Das nächste Endspiel das angeblich keines ist: Am Sonntag tritt der VfB in Düsseldorf an. Wir haben uns mit Fortuna-Fan Beate (@badrulbudur) über Ihren Verein und das Spiel unterhalten.
Rund um den Brustring: Hallo Beate und vielen Dank, dass Du Dir Zeit für unsere Fragen nimmst. Stell Dich doch zunächst bitte kurz vor: Wie bist Du Fortuna-Fan geworden?
Beate: Ich hatte nicht wirklich eine Wahl: Mein Papa ist schon sehr lange vom Fortuna-Virus infiziert, ich bin in Düsseldorf geboren und aufgewachsen und lebe hier. Ich habe es immer wieder versucht, aber die launische Diva gibt einem keine Chance, wenn sie einen erst mal erwischt hat. Seit der Rückrunde 2011/12 habe ich mit meinen Eltern zusammen auch eine Dauerkarte. Die Leidensfähigkeit wird weitervererbt: Meine fast dreijährige Nichte musste das Leipzig-Spiel mitansehen. Das Würstchen fand sie am besten…
Ein kurzer Blick auf Eure Hinrunde: Nachdem Ihr lange hinten drin standet, habt Ihr Euch kurz vor Weihnachten mit vier Siegen in Folge etwas aus dem Tabellenkeller gearbeitet. Wie zufrieden bist Du mit der Hinserie und wie überraschend waren die Erfolge zum Ende hin für Dich?
Die Erfolge zum Schluss in dieser sensationellen englischen Woche mit dem Sieg gegen Dortmund und danach noch gegen den Abstiegskonkurrenten Hannover waren natürlich wirklich toll und haben dafür gesorgt, dass die Fortuna-Christbaumkugel ganz oben im Tannenbaum glänzte. Das versetzt uns in eine tolle Ausgangslage und hat ein bisschen entschädigt für die wirklich auch schlimmen Spiele vorher.
In Eurer Hinrunde hattet ihr Erfolgserlebnisse wie das 3:3 in München, aber auch herbe Niederlagen wie das 7:1 in Frankfurt. Wie geht man mit einer solchen Klatsche um?
Fortuna ist für alle anderen von Anfang an Abstiegskandidat Nummer eins gewesen. Auch den Fans, viele von denen haben ja durchaus schon ihre Erfahrung mit der Fortuna gemacht, die einen gerne auch mal negativ überrascht, war immer klar, dass es um nichts anderes als den Klassenerhalt geht. Natürlich wünscht man sich solche Klatschen wie die in Frankfurt nicht, und es gab ja auch einige andere nicht gerade knappe Niederlagen. Das ist wirklich Lehrgeld, sorgt aber auch dafür, dass niemand abhebt. Nach einem 3:3 gegen München, das eine große Euphorie entfacht, kommt eine Niederlage zu Hause gegen Mainz — typisch. Mit so etwas muss man leider rechnen als Fortuna-Fan.
Aktuell steht Ihr mit 22 Punkten sieben Punkte vor dem VfB auf dem Relegationsplatz. Traust Du Euch zu, dass Ihr die Klasse haltet, oder wird es für die Fortuna nochmal brenzlig?
Tja, wenn man das alles vorher wüsste, müsste man ja nicht Fußball gucken, oder? Das ist doch der Reiz. Ich glaube, dass Fortuna eine sehr gute Chance auf den Klassenerhalt hat. Aber es kommt eben auch auf solche Spiele wie das am Sonntag an, ob es einem gelingt. Ich würde mir wünschen, dass wir vor dem letzten Heimspiel für die nächste Saison in der ersten Liga planen könnten, gehe aber davon aus, dass es sehr lange offen bleibt. Fortuna hat es selbst in der Hand, wie man immer so schön sagt, aber das ist bei uns immer besonders gefährlich.
Ihr habt Euch in der Winterpause nochmal mit Jaroslav Drobny von Werder Bremen, David Kownacki von Sampdoria Genua und Markus Suttner von Brighton & Hove Albion verstärkt. Wie machen sich Eure Neuzugänge bisher?
Die „Neuen“ haben ja noch gar nicht so viel gespielt. Drobny stand gegen Schalke im Pokal im Tor und sah bei zwei Gegentoren nicht ganz glücklich aus, ist aber klarer Ersatzkeeper — so lange Rensing sich nicht verletzt. Auch die beiden anderen genannten standen beim nicht gerade ruhmreichen Pokalaus auf dem Platz, es waren ein paar gute Ansätze dabei, richtig viel über sie sagen lässt sich deshalb aber noch nicht.
Auch im Sommer kamen viele neue Spieler zu Euch, darunter gleich drei ehemalige VfB-Spieler. Ein weiterer ehemaliger Brustringträger war schon ausgeliehen und ist bei der Fortuna geblieben. Wie machen sich Jean Zimmer, Matthias Zimmermann, Kevin Stöger und unsere Leihgabe Marcin Kaminski?
Wir sind bei allen froh, sie im Fortuna-Trikot zu sehen. Jean Zimmer hat es ja sogar vollbracht, gegen Dortmund ein Tor des Monats zu schießen. Zimmermann hat sich etabliert auf seiner Position, und Kaminski hat den Ausfall von André Hoffmann in der Innenverteidigung prima kompensieren können. Zuletzt leider ein paar Wackler und gegen Hoffenheim wegen eines Magen-Darm-Virus ausgefallen. Dass Stöger mal bei Euch war, wusste ich — ehrlich gesagt — gar nicht. Er bekam erst zum Ende der Hinrunde seine Chancen, konnte dabei im Mittelfeld bisher größtenteils überzeugen, auch, wenn noch nicht alles rund läuft.
In der Winterpause geriet die Fortuna ja vor allem in die Schlagzeilen, weil zunächst verkündet wurde, Funkel würde den Verein zum Saisonende verlassen, nur um am nächsten Tag einen Rückzieher zu machen. Über die Hintergründe wurde ja schon ausgiebig diskutiert, aber was macht ein solches Hin und Her als Fortuna-Fan mit einem und wie zufrieden bist Du generell mit Funkel?
Ach, herrje, das war eine Posse. Solches Theater kann Fortuna leider sehr gut. Es ist einfach ärgerlich, weil man ohne allzu große Not die erfolgreich und mit großer Freude miteinander arbeitende Gemeinschaft von Trainer, Trainerteam und Mannschaft gefährdet hat. Die Stimmung ist allerdings, nachdem jetzt — zunächst? — alles gekittet werden konnte, wieder gut, weitere Punkte konnten eingefahren werden, warten wir mal ab, wie es weitergeht. Peinlich auf jeden Fall — und vor allen Dingen Robert Schäfer ist beschädigt.
Funkel hat bisher einen wirklich guten Job gemacht, er hat die Fortuna vor dem Abstieg aus der zweiten Liga bewahrt, ist mit ihr als Zweitligameister aufgestiegen und hat sie in eine gute Ausgangsposition gebracht. Dabei schafft er es, eben nicht nur Defensivfußball spielen zu lassen, wie es sein Ruf ist, das hat auch mich ehrlich gesagt etwas überrascht. In der vergangenen Saison fehlte doch — trotz eines so tollen Spielers wie Florian Neuhaus, den wir hier sehr vermissen — oft die Spiel(aufbau)idee, das ist diese Saison in einigen Spielen besser gewesen. Vor allem hat Funkel sich aber, und das ist sehr offensichtlich und bisher ein absoluter Grundpfeiler jeglichen Erfolgs, um die Stimmung und den Zusammenhalt im Team verdient gemacht. Wenn Kapitän Oliver Fink sagt, dass Funkel „unser Trainer“ ist und die Mannschaft „für ihn durchs Feuer gehen“ würde, dann glaube ich das. Möge es noch eine Weile so bleiben.
Und welche Themen beschäftigen die Fortuna-Fans eigentlich sonst momentan abseits des grünen Rasens?
Kleiner Exkurs und gleichzeitig große Bitte: In Düsseldorf steht Karneval vor der Tür. Das Motto der diesjährigen Session: „Gemeinsam jeck“. Passend dazu nimmt der Fanclub „Behind Fortuna“, ein Fanclub von behinderten und nichtbehinderten Fortuna-Fans, erstmalig mit einem Wagen und einer Fußgruppe am Rosenmontagszug teil. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön für die Unterstützung, auch direkt vom Verein. Und alle Stuttgarter: Stimmt doch unter www.kamelleregen.de/profile/behind-fortuna einfach für uns ab. Dann haben wir die Chance, von den Stadtwerken Düsseldorf Kamelle, also Süßigkeiten, die wir beim Zug unter die Leute bringen, zu gewinnen. Das geht jeden Tag einmal und natürlich von mehreren Geräten. DANKE!
Zum Spiel: Vor wem müssen wir uns am Sonntag besonders in Acht nehmen und wo liegen derzeit die Schwächen der Fortuna?
Fortuna hat erneut eine englische Woche hinter sich, da wurde personell ziemlich durchgewechselt, ich bin, ehrlich gesagt, selber gespannt, wer am Sonntag auf dem Platz steht. Wir hoffen ja immer noch auf den endgültigen Durchbruch des Zweitliga-Torschützenkönigs Marvin Ducksch, der noch nicht richtig in Düsseldorf angekommen ist. Rouwen Hennings, der uns mit zum Aufstieg geschossen hat, ist momentan ganz gut in Form. Und vielleicht gelingt Jean Zimmer ja wieder ein Sonntagsschuss. Die Abwehr war zuletzt ein bisschen wackelig, besonders bei Standards wie gegen Schalke. Aber am Sonntag wird alles besser…
Wenn Du die derzeitige Situation von Fortuna Düsseldorf mit einem Song beschreiben müsstest, welcher wäre das und warum?
„Jein“ von Fettes Brot. Es ist zwar nicht mehr 1996, aber unser Budget ist klein, na fein, willkommen im Verein (ja, wir sind noch einer). Wir können uns nicht so richtig entscheiden, ob wir mit Funkel weitermachen wollen, nein, ja, doch, jein? Wir hängen auch so ein bisschen zwischen den Ligen, Engel rechts, Teufel links. Bleibt zu hoffen, dass wir uns am Ende der Saison nicht vom Schicksal gefxxxt fühlen, sondern uns für die Richtige entschieden haben… 🙂
Auswärtsspiel heißt ja häufig auch Städtetour, vor allem, wenn das Spiel in einer interessanten Stadt stattfindet. Hast Du einen Geheimtipp für uns, was man in Düsseldorf außer einem Altstadtbesuch getan oder gesehen haben sollte?
Das kommt ganz drauf an, wie viel Zeit man mitbringt. Für alle, die noch nicht in der Altstadt waren, sind Besuche in den Hausbrauereien Pflicht, mindestens Füchschen, Uerige und Kürzer sollte man probiert haben. Außerdem natürlich Killepitsch. Und Salmiakki. Und Nordsturm.
Ansonsten ist ein Blick auf den Rhein Pflicht, das kann man auch gleich beim Altstadtbesuch erledigen, beim Besuch des Fernsehturms, der eine riesige Uhr ist, die man unbedingt erklärt bekommen sollte, oder bei einem ausgedehnten Spaziergang am Rhein entlang. Im Norden reizt Kaiserswerth mit der Kaiserpfalz und fast schon niederrheinischer Flusslandschaft. Mit noch mehr Zeit kann man tolle Kunstmuseen (K20, K21, NRW-Forum oder Museum Kunstpalast) besuchen oder mit Kindern das Schifffahrtsmuseum im Schlossturm und den Aquazoo.
Abschließend: Dein Tipp fürs Spiel?
Ich tue mich beim Tippen schwer, hoffe aber sehr auf einen Heimsieg. 2:0.