Dass Wappen für Fußballvereine, ihre Mitglieder und Fans eine besondere Bedeutung haben, muss man beim VfB niemandem erklären. Hardy Grüne sammelt in seinem neuen Buch “Fußballwappen” Embleme von 128 Vereinen. Wir haben es gelesen.
Wer von uns hat als Kind nicht versucht, das Wappen seines Fußballvereins abzuzeichnen oder aus der Erinnerung nachzumalen? Ich zumindest kann mich an viele vollgekritzelte Blöcke erinnern, in denen ich immer wieder anfing, die verschnörkelten Buchstaben V, f und B (nur echt mit je drei “Zähnen” an V und B) möglichst originalgetreu zu Papier zu bringen, darunter die schwarzen Hirschstangen auf gelbem Grund. Die Zahlen 1893 und die Schildform waren da noch die leichteste Übung.
Fußballvereinswappen gibt es in fast jeder Farbe, Form und in jedem Level an Komplexität. Auf mich haben Vereinswappen immer eine große Faszination ausgeübt, vor allem jene, die eine Geschichte zu erzählen haben. Zuvorderst natürlich das des VfB und ich kenne einige VfB-Fans, für die das Vereinswappen einer der entscheidenden Impulse für Ihre Liebe zum Brustring war. Welche Metamorphosen das Emblem des Vereins für Bewegungsspiele durchgemacht hat, einschließlich des Zusammenschlusses des Kronen-Clubs Cannstatt mit dem dem FV Stuttgart, ist dem geneigten Leser wahrscheinlich hinlänglich bekannt. Genauso wie die Gründe, wegen denen in den 1990er Jahren erst der VfB-Schriftzug entschnörkelt und dann noch das 1893 zur besseren Verortung durch Stuttgart ersetzt wurde. Nicht zuletzt deswegen laufen ja heute noch zahlreiche Fans auf anderen Kontinenten mit VfB-Trikots rum, nicht wahr? Wie auch immer: Es sind die Geschichten, die Fußballwappen so interessant machen.
Hardy Grüne, Mitherausgeber des übrigens sehr empfehlenswerten Zeitspiel-Magazins, hat sie gesammelt: Die Wappen und die Geschichten dahinter. Wie kam der HSV zu seiner markanten Raute? Wieviele verschiedene Wappen hatte der Meidericher SV, beziehungsweise der MSV Duisburg in seiner Geschichte? Diese Fragen beantwortet das 224 Seiten starke Buch. Meist sind es, wie bei den württembergischen Hirschstangen, lokal-regionale Geschichten, manchmal auch die Geschichte einer bewegten Vereinshistorie. Andere Wappen zeugen, wie das Jugendstil‑W im Rombus von Werder Bremen, von der Epoche, in der die Vereine entstanden. Die Texte sind kompakt gehalten, dafür gibt es insgesamt über 1.100 Wappen die durch die Grafiker Thomas Senftleben und Andreas Ziener nachgezeichnet wurden. Grüne halt also nicht einfach “nur” Wappen gesammelt, er hat auch recherchiert und kaum bekannte Vorläufer der heutigen Embleme rekonstruiert. Vertreten sind neben Vereinen aus aller Welt auch 53 aus Deutschland — sogar jene, die diese Bezeichnung kaum verdienen und deren Wappen-Historie vor allem darin besteht, die Verbände hinters Licht zu führen. Interessant ist dabei die Diskussion, die Grüne im Vorwort anschneidet: Wann ist das Zeichen eines Fußballvereins ein Wappen und wann ein Logo?
Wenn Ihr also noch ein Weihnachtsgeschenk für Eure Lieben oder Euch selbst sucht, kann ich Euch dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen. Es kann halt nur sein, dass die beschenkte Person den Rest des Weihnachtsabends verpasst, weil sie sich in dieses Buch vertieft hat. Und achja: Support your local book store!
Das Buch “Fußballwappen” von Hardy Grüne ist im Verlag Die Werkstatt erschienen und kostet 24,90 Euro. Titelbild: © Verlag die Werkstatt