Eins für die Galerie

Dieses Spiel hatte alles – außer einen Sieg für den VfB.

So ein Pokal-Halbfinale und die damit verbundene Chance, ins Pokalfinale einzuziehen, ist ja schon etwas Besonderes – wenn man nicht gerade Fan oder Angestellter des FC Bayern ist. Eine solche Chance nicht zu nutzen, ein solches Spiel zu verlieren könnte also womöglich eine der bittersten Niederlagen der jüngeren Vergangenheit sein, schließlich haben wir zehn Jahre gebraucht, um uns überhaupt mal wieder bis ins Halbfinale vorzuarbeiten. Nach der knappen, nervenaufreibenden und auch ein wenig unglücklichen Niederlage gegen Frankfurt am Mittwochabend kann man festhalten: Schön war’s, aber leider nicht erfolgreich. Ein Spiel fürs Erinnerungsalbum, nicht mehr und nicht weniger.

Denn einen Vorwurf konnte man der Mannschaft eigentlich nur darin machen, dass sie aus einer guten ersten Halbzeit mit nur einem Tor rausgingen und sich dem erwartbaren Sturmlauf der Frankfurter nach Wiederanpfiff nicht erwehren konnten. Gut, ein bisschen schusselig war es schon von Tanguy Coulibaly, als quasi letzter Mann den Ball blind in den Strafraum zu dreschen, Dan-Axel Zagadou hätte für sein ungelenkes Foul im eigenen Strafraum vom überforderten Schiedsrichter Schlager eigentlich mit einem Elfmeter bestraft werden müssen und Borna Sosas Platzverweis war auch etwas unnötig. Aber das gehört einfach zu so einem Pokal-Halbfinale dazu, wenn es um sehr viel geht.

Sie wussten, um was es ging

Dafür zeigte die Mannschaft aber vom Anpfiff weg, dass sie wusste, um was es an diesem Abend ging und dass sie gewillt war, alles für dieses Ziel zu tun. Die einfallslos wirkende Eintracht hatte dabei Glück, dass sie zur Pause nur ein Tor kassiert hatte, denn immer wieder gelang es den Brustringträgern, gute Spielzüge aufzuziehen und somit den Aufwärtstrend der letzten Wochen fortzusetzen. Dass der VfB selbst in Unterzahl nach einem kräftezehrenden Spiel noch beinahe den späten Ausgleich erzielt, wenn die Roulette-Kugel diesmal richtig gefallen wäre, stimmt positiv für die nächsten Wochen. Die Zeiten, in denen die Spieler nach Rückschlägen wie dem 1:3 den Kopf hängen lassen, sind erstmal wieder vorbei. Dass man sich am Samstag in Berlin herspielen lässt, erscheint aktuell unwahrscheinlich.

Was vor, während und auch nach dem Spiel zudem zu beobachten war: Es stimmt wieder zwischen Mannschaft und Kurve, nachdem es nach dem Fall auf den letzten Tabellenplatz ja ganz schön gescheppert hatte. Es stimmt in solchen Spielen sogar zwischen Mannschaft und dem kompletten Stadion, das natürlich nicht, wie unsinnigerweise befürchtet, von lauter Frankfurter Neumitgliedern gekapert worden war. Es stimmte sogar so sehr, dass die VfB-Spieler nach dem Schlusspfiff die vor der Cannstatter Kurve rumhampelnden Frankfurter verscheuchten.

We go again!

Also: Ja, es wäre schön gewesen, mal wieder nach Berlin zu fahren (für ein Pokalfinale!), auch wenn ein Finale gegen Salzburg-Nord wahrscheinlich sportlich erfolglos und damit auch nur schwer zu ertragen gewesen wäre. Ein solcher Auftritt, eine solche Atmosphäre, ein solcher Zusammenhalt kann dem VfB, kann der Mannschaft aber viel mehr geben als ein Finaleinzug. Die Saison war mal wieder bescheiden und neben katastrophalen Personalentscheidungen hat auch die fehlende geistige Reife der Spieler dazu beigetragen,  dass am Samstag das nächste Halbfinale für uns ansteht. Aber es scheint, als sei der Mannschaft, auch dank der passenden Ansprache von Sebastian Hoeneß, der emotionale Turnaround gelungen, der sie bis zum Klassenerhalt tragen kann.

Also. Ab nach Berlin. Gemeinsam Hertha schlagen. Und im August probieren wir das nochmal mit dem Pokal!

Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass fragt sich, was da im Pausentee war.

Titelbild: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

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