Gegen Wolfsburg verliert der VfB ein Spiel mit 1:3, in dem wirklich fast gar nichts klappt. Das ist frustrierend, es gibt aber auch Grund für Optimismus.
Der offensichtlichste Grund, nach dem nervigen 1:3 gegen Volkswagen am Mittwochabend nicht für den Rest der Woche schlechte Laune zu schieben: Der VfB ist durch. Wir können uns auch noch eine nicht unwahrscheinliche Niederlage in Salzburg-Nord am Sonntag erlauben und müssen auch gegen Augsburg, Gladbach und Bielefeld gar nichts und werden nächstes Jahr trotzdem Bundesliga spielen. Das allein ist schon mal viel wert, denn dass das Ergebnis eines Spiels schon am 30. Spieltag einer Saison sekundär ist, hatten wir schon sehr lange nicht mehr. Immer ging es um irgendwas. Jetzt sind andere Aspekte wichtiger.
Zum Beispiel Einsatzminuten für junge Spieler. Massimo durfte schon gegen Union ran, diesmal feierte Ahamada sein Comeback und machte seine Sache überwiegend und angesichts seines Alters gut. Später stand dann noch Cissé auf dem Platz, auch Churlinov durfte sich erneut zeigen. Das ist wichtig, denn wir haben durch den quasi sicheren Klassenerhalt jetzt schon die Gelegenheit, Spieler auszutesten und den Kader für die kommende Saison auf den Prüfstand zu stellen: Wer zeigt Potenzial? Wer nicht? Wem trauen wir einen ähnlichen Sprung zu, wie ihn Coulibaly vor der Saison gemacht hat? Und für wen sind perspektivisch Kurzeinsätze beim VfB wahrscheinlich das Ende der Fahnenstange? Hier tut man niemandem einen Gefallen, wenn man ihn allein aufgrund seines Alters bewertet. Was sich mir nicht ganz erschloss, war jedoch die Einwechslung von Gonzalo Castro und Daniel Didavi, die nach etwa Minute beim Stand von 1:3 reinkamen, aber bis auf ein Murmeltor von Castro keine Akzente mehr setzen konnten. Da hätte es mehr Spaß gemacht noch mehr von den jüngeren Spielern zu sehen.
Schöne Kombinationen, schlechte Abwehrleistung
Die hatten nämlich vorher offensiv ordentlich Betrieb gemacht, sich mit ansehnlichem Kombinationsspiel hochkarätige Chancen erarbeitet — und diese ohne Ausnahme versemmelt. Das ging beim Elfmeter von Förster los, den vielleicht lieber ein Stürmer mit Torinstinkt getreten hätte, und ging damit weiter, dass ebenjener Stürmer den Ball nicht im Tor unterbrachte. Dass der Gegner mit diesem Abwehrverhalten gegen einen ersatzgeschwächten VfB auf Platz 3 steht, ist schwer nachvollziehbar.
Wahrscheinlich liegt es an der Effektivität im Sturm, die auch der VfB zu spüren bekam. Die er aber auch durch zu zögerliches und teilweise dilettantisches Abwehrverhalten begünstigte. Teilweise mag es der fehlenden Eingespieltheit, teils der mangelnden Erfahrung zuzuschreiben sein, häufig waren es aber Konzentrationsfehler oder im Fall von Kempf Kopfballvorlage zum 0:1 einfach Aussetzer. Unterm Strich stehen aber, Hertha mit seinen Nachholspielen außen vor gelassen, die drittmeisten Gegentore in der Liga — hinter Absteiger Schalke und Abstiegskandidat Köln. Auch hier muss im Sommer nachgebessert werden, wenn man kommende Saison keine bösen Überraschungen erleben möchte.
Und so gibt es angesichts der Umstände eigentlich keinen großen Grund zur Beschwerde. Irgendwie nervt es natürlich schon, dass man den Gegner zu leicht vors eigene Tor kommen ließ und selber die dargebotenen Geschenke nicht annahm. Gleichzeitig muss man solche Entwicklungsschritte einer jungen Mannschaft zugestehen und die Toleranzgrenze etwas hochsetzen. Im Gegenzug bekommt man eine motivierte Mannschaft, die nichtsdestotrotz weiter geschliffen werden muss, damit sie auch in Zukunft mehr Lust als Frust bietet.
Titelbild: © imago
:* Du hast mir mal wieder aus der Seele geschrieben. Das muss der Lessingplatz-Thinktank sein 😉