Am Freitagabend tritt der VfB beim SV Sandhausen an, dem Pokalschreck von 1995 und für Viele Inbegriff der 2. Bundesliga. Mit Stefan vom Fanclub Carpe Diem Sandhausen haben wir über das Spiel und die Besonderheiten seines Vereins und dessen Fanszene gesprochen.
Rund um den Brustring: Hallo Stefan, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Euer Fanclub heißt Carpe Diem Sandhausen. Wie seid ihr zum SVS und auf diesen Fanclub-Namen gekommen?
Stefan: Wir kommen alle aus Sandhausen und so gehen die meisten von uns schon seit ihrer Kindheit zu den Spielen unseres Heimatvereins. Carpe Diem ist so eine Art Lebensmotto und das passt auch irgendwie zum Fußball. Mach einfach das Beste aus deinem Tag.
Rund um den Brustring: Wie lässt sich die Fanszene des SV Sandhausen beschreiben? Welche Rivalitäten gibt es?
Stefan: Die Fanszene des SVS ist noch überschaubar, wächst aber langsam von Jahr zu Jahr. Es gibt viele Fans oder Fanclubs die schon seit Ewigkeiten beim SVS mit dabei sind und auch die Amateurzeiten alle mitgemacht haben. Seit Aufstieg in die 3. Liga bzw. 2. Liga kommen aber auch viele jüngere Fans nach. Als lokalen Rivalen kann man vielleicht die TSG Hoffenheim betrachten, allerdings gab es gegen die seit vielen Jahren keine Pflichtspiele mehr und unsere Vereine trennen dann doch Welten.
Rund um den Brustring: Der SV Sandhausen hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich nach oben entwickelt, aktuell seid ihr im fünften Jahr in der zweiten Liga. Wie hat man das geschafft?
Stefan: Nach einer schlechten ersten Zweitligasaison, welche nur durch den Lizenzentzug von Duisburg zum Klassenerhalt geführt hat, haben wir einige Lehren gezogen. Unter anderem bieten wir verstärkt jungen Talenten die Möglichkeit hier in Sandhausen in der zweiten Liga Fuß zu fassen. Gleichzeitig wurde das ganze Umfeld professioneller was in der zweiten Liga auch notwendig ist. In den letzten Jahren hatten wir bei der Kaderzusammenstellung und Spielweise auch immer das nötige Glück um eine erfolgreiche Saison zu spielen. Generell arbeiten wir hier schon mit bescheidenen Mitteln und müssen den Euro schon manchmal zweimal umdrehen bevor er ausgegeben wird. Aber unsere handelnden Personen haben da in den letzten Jahren schon vieles richtig gemacht.
Rund um den Brustring: Ihr seid mit einem Unentschieden in letzter Minute in Düsseldorf und einer Niederlage in Aue in die Saison gestartet. Was traut ihr der Mannschaft diese Saison zu und was ist Euer Saisonziel?
Stefan: Unser Saisonziel ist der Klassenerhalt. Und wenn am Ende Platz 15 dabei rausspringt sind wir alle zufrieden. Gegen Düsseldorf haben wir gut angefangen, dann aber etwas nachgelassen. Über das Spiel in Aue schweige ich lieber. Aktuell ist die Mannschaft noch in der Findungsphase und ich hoffe das dauert nicht mehr zu lange.
Rund um den Brustring: Wie habt ihr den Abstieg des VfB wahrgenommen? Freut man sich auf ein Auswärtsspiel in der Nähe? Welches Bild hat man in Sandhausen vom VfB?
Stefan: Der Abstieg des VfB hat sich ja schon seit einigen Jahren abgezeichnet. Man ist da ein paarmal kurz vor Ende noch aus dem Tabellenkeller rausgekommen und letzte Saison hat es dann eben nicht mehr gereicht. Für den SVS ist der VfB in der zweiten Liga natürlich eine tolle Sache. Ein traditionsreicher Fußballverein mit großer Fanbasis und dann auch nur knapp eine Stunde Fahrt entfernt, das nimmt man natürlich gerne mit. Da wir lange Zeit im Amateurbereich gespielt haben, haben in Sandhausen natürlich auch fast alle noch einen zweiten Verein. Da gibt es auch einige VfB Fans in Sandhausen. Generell gibt es aber natürlich auch die übliche Rivalität zwischen Baden und Schwaben. Also ein einheitliches Bild vom VfB wirst du in Sandhausen nicht finden.
Rund um den Brustring: 1995 schlug der SV Sandhausen den VfB im längsten Elfmeterschießen der Pokalgeschichte. Hast Du noch Erinnerungen an dieses Spiel?
Stefan: Ich war selbst auf dem Spiel und kann mich noch gut erinnern. War ein regnerischer Sonntagnachmittag und mit toller Moral und Einstellung kam der SVS nach Rückstand immer wieder ins Spiel zurück und erkämpfte sich das Elfmeterschießen. Das zog sich dann richtig in die Länge und wurde von Minute zu Minute spannender. Als der Stuttgarter dann den letzten Elfer verschoss war der Jubel riesig und wir sind alle zur Mannschaft auf den Platz gerannt und haben lange gefeiert.
Rund um den Brustring: Am Freitagabend werden die VfB-Fans wahrscheinlich im Hardtwaldstadion in der Überzahl sein. Kommt das häufiger vor? Und wie geht man in Sandhausen mit dieser besonderen Situation um?
Stefan: Das Gästefans in Überzahl oder zumindest lautstärker am Hardtwald sind ist nicht das erste Mal. Von daher ist das nicht ungewohnt in Sandhausen Aber das heißt nicht automatisch, dass die Gäste dann immer die Punkte mitnehmen. Gerade gegen den KSC oder Kaiserslautern, welche bisher auch immer bei den Fanzahlen deutlich überwiegten, haben wir sogar meist besser und erfolgreich gespielt.
Rund um den Brustring: Vor welchem VfB-Spieler habt ihr den meisten Respekt? Wo liegen aktuell die Schwächen beim SVS?
Stefan: Ich glaube der VfB hat durchweg einen guten Kader mit viel Qualität und einen in meinen Augen sehr guten Trainer. Am meisten Respekt habe ich vor Ginczek, aber der wird am Freitag ja noch fehlen. Die Schwächen beim SVS liegen momentan beim Spielaufbau und bei individuellen Fehlern, die in den letzten Spielen zu den Gegentoren geführt haben.
Rund um den Brustring: Und vor welchem Spieler müssen wir uns in Acht nehmen? Wie kann Sandhausen den VfB schlagen?
Stefan: Jakub Kosecki ist wohl unser technisch bester Spieler, der Spiele auch mal mit einzelnen Aktionen alleine entscheiden kann. Er kam, nachdem er letztes Jahr nur ausgeliehen war, allerdings erst vor 2 Wochen wieder zum SVS und ist aktuell noch nicht in der Form der letzten Runde. Der SVS hat am Freitag eine Chance den VfB zu schlagen, wenn wir individuelle Fehler vermeiden und jeder Spieler mit absoluten Einsatz und Kampfgeist über die 90 Minuten dabei ist.
Rund um den Brustring:Für viele VfB-Fans ist es der erste Besuch im Hardtwaldstadion. Was hat eure Heimspielstätte denn so zu bieten?
Stefan: Unser Hardtwaldstadion ist in den letzten Jahren nach und nach aus- und umgebaut worden und bietet mittlerweile etwas über 15.000 Zuschauern Platz. Für mich ist es eines der schönsten Stadien, da die Lage am Wald sowie die unterschiedlich gestalteten Tribünen einen gewissen Charme haben. Und man ist richtig nah dran am Spielfeld und an den Spielern. Es ist keine fertige Arena und der Komfort ist in manchen Bereichen daher auch nicht ganz so groß, aber das ist für mich kein Problem. Seit diesem Jahr gibt es, bis auf den Gästeblock, ein bargeldloses Bezahlsystem im Stadion. Das trifft somit auch diejenigen Fans von euch, die Karten außerhalb des Gästeblocks haben. Ich bin da kein Fan von, bin da eher altmodisch und würde lieber weiter mit Bargeld zahlen.
Rund um den Brustring: Und was kann man in Sandhausen und Umgebung vor oder nach dem Spiel oder abseits des Spieltags unternehmen?
Stefan: Ein Anlaufpunkt vor und nach den Spielen ist immer das Clubhaus direkt vorm Stadion, wo vor allem nach den Spielen bei Bier und Musik auf der Terrasse das Spiel nochmal diskutiert und manchmal auch schöngetrunken wird J. Ansonsten liegt Sandhausen nur knapp 10 km von Heidelberg entfernt und dort gibt es neben touristischen Sehenswürdigkeiten wie dem Schloss, der alten Brücke und der Altstadt allgemein auch eine gute Kneipenlandschaft.
Rund um den Brustring: Vielen Dank für das Gespräch.