Die Leihe von Dzenis Burnic von Borussia Dortmund war wieder einer dieser Transfers von Jan Schindelmeiser, die keiner auf dem Schirm hatte. Wir stellen ihn Euch vor.
Burnic ist in Hamm geboren und kam bereits mit acht Jahren zum BVB. Er wurde sowohl mit der B‑Jugend, als auch mit der A‑Jugend der Dortmunder zweimal Deutscher Meister, bei der U19 war er zudem auch Mannschaftskapitän. In der B‑Jugend war, welch Überraschung, Hannes Wolf sein Trainer. Zudem hat er alle U‑Nationalmannschaften seit der U15 durchlaufen. Wir haben mit Florian Dellbrügge (@FD7789), BVB-Experte bei Westline, bei dem wir uns auch schon über Hannes Wolf und Orel Mangala informiert haben, sowie mit Klaus Pablo Torgau (@AlsterPeruaner), der für den Twitter-Account @BVB-Jugend über den Nachwuchs der Borussia informiert, über Burnic gesprochen.
Ein Talent mit Überblick
Für beide ist er ein riesiges Talent, vielleicht sogar eines der größten Mittelfeldtalente Deutschlands. Er wurde in Dortmund “technisch und taktisch erstklassig ausgebildet”, sagt Florian und ist Teil des starken Jahrgangs 1998, dem auch die BVB-Jungprofis Passlack und Pulisic sowie Neu-VfB-Spieler Mangala angehören und der die bereits erwähnten Nachwuchstitel gewann. Burnic sei dabei “Dreh- und Angelpunkt der A‑Jugend” gewesen, so Florian.
Seine Heimat auf dem Platz ist, ähnlich wie bei Orel Mangala, das defensive Mittelfeld, wobei Mangala laut Klaus Pablo eher der box-to-box-Spieler ist, während Burnic eher strategisch agiert: “Burnic hat einen feinen linken Fuß, eine schnelle Auffassungsgabe, ist extrem willensstark und kann das Tempo mit Ball auch mal anziehen. Vor allem zeichnet ihn ein sehr gutes Spielverständnis und ein sauberes Passspiel aus, er war in der Jugend das Gehirn der Mannschaft.” Auch körperlich habe Burnic in den letzten Jahren zugelegt und sei deshalb auch physisch schon weit genug für den Herrenbereich. Zudem trainiere er schon seit zwei Jahren mit den Profis und werde deshalb keine große Eingewöhnungszeit brauchen. Florian sieht bei ihm körperlich noch ein wenig Entwicklungspotenzial, lobt ihn aber auch als “Ballverteiler und Taktgeber”. Er habe zwar einen starken linken Fuß, könne aber durchaus auch Pässe mit rechts schlagen.
Potenzial für die Bundesliga
Der Grund für den Wechsel liegt für beide Experten, wie schon bei Mangala, auf der Hand: Das Überangebot im defensiven Mittelfeld des BVB. Burnic hatte sogar bereits einen Bundesliga-Einsatz, der allerdings mit der 1:2‑Niederlage in Darmstadt nicht von Erfolg gekrönt war. Bei diesem Spiel wurde er jedoch auch in der Dreierkette eingesetzt und erhielt wenig Unterstützung von seinen erfahreneren Mannschaftskollegen. Auch Champions League-Luft hat er bereits geschnuppert, wenn auch nur eine Minute in der Nachspielzeit.
Beide trauen Burnic auf jeden Fall zu, beim VfB auch in der Bundesliga zum Einsatz zu kommen. Klaus Pablo sieht ihn als stärker als seinen alten und neuen Teamkollegen Mangala an. Der Wermutstropfen für VfB-Fans angesichts dieser positiven Eindrücke: Er ist nur für ein Jahr von Dortmund ausgeliehen, eben um die nötige Spielpraxis zu sammeln und beide Experten gehen davon aus, dass er sich auch langfristig in Dortmund durchsetzen wird.
Ein zweiter Philipp Lahm?
Im Gegensatz zu den anderen Leihgeschäften, die Jan Schindelmeiser bisher abgeschlossen hat, scheint es hier keine Kaufoption zu geben, was einen angesichts des offensichtlichen Talents von Burnic nicht weiter verwundert. Sportlich könnte er den VfB, wenn er denn den ihm aus Dortmund unbekannten Abstiegskampf auch mental annimmt, in diesem Jahr durchaus helfen. Dass er dann wieder für Dortmund aufläuft, daran besteht wohl wenig Zweifel. Abgesehen vom kurzfristigen sportlichen Vorteil könnten der VfB und seine Nachwuchsarbeit jedoch durch dieses Leihgeschäft auch für andere Talente, die sich in der Vergangenheit von den mangelnden Perspektiven für junge Spieler im Club abgeschreckt sahen, vielleicht wieder attraktiver werden. Für die einst ruhmreiche Stuttgarter Jugendarbeit ist dieser Wechsel natürlich ein ziemlicher Schlag ins Gesicht, angesichts der Leistungen der U19 in den vergangenen Jahren allerdings auch nicht wirklich verwunderlich.
Wie auch immer: Es könnte eine interessante Spielzeit werden. Just heute kündigte Jan Schindelmeiser an, man werde noch gestandene Abwehrspieler verpflichten. Ich bin gespannt, wie sich diese Mischung aus U23 und erfahrenen Spielern zusammenrauft.
Bild: © Schwatzgelb.de