Wolfgang Dietrich wirft bei einem Besuch eines VfB-Fanclubs nachträglich noch mit Schmutz auf Jan Schindelmeiser. Das geht so nicht.
Es gibt Dinge, die gehören sich einfach nicht. Ein Präsident zum Beispiel, der sich mit Rundumschlägen zu verteidigen sucht und dabei alles kurz und klein haut. Der ehemalige Angestellte, die sich aufgrund einer Geheimhaltungsvereinbarung nicht wehren können und wahrscheinlich auch nicht wollen, persönlich angreift und niedermacht. So geschehen, beim Besuch von Dietrich beim VfB-Fanclub “Highlander”.
„Er (Jan Schindelmeiser) war vor seinem Engagement bei uns fünf Jahre ohne Job im Fußball und ist es jetzt seit zwei Jahren auch nicht mehr. Die Nachfrage nach ihm ist offenbar nicht sonderlich groß.“
Dass der VfB ihn überzeugen musste, überhaupt einen Sportdirektor-Posten anzunehmen und Schindelmeiser selbst eigentlich ganz glücklich in seinem selbstgewählten „Ruhestand“ war, lässt er dabei getrost aus. Genauso, dass Schindelmeisers Familiensituation in den fünf Jahren vor dem VfB-Engagement nicht die einfachste war.
Nicht mit Ruhm bekleckert haben sich damals die Stuttgarter Nachrichten/ Stuttgarter Zeitung in Person von Gunter Barner. Denn er war damals derjenige, der mit dem Verriss über Schindelmeiser („Alleingänge“, „mangelndes Vertrauen“, …) überhaupt erst den Grundstein dafür gelegt hat, eine Entlassung Schindelmeisers zu rechtfertigen. Dietrich nennt sie auch heute noch richtig: „Alle waren sich einig. Es ging nicht mehr“. Ich weiß nicht, wen Dietrich mit „alle“ meint. Vielleicht sich selbst? Hannes Wolf z.B., also derjenige, mit dem Schindelmeiser am engsten zusammengearbeitet hat, um den Kader zu planen, hat nie ein schlechtes Wort über Schindelmeiser verloren – bis heute nicht.
Und die Gerüchte, dass es im gesamten Verein gebrodelt habe (lt. Barner), haben sich auch nie bestätigt oder wurden überhaupt von irgendjemandem aufgegriffen. Der Verdacht liegt zumindest nahe, dass Dietrich nicht mehr mit Schindelmeiser klargekommen ist, weil der sich nicht in die Kaderplanung hat reinreden lassen. Eine Entlassung völlig aus dem Nichts wäre bei den Fans wohl mit völligem Unverständnis aufgenommen worden, daher der Umweg über Barner.
Auch damals schon, nachdem der Artikel veröffentlich war, bekundeten sehr viele Fans ihren Unmut. Nicht gegenüber Schindelmeiser, sondern gegenüber Barner und dem Artikel. Denn der war in Wildwest-Manier geschrieben, Hörensagen wurde als Fakt dargestellt und der einzige Zweck des Artikels schien es zu sein, Schindelmeiser in Verruf zu bringen. Selbst für sonst gut informierte Kreise, wie den SWR, kam der Artikel „ein wenig aus dem Nichts“ (Zitat). Ein Artikel des SWR übrigens, den ich jedem empfehlen kann, denn er zeigt genau das Gegenteil von dem, was Barner in die Feder diktiert wurde.
Um aber bei den Fans zu bleiben: Die gehörten auch nicht zu den „alle(n)“, die Dietrich meint. Denn von den Fans kam wenig Kritik an Schindelmeiser, es war ja auch noch viel zu früh, um seine Transfers alle abschließend beurteilen zu können. Im Nachgang hat er zwar nicht überall ins Schwarze getroffen, mit Pavard dem VfB aber 35 Mio. Euro gesichert, also fast 10% des Vereinswerts, wenn man die Ausgliederungseinnahmen berücksichtigt.
Dass jetzt – nach den Äußerungen von Dietrich – Kritik an Schindelmeiser auftritt, das ist nicht fair. Zum einen, weil die Frage „was Schindelmeiser davor und danach gemacht hat“ und „die Frage gestellt werden muss“ (so manche Fans auf Twitter), warum er keinen Job davor hatte und jetzt nicht mehr hat, sich eben nicht stellt. Das was davor war, ist bekannt. Und was danach kommt, erst recht nicht. Fest steht: Schindelmeiser war schon im Oktober 2017 bei Wolfsburg im Gespräch und Favorit. Warum er den Job nicht angenommen hat, oder er ihm nicht angeboten wurde, ist nicht bekannt.
Zum anderen, weil dann die Rauchbombe Dietrichs erfolgreich wäre. Ich bin mir sicher, ihm ist jede Ablenkung von seinen eigenen Fehlern und von seinem schlechten Führungsstil recht. Wobei das Kapitel Schindelmeiser eher beweist, wie unglaublich unterirdisch seine Führungsqualitäten sind. Man muss Mitarbeiter nicht über die Medien schlecht machen, bevor man sie entlässt (wahrscheinlich weil sie ihren Job gemacht haben). Das beweist vor allem mangelnden Anstand.
Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Dietrich aus einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung:
„Können Sie verstehen, dass viele Menschen verwundert waren über die Entscheidung, Jan Schindelmeiser freizustellen?
Ja, das kann ich. Ich will hier nur ein- für allemal festhalten: Glaubt denn ein Mensch auf dieser Welt, so eine Trennung würde man gerne machen? Ich hätte es mir doch bequem machen können, mich zurücklehnen und zugucken. Um dann irgendwann populistisch mit den üblichen Mechanismen zu argumentieren. So wie es vielleicht früher beim VfB passiert ist. Aber das ist nicht meine Auffassung von Führung.“
Amen.
Max ist unser neuestes Redaktionsmitglied und stellt sich an dieser Stelle kurz vor:
Mein Name ist Max, ich bin Student und VfB Fan, seit mich als kleines Kind mein schwäbischer Opa von dem Verein mit dem Brustring überzeugt hat. Seit nicht allzu langer Zeit bin ich auch Mitglied des Vereins, aber eher weniger eins der Kampagnen-Kinder von unserem Präsidenten.