Gegen Dortmund zeigen die Brustringträger Ansätze des Hinspiels, aber auch Elemente der Niederlage gegen die Bayern, aber unterm Strich eine gute Leistung mit einem unglücklichen Ausgang.
Kurz wirkte es am Samstagabend im Neckarstadion so, als würde den VfB gegen Dortmund das gleiche Schicksal erteilen wie vor ein paar Wochen gegen München: Als nämlich Jude Bellingham und Marco Reus nach dem Seitenwechsel binnen weniger Minuten aus der 1:0‑Halbzeitführung der Brustringträger einen 1:2‑Rückstand machten. Beiden Toren ging das gleiche Abwehrverhalten voraus, welches den VfB schon bei der 0:4‑Niederlage gegen den Tabellenführer in die Bredouille gebracht hatte: Zu große Abstände zum Gegner, schlechtes Stellungsspiel und zu passives Zweikampfverhalten. Anders als zuletzt erlangte man aber diesmal die Kontrolle relativ schnell zurück und verwehrte dem BVB so die Möglichkeit, sich für die 5:1‑Klatsche im Hinspiel angemessen zu revanchieren.
Betrachtet man nur die beiden Heimtore der 2:3‑Niederlage könnte man sogar fast zu dem Schluss kommen, die Brustringträger hätten da weitergemacht, wo sie im Dezember aufgehört hatten. Sasa Kalajdzic leitete seinen Treffer zum 1:0 quasi selber ein, bekam den Ball dann über Endo, der diesmal nicht nur Orel Mangala, sondern auch den kurzfristig ausgefallenen Gonzalo Castro zu ersetzen versuchte, und — natürlich — Borna Sosa postwendend zurück und sprang im Dortmunder Strafraum gefühlt doppelt so hoch wie seine beiden Gegenspieler, um den Ball mit einer Kopfball-Bogenlampe zu versenken. Auch das zwischenzeitliche 2:2 leitete er ein, als er die bei eigener Führung erschreckend schwache Defensiv Arbeit der Dortmunder mit einem angefangenen Pass bloßlegte und einen Konter einleitete bei dem gleich vier Stuttgarter einen Sturmlauf auf das BVB-Tor entfachten, an dessen Ende Tanguy Coulibaly den Ball mustergültig für den auch sonst sehr stark agierenden Daniel Didavi auflegte.
Entspannt in die letzten sechs Spiele
Kurz: Es wurde deutlich, warum der Gegner vor dem Spiel nur vier Punkte Vorsprung vor dem VfB hatte. Und es wäre nach Abpfiff vielleicht weiterhin nur vier gewesen oder sogar nur einer, wenn die Mannschaft in Bestbesetzung hätte antreten können. Es wurde aber deutlich, dass Spieler wie Coulibaly, Klimowicz oder Karazor ihre Mannschaftskollegen Wamangituka, Gonzalez und Mangala noch nicht gleichwertig ersetzen können. Das ist angesichts der Tabellensituation und dem Alter der Spieler und der Mannschaft im Durchschnitt auch gar nicht schlimm. Am Ende zieht man dann halt den Kürzeren, weil man dem Gegner einen Einwurf vor die Füße wirft und einen schwer zu verteidigen den Schuss zulassen muss. Kann, muss man sogar mit leben.
Denn die Mannschaft zeigte einmal mehr, dass sie mit den Konkurrenten im obersten Tabellendrittel teilweise mehr als mithalten kann. Und richtet man den Blick in der Tabelle nach oben, so hat sich im Wettbewerb um Platz 7 nicht wirklich viel getan. Und so kann man abseits von Revanchen und Überraschungen einfach mal ganz entspannt mit einem 2:3 gegen Dortmund am 28. Spieltag umgehen und noch entspannter auf die letzten sechs Spiele blicken. Die Gegner teilen sich fein säuberlich nach Tabellenregionen auf: Mit Wolfsburg und Leipzig zwei Spitzenteams, mit Bielefeld und — mit Abstrichen — Augsburg zwei Mannschaften, die der VfB wohl hinter sich lassen dürfte und mit Union und Mönchengladbach zwei direkte Konkurrenten. In der Hinrunde holten die Brustringträger aus diesen Begegnungen fünf Punkte: Drei beim 4:1 in Augsburg und jeweils einen bei den 2:2‑Unentschieden gegen Union und Gladbach. Gegen Leipzig, Wolfsburg und die Arminia schoss der VfB hingegen kein Tor. Da darf es gerne zu ein paar Wiederholungen und Revanchen kommen — in unserem Sinne!
Leseempfehlung: Auch der Vertikalpass spendet der Mannschaft für ihre Leistung Applaus, Applaus.
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