Erneut bedient sich der VfB zum FC St. Gallen und lotst Matej Maglicas ehemaligen Innenverteidiger Kollegen Leonidas Stergiou an den Neckar. Wir haben mit Marco vom Fanzine SENF über ihn gesprochen.
Bereits vor dem anstehenden Abgang von Dinos Mavropanos ist klar, dass der VfB in der Innenverteidigung noch einmal aktiv werden würde in diesem Transferfenster. Schließlich hat man schon jetzt mit Hiroki Ito, Dan-Axel Zagadou, Waldemar Anton und eben Mavropanos nur vier Innenverteidiger im Kader, was bei der Ende letzter Saison praktizierten Dreierkette nicht viel Luft lässt. Mit Leonidas Stergiou, der am 3. März 2002, also vor knapp 21,5 Jahren in Wattwil geboren wurde und seit 2015 das grüne Trikot des FC St. Gallen trägt, hat Sebastian Hoeneß jetzt also wieder vier Innenverteidiger zur Verfügung, perspektivisch kommt noch der an Darmstadt verliehene Matej Maglica hinzu, der die letzten beiden Spielzeiten beim FCSG verbrachte.
Stergious bisherige Karriere in St. Gallen ist durchaus beeindruckend: Nach seinem Erstliga-Debüt mit 16 Jahren etablierte er sich in den folgenden Spielzeiten schnell als Stammspieler und absolvierte jede Saison mindestens 27 Saisonspiele, im vergangenen Jahr stand er zudem im Schweizer Cupfinale, welches mit 1:4 an den FC Lugano verloren wurde. Stergiou spielte in St. Gallen als Rechtsfüßler ausschließlich auf der rechten Abwehrseite, was bei ihm auffällt ist die für einen Innenverteidiger überschaubare Körpergröße von 181 Zentimetern. In den vergangenen Jahren gehörte er dafür aber zu den Spielern mit den meisten abgefangenen Bällen. Was es sonst noch über ihn zu wissen gibt, lest ihr, diesmal in einem etwas anderen Format der Spielervorstellung, im folgenden Interview mit Marco vom St. Gallener Fanzine SENF.
Rund um den Brustring: Hallo Marco, Leonidas Stergiou kam als 13jähriger zum FCSG und debütierte bereits drei Jahre später im Februar 2019 gegen Zürich in der Super League. War das so erwartbar und auch, dass er den Rest der Saison weiterhin Spielzeit bekommen würde?
Marco: Hallo Lennart, Keineswegs. Es hieß zwar immer das er ein grosses Talent sei, wie wir alle wissen, heisst das aber nicht immer wirklich viel. Er hat trotz seines jungen Alters aber sofort eingeschlagen und sich im Team festgebissen.
Stergiou hat mit 21 Jahren bereits 139 Super League-Spiele absolviert und zählte in den vergangenen Jahren zum Stammpersonal in der Innenverteidigung. Zudem durchlief er die U‑Nationalmannschaften der Schweiz und debütierte vergangenes Jahr auch in der Nati. Warum spielt er immer noch in St. Gallen? 😉
Gute Frage. 😉 Nein, ernsthaft. In St. Gallen hat man schon lange mit einem Abgang gerechnet, jeden Sommer aufs Neue. Auch Angebote waren selten Mangelware, aber irgendwas hat dann doch nicht gepasst. Und damit kommen wir zu Leo‘s „größtem“ Manko — seine Grösse. In Zeiten von 2‑Meter- Türmen in der Innenverteidigung hat er keine Chance.
Was sind denn seine Stärken und Schwächen, wie würdet ihr seinen Spielstil als Innenverteidiger beschreiben?
Darum ist seine Stärke auch klar der Boden, gute Spielauslösung und auch seine Laufwege sind stark, was ihn selten zu Grätschen zwingt. Dies widerspiegelt sich auch in seiner Karten-Statistik, welche außerirdisch gut ist. Dafür ist die Schwäche dann auch relativ klar ersichtlich…
Hat sich sein Spiel in den vergangenen vier Jahren seit seinem Debüt für die Herrenmannschaft weiterentwickelt?
Natürlich hat er Fortschritte gemacht, gerade die Ruhe und sein Stellungsspiel sind mit der Erfahrung dazugekommen.
Über Matej Maglica sprachen wir ja unlängst. Wie würdet ihr die beiden Spieler vergleichen?
Ich sag es so, würde man Maglica und Stergiou zu einem Innenverteidiger machen, hätte man meiner Meinung nach den perfekten Prototypen. Darum haben Sie sich auch so gut ergänzt in der vergangenen Saison.
Denkst Du, er wird sich in der Bundesliga schnell zurechtfinden? Wir werden ja wohl Dinos Mavropanos an West Ham abgeben. Auch wenn Stergiou nicht als direkter Ersatz geplant ist, könnte er das in unserer dünn besetzten Innenverteidigung schnell weden. Ist der Wechsel das richtige für ihn?
Ich glaube, dass er sich schnell einleben wird. Die Nähe zu Zuhause und die Erfahrung die er doch schon hat, wird helfen. Als Back-Up für die beiden Stamm-Innenverteidiger sehe ich ihn definitiv. Zudem werden ihm einige Minuten zum Anklimatisieren sicher gut tun. Wenn ihr weiter so furios spielt wie am Samstag sollte das ja gegen Ende drinliegen. Ich glaube nach einiger Eingewöhnung kann das was werden
Was sollten wir sonst noch über ihn wissen?
Ihr holt euch einen pflegeleichten, topmotivierten jungen Mann in die Reihen welcher problemlos eine ganze Saison durchspielen kann, wenige Karten holt und sonst sehr ruhig ist. Wenn alles einigermaßen normal läuft, werdet ihr Freude an ihm finden.
Vielen Dank für das Gespräch!
Dass Stergiou schon ziemlich weit ist für sein Alter sieht man daran, dass bei der Europameisterschaft Kapitän der U21-Nati war und auch bei der A‑Mannschaft schon debütiert hat. Dem Kicker zufolge, der auch Zahlen nennt — 100.000 Euro Leihgebühr, Kaufoption über 2,5 Millionen Euro — plant der VfB, noch einen weiteren Spieler fürs Abwehrzentrum zu verpflichten. Dass man hier auch perspektivisch denkt, ist ein gutes Zeichen. Stergiou scheint schon einen Ticken weiter zu sein als der an Darmstadt verliehene Maglica, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass wir ihn früher in der Bundesliga sehen als gedacht. Immer noch ist es für eine abschließende Bewertung des diesjährigen Transfersommers zu früh. Zumindest in einem Mannschaftsteil, der in den vergangenen Jahren immer im Fokus stand, scheint man mittelfristig auf einem guten Weg zu sein.
Titelbild: © SENF — Das St. Galler Fußballmagazin