut­li­cher und nicht erst in den letz­ten fünf Minu­ten gewin­nen kann. Denn auch die­se knap­pen Füh­run­gen wer­den nicht jedes Mal hal­ten. Dass die­se Liga nicht so aus­ge­gli­chen ist, dass es nicht auch mal zu einem Kan­ter­sieg kom­men kann, haben Han­no­ver und am Wochen­en­de Braun­schweig bewie­sen.

Positive Einstellung

Am Ende war der Sieg mehr Arbeit als gedacht. Bild © VfB-Bilder.de
Am Ende war der Sieg mehr Arbeit als gedacht. Bild © VfB-Bilder.de

Noch etwas Posi­ti­ves: Man kann der Mann­schaft nicht mehr man­geln­des Enga­ge­ment vor­wer­fen. Man­geln­de Krea­ti­vi­tät, ja. Aber man bringt nicht zwei kip­peln­de Spie­le über die Zeit, wenn man mit der Scheiß­ega­lich­bi­neh­bald­weg-Ein­stel­lung aus dem Früh­jahr an die Auf­ga­be her­an­gin­ge. Wenn der VfB noch bis Mitt­woch die Löcher stopft, die sich in den ers­ten drei Spie­len auf­ge­tan haben, könn­te sich dar­aus am Ende doch noch eine Mann­schaft ent­wi­ckeln, die auf­stei­gen kann. Kann, denn auch nach dem 31. August hat Jos Luhuk­ay noch viel zu tun.

Abschlie­ßend: Es war inter­es­sant, mal in Sand­hau­sen zu sein und das Hardt­wald­sta­di­on abzu­ha­ken. Es ist auch eine inter­es­san­te Erfah­rung, die Heim­fans mehr­fach zu über­tö­nen. Trotz­dem brau­che ich sowas nicht jedes Jahr. So fuß­ball­ro­man­tisch ich ver­an­lagt bin. Ich brau­che weder die über­füll­te Zufahrts­stra­ße zum Sta­di­on, noch den Park­platz auf dem Wald­weg und den halb­stün­di­gen Marsch über Feld­we­ge zum Sta­di­on (wobei Sand­hau­sen das nicht exklu­siv hat. Ja Mainz o5, ich gucke Euch an!). In der ers­ten Pokal­run­de ist das mal ganz nett. Aber nicht in der Liga.

Und das soll es gewe­sen sein von die­sem hit­zi­gen Wochen­en­de. Ich hab die­se Woche schon gar kei­ne Lust mehr, mich dar­über auf­zu­re­gen, wie mies die Schieds­rich­ter in der zwei­ten Liga sind. Der kicker-Noten­schnitt für den Unpar­tei­ischen aus unse­ren ers­ten bei­den Spie­len liegt bei 4,75. Nuff said.

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