Neu im Brustring: Momo Cissé

Der VfB hat den 17jährigen Momo Cis­sé vom AC Le Hav­re ver­pflich­tet. Wir haben uns in Frank­reichs Nor­den über ihn infor­miert.

Dass Sven Mislin­tat jun­ge Spie­ler ver­pflich­tet, dar­an haben wir uns ja mitt­ler­wei­le gewöhnt. Erst letz­te Woche hol­te man Moha­med San­koh von Sto­ke City an den Wasen, der 16jährige ist jedoch zunächst für die U19 von Nico Wil­lig ein­ge­plant. Anders ver­hält es sich schein­bar beim fast auf den Tag genau ein Jah­re ältern Momo Cis­sé, der laut Ver­eins­web­sei­te “als fes­ter Bestand­teil des Kaders Schritt für Schritt an die Anfor­de­run­gen der Bun­des­li­ga” her­an­ge­führt wer­den soll und die Rücken­num­mer 29 erhält.

Sein bis­he­ri­ger Ver­ein, der Le Hav­re Ac, erhält dafür laut kicker eine hohe fünf­stel­li­ge Aus­bil­dungs­ent­schä­di­gung. Der HAC, so das Ver­eins­kür­zel, ist übri­gens als Aus­bil­dungs­ver­ein kein unbe­schrie­be­nes Blatt, wie die­ser Arti­kel auf The Foot­ball Faithful offen­bart: Sowohl Paul Pog­ba, als auch Dimi­t­ri Pay­et oder Las­sa­na Diar­ra mach­ten beim Ver­ein, der in der Früh­zeit des fran­zö­si­schen Fuß­balls drei­mal Meis­ter wur­de, ihre ers­ten Schrit­te. Aktu­ell spielt Le Hav­re in der Ligue 2 gemein­sam mit Paris FC, dem ehe­ma­li­gen Ver­ein von Silas Waman­gi­tu­ka — und Momo Cis­sé.

Vertrag in Le Havre abgelehnt

Ihr habt es an die­ser Stel­le schon häu­fi­ger gele­sen: Viel gibt es über sehr jun­ge Spie­ler nicht zu erfah­ren, was zum einen dar­an liegt, dass sie meis­tens weni­ge Ein­sät­ze in Ligen vor­zu­wei­sen haben, über die man Sta­tis­ti­ken und Infor­ma­tio­nen fin­det, zum ande­ren dar­an, dass vie­le ihrer Fähig­kei­ten in die­sem Alter zwar schon in Ansät­zen zu erken­nen, aber noch nicht fer­tig aus­ge­bil­det sind und man sich des­we­gen mit dem Vor­be­halt arran­gie­ren muss, noch kein abschlie­ßen­des Urteil fäl­len zu kön­nen. Den­noch haben wir drei HAC-Exper­ten gefun­den, die bereit waren, ihr Wis­sen über Cis­sé mit uns zu tei­len: Zum einen der Jour­na­list Luc Gal­lais (@LucGallais), der für das Regio­nal­por­tal Paris­Nor­man­die über Le Hav­re berich­tet, sowie die zwei Fans Flo­qe (@Floqe) und Nox (@Geckov), die bei­de nur mit Ihren Twit­ter-Spitz­na­men zitiert wer­den woll­ten.

Cis­sé, des­sen vol­ler Name Alk­ha­ly Momo Cis­sé lau­tet, wur­de am 17. Okto­ber 2002 in Con­a­kry, Gui­nea, gebo­ren, mitt­ler­wei­le hat er zusätz­lich noch die fran­zö­si­sche Staats­bür­ger­schaft. 2017 wech­sel­te er mit 14 Jah­ren vom Nach­wuchs des bereits erwähn­ten Paris FC nach Le Hav­re, für den er bis­her nur in der U19 und der zwei­ten Mann­schaft in der fünft­klas­si­gen Natio­nal 3 auf­lief. Im letz­ten hal­ben Jahr trai­nier­te er aller­dings bereits mit der Zweit­li­ga­mann­schaft von Trai­ner Paul Le Guen, erzäh­len Luc und Nox. Der Ver­ein habe ihm auch einen Pro­fi­ver­trag ange­bo­ten, den Cis­sé und sein Bera­ter abge­lehnt hät­ten, wor­über man beim HAC nicht beson­ders glück­lich sei, berich­tet Luc auf Paris­Nor­man­die. Wer des Fran­zö­si­schen nicht mäch­tig ist:

Luc ver­mu­tet, dass sein Bera­ter even­tu­ell rela­tiv viel Geld ver­lang­te. So lan­de­te Cis­sé beim VfB, wo er einen “lang­fris­ti­gen” Ver­trag unter­schrie­ben hat. Die Ver­schwie­gen­heit ist wahr­schein­lich auch der Tat­sa­che geschul­det, dass der Spie­ler noch min­der­jäh­rig ist, zumin­dest bis Okto­ber.

Schnell, ballsicher, zu sehr ins Dribbling verliebt 

Auf dem Feld ist Cis­sé auf den offen­si­ven Flü­geln behei­ma­tet. Laut Nox meist auf dem lin­ken, Luc zufol­ge kön­ne er aber auch rechts spie­len. Von allen drei Exper­ten wird sei­ne Schnel­lig­keit als Stär­ke her­vor­ge­ho­ben, eben­so so sei­ne Ball­si­cher­heit und sein Dribb­ling im Eins gegen eins. Damit sei er vor allem für Kon­ter­mann­schaf­ten sehr hilf­reich erklärt Nox, weil er hoch steht und in die Räu­me geht. Sei­ne Schwä­chen lie­gen Nox zufol­ge fol­ge­rich­tig vor allem in der Defen­si­ve, vor allem wenn die eige­ne Abwehr­ket­te sehr tief steht. Außer­dem habe er — wie vie­le jun­ge Spie­ler, die wir por­trai­tiert haben — noch Pro­ble­me bei der Ent­schei­dungs­fin­dung und gehe zu häu­fig ins Dribb­ling, anstatt den Ball abzu­ge­ben. Luc sieht Schwä­chen vor allem im Abschluss. Wer sich eine bild­li­che Vor­stel­lung machen will, soll­te sich per Klick auf den Tweet ein paar Vide­os von VfBFilm­Room anschau­en:

Ein großer Sprung in die Bundesliga

Wie oben ange­spro­chen, soll Cis­sé an die Bun­des­li­ga-Mann­schaft her­an­ge­führt wer­den. Das hal­ten auch unse­re Exper­ten für rea­lis­tisch. Nox ist nicht der Mei­nung, dass er schon für die Ligue 2 bereit war und sieht den Wech­sel in die Bun­des­li­ga als einen noch grö­ße­ren Sprung an. Luc kann sich vor­stel­len, dass er in zwei bis drei Jah­ren soweit ist, Nox meint, er müs­se vor allem an sei­nen bereits erwähn­ten Schwä­chen bei der Ent­schei­dungs­fin­dung arbei­ten.

Ich könn­te mir vor­stel­len, dass er ähn­lich wie Cou­li­ba­ly in der zwei­ten Sai­son­hälf­te zum Ein­satz kommt — wenn auch nicht beson­ders lan­ge — und ansons­ten in der zwei­ten Mann­schaft in der Regio­nal­li­ga. Mit dem Trans­fer macht der VfB erst­mal nicht viel falsch. Der finan­zi­el­le Aspekt hält sich im Rah­men und auch wenn Cis­sé theo­re­tisch noch in der U19 ein­ge­setzt wer­den könn­te, sehe ich nicht das Pro­blem, dass er, um die aktu­el­le Debat­te auf­zu­grei­fen, einem Eigen­ge­wächs die Per­spek­ti­ve in der ers­ten Mann­schaft klaut — mir fällt spon­tan kein Spie­ler auf der Posi­ti­on ein, der auf dem Sprung “nach oben” ist. Dass er dem Pro­fi­ka­der zuge­ord­net ist, ver­deut­licht, dass man ihn mit­tel­fris­tig auch dort sieht, die ent­spre­chen­de Ent­wick­lung vor­aus­ge­setzt. Viel­leicht kann er dann auch das Flü­gel­pro­blem der Mann­schaft behe­ben. Bis dahin heißt es Geduld haben, wie so häu­fig bei jun­gen Spie­lern. 

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