Eigentlich gibt es heute in der Presse- und Blogwelt rund um den VfB nur zwei Themen: Die gestrige Niederlage gegen Köln und der Flug von Antonio Rüdiger nach Rom. Nachdem mich seit heute die Arbeitswelt wieder hat, kommt die Presse- und Blogschau wieder etwas später als letzte Woche.
Zur Einstimmung auf diesen ersten Bundesliga-Montag der neuen Saison erst einmal den Spielbericht auf der VfB-Webseite, der in dieser Saison erfreulicherweise keine endlose Textwüste mehr präsentiert, sondern einen übersichtlichen, sinnvoll gegliederten Bericht. Auch in den Stimmen zum Spiel gehen die Brustringträger natürlich auf die mangelhafte Chancenverwertung ein. FC-Spieler Dominique Heintz lässt mit der Aussage aufmerken, man habe das Spiel am Ende auch verdient gewonnen. Kann man ihm nicht ganz absprechen. Der Vergleich mag vom Spielniveau etwas hinken, aber auch das Champions League-Finale gewann der Chelsea FC damals verdient gegen die Bayern, weil diese einfach nur bis zum Strafraum Fußball spielten und ihnen danach nichts mehr einfiel. Die Kölner hatten sicherlich gestern auch Glück, dass der VfB nicht traf. Als es soweit war, schlugen sie allerdings eiskalt zu.
Die Stuttgarter Zeitung hat weitere Stimmen zum Spiel in einer Fotostrecke gesammelt. In einer Fotostrecke, fragt Ihr? Ja, das bringt mehr Klicks auf die Seite, die Nutzerfreundlichkeit ist da eher zweitrangig.
In den Stuttgarter Nachrichten wird Torhüter Przemyslaw Tyton als Fehlerquelle ausgemacht, Dirk Preiss sieht in ihm den Hauptschuldigen für den Elfmeter. Auch im Spielbericht des sid (hier bei 11Freunde.de) istTyton der Sündenbock für die Niederlage. Ich kann das ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen. Der Elfmeter resultiert viel eher aus dem vorhergehenden Ballverlust, den Christian Gentner und, wenn ich mich nicht verguckt habe, Lukas Rupp zu verantworten haben. Im nächsten Moment ist Modeste im Strafraum ziemlich alleine. Zugegebenermaßen drängt Tyton Modeste schon ziemlich weit raus, dass hinter seinem Rücken nur ein Kölner lauert, umgeben von mehreren VfB-Spielern, kann Tyton aber nicht sehen. Es waren diese Ballverluste vor dem eigenen 16er, die dem VfB gestern das Genick brachen, nur am Rande das Spiel des polnischen Torhüters. Im kicker ärgert sich Alexander Zorniger am Meisten über das 1:3, eine Co-Produktion von Adam Hlousek und Timo Werner, der, erst kurz vor Ende eingewechselt, eigentlich noch die Kraft — und die Schnelligkeit — hätte haben müssen, Modeste den Ball wieder abzujagen.Finde ich ehrlich gesagt nicht so prickelnd, sich da auf Werner zu fokussieren, auch wenn der gestern unbestritten weit hinter seinen Möglichkeiten blieb. Es ehrt Zorniger, dass er von seinen Spielern auch in der 92. Minute noch bedingungslosen Einsatz erwartet. Das Spiel war aber mit der vorher vergebenen Chance und dem entsprechenden Abstoß von Timo Horn schon durch, das 3:1, so ärgerlich es war, würde ich daher eher als “Empty-Net-Goal” verbuchen.
Spielberichte gibt es auch in der Süddeutschen Zeitung, dieser hier besteht größtenteils aus dem sid-Text, hat aber dafür viele interessante Visualisierungen und Statistiken am Ende der Seite zu bieten. In diesem Beitrag attestiert die SZ Alexander Zorniger, dass man seine Handschrift bereits deutlich erkenne. Der Spielbericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bietet wenig Anderes, aber dafür auch ein paar Statistiken zum Durchklicken. Spiegel Online sieht einen glücklichen Sieg der Kölner. Die Stuttgarter Nachrichten machen beim VfB in diesem Spiel mangelnde “Vollstreckerqualitäten” aus und sprechen damit das Hauptproblem des gestrigen Tags, noch vor Torhüter und Abwehr an.
Weitere Spielberichte, der Vollständigkeit halber, gibt es in der Frankfurter Rundschau, der Frankfurter Neuen Presse, im Hamburger Abendblatt, in der Welt, bei der Sportschau, bei Eurosport und im Focus. Sport1 hat noch weitere Daten zum Spiel gesammelt, so hat der VfB am ersten Spieltag die meisten Torschüsse abgegeben. Auch im Rasenfunk-Podcast sowie bei Talking Fussball wurde der erste Bundesliga-Spieltag schon besprochen. Ich bin aber noch nicht dazu gekommen mal reinzuhören. Dazu eventuell im Laufe der Woche mehr, wenn ich dazu komme. Nächster Gegner ist am kommenden Samstagabend der HSV bei dem Ex-VfBler Sven Schipplock unter Ex-VfB-Trainer Bruno Labbadia laut kicker die Nase vor Super-Symphat Lasogga hat.
Eine Taktikanalyse gibt es wie gewohnt bei VfBtaktisch. Interessant finde ich dabei (auch weil ich nicht in der Lage bin, so etwas zu erkennen), dass das schnelle 2:0 der Kölner wohl auch auf einer Umstellung Zornigers resultierte. Auch in der Spielverlagerung findet das VfB-Spiel Erwähnung.
Wie ist das gestrige Spiel jetzt einzuordnen? Goldman Sax unternimmt einen Versuch und mahnt zur Geduld. Natürlich seien die Gegentore und die Niederlage ärgerlich, aber
Es geht eben nicht schon wieder los. Die Leistung des VfB: Mit der Vorsaison nicht zu vergleichen. Wer zu meinen glaubte, Stuttgart setze nun zum großen Durchmarsch an, dem fehlt es am letzten Funken Realitätssinn. Viel mehr ist es jetzt bereits erfrischend zu sehen, dass unter Zorniger ein anderer Fußball zu sehen ist. Oder erinnert sich niemand mehr an den Rumpelfußball während weiter Teil der vergangenen Saison? Haben die letzten drei Spiele den Blick so sehr verklärt?
Eine sehr treffende Analyse, wie ich finde und auch schon geschrieben habe. Es wird diese Spiele geben, die der VfB verliert, gerade zu einem Zeitpunkt zu dem die Mannschaft noch nicht komplett eingespielt ist. Der VfB wird auch dieses Jahr nicht jedes Spiel so bestreiten (können) wie gegen Manchester City. Sehr wahrscheinlich wird der VfB irgendwo zwischen Platz 8 und Platz 13 landen. Natürlich muss man gleichzeitig auch die Abschluss-Schwäche, die schon letztes Jahr ein großes Manko war, beobachten. Aber wenigstens kreiert der VfB wieder Chancen, anstatt wie letztes Jahr darauf zu hoffen, dass der Fußballgott ihn vorne irgendwie reinmacht. Passend dazu:
Leute, die “wie immer — schon wieder — unverändert — alles beim alten” benutzen, haben letzte Saison nicht wirklich mitgelitten. #VfB
— Dirk1893 (@VfB_in_Hessen) 17. August 2015
Der Vertikalpass stellt zehn sinnvolle Fragen, unter anderem nach der Innenverteidiger-Tauglichkeit Hlouseks und der Eigensinnigkeit Daniel Didavis. In der Tat war er mir, wie seine Kollegen in der Offensive allesamt, in einigen Situationen zu eigensinnig. Es ist ein bisschen das alte Aleksandr-Hleb-Problem. Der wollte auch viel zu oft mit dem Kopf durch die Wand, bzw. mit dem Ball am Fuß durch drei Verteidiger und scheiterte damit leider oft. Dazu passte auch, dass die Flanken am Sonntag einfach keinen Abnehmer fanden. Wie schon oben geschrieben: Power-Fußball nur bis zum 16er reicht leider noch nicht. Maurizio Gaudino geht bei Sport1 davon aus, dass der VfB über diese Niederlage schnell hinweg kommen wird. Auch T‑Online schlägt positive Töne an:
Kann der VfB so ein rasantes Tempo, konsequentes Gegenpressing, couragiertes Vorwärtsverteidigen und einen so unbändigen Offensivdrang konsequent und kontinuierlich liefern, sollte er erstmals seit zwei Jahren nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben. Dann könnte der Traditionsverein, wie von manchem Trainer prognostiziert und vom euphorisierten Umfeld fest einkalkuliert — sich wieder zum Kandidaten für die obere Tabellenhälfte entwickeln.
Nachwuchs
Soweit zur Bundesliga. Es hätte ein perfektes Wochenende werden können für den VfB, wenn der 1. FC Köln mitgespielt hätte. Denn zum Einen gewann die 2. Mannschaft ihr erstes Spiel in der Dritten Liga. Einen Spielbericht dazu gibt es auf Fupa.net sowie aus Großaspacher Sicht in der Marbacher Zeitung. Nächster Gegner ist der FC Erzgebirge Aue, der laut kicker auf seinen Stürmer Nicky Adler verzichten muss. Auch die A‑Jugend des VfB gewann und startete mit einem 1:0 in Frankfurt in die Saison. Dijon Ramaj versenkte einen Elfmeter, den vollständigen Spielbericht auf Fupa.net. Die B‑Jugend besiegte den 1. FC Kaiserslautern gleich mit 4:1 und setzte damit gleich zu Saisonbeginn ein Ausrufezeichen. Auch hier ist Fupa.net euer Go-To für den Spielbericht.
Transfergerüchte
Wie sich heute (und wohl schon am Wochenende) herausstellte, taucht ein Name künftig nicht mehr in dieser Rubrik auf: Antonio Rüdiger. Der landete nämlich heute in Rom und ist anscheinend kurz davor, einen Vertrag beim AS Rom zu unterschreiben. Das berichtet die italienische Presse und basierend darauf (es gibt ja anscheinend keinen Maulwurf mehr beim VfB) die Stuttgarter Zeitung. Wie Sport1 erfahren haben will, liegt die Ablösesumme angeblich bei 15 Millionen Euro. Wobei das auch noch nicht ganz klar ist. Anscheinend leiht die Roma Rüdiger und verpflichtet sich, ihn anschließend fest zu verpflichten. Das Ganze um dem Financial Fair Play der UEFA gerecht zu werden:
Lt. StN kommt der #VfB am Ende des Leihgeschäfts mit anschließender Kaufverpflichtung in etwa auf die geforderten 18 Mio. #Rüdiger
— Schnips (@Schnips) 17. August 2015
Die Erklärung zu dem ganzen Finanz-Hokus-Pokus findet sich beim kicker. Ich muss ehrlich sagen, ich bin zufrieden damit, wobei meine Zufriedenheit erst dann wirklich vollendet sein wird, wenn Rüdiger auch den Medizincheck besteht (woran es ja derzeit auch gerne mal scheitert) und wenn Dutt direkt im Anschluss einen neuen Innenverteidiger aus dem Hut zaubert, in den die Ablöse für Rüdiger teilweise effizient investiert wurde.
Vermischtes
Am Ende dieser langen Presse- und Blogschau noch fix ein paar interessante Links. In Jena freut man sich schon auf das Pokalspiel gegen den VfB und bemüht sowohl in der Thüringischen Landeszeitung, wie auch in der Ostthüringer Zeitung das blamable Ausscheiden des VfB 2008. Ich möchte dazu nur kurz anmerken, dass Jena damals noch in der zweiten Liga spielte.
Serey Dié trainiert wieder, berichtet die Stuttgarter Zeitung. Gut so, wir werden ihn noch brauchen.
Daniel Didavi äußert sich zum Spiel gegen den Köln und zu seinem Wechseltheater im Sommer (Stuttgarter Zeitung). In der gleichen Zeitung gibt es ein lesenswertes Interview mit Robin Dutt zum Saisonauftakt und zu der bisher von ihm geleisteten Arbeit. In der Süddeutschen Zeitung gibt es noch ein Portrait über Alexander Zorniger, indem auch sein Selbstbewußtsein kritisch unter die Lupe genommen wird. Und die Stuttgarter Zeitung befasst sich in einem sehr lesenswerten Artikel mit den Fans in der Bundesliga im Allgemeinen und den VfB-Fans im Speziellen.