Mit 2:1 zieht der VfB beim SC Paderborn ins Pokalviertelfinale ein und spielt dabei quasi gegen sich selbst.
Fast nämlich wäre den Paderbornern am Dienstagabend in der heimischen Home-Deluxe-Arena — deren Name, für alle 2015 und auch gestern Daheim geblieben, leider nicht hält, was er verspricht — eine Sensation gelungen. Ich rede nicht von einem möglichen Heimsieg, denn der wäre angesichts der unterschiedlichen Ligenzugehörigkeit lediglich eine Überraschung gewesen, wenn auch angesichts unserer Leistungen der letzten Wochen keine große. Nein, beinahe wäre es ihnen gelungen, in die nächste Pokalrunde einzuziehen, ohne auch nur einmal aufs gegnerische Tor geschossen zu haben — und das ohne Elfmeterschießen.
Absurde Zweitliga-Statistiken
Am Ende verhinderten Felix Platte mit einem Schuss weit über das Tor sowie Neuzugang Gil Dias mit einem sehenswerten Debüt-Treffer und Tormaschine Serhou Guirassy in allerletzer Sekunde dieses kuriose Schauspiel. Zum Glück, denn ein solches Ausscheiden hätte nicht nur den 1.700 mitgereisten VfB-Fans die Rückfahrt mitten unter der Woche vermiest und den Verein Geld gekostet , sondern wäre auch völlig absurd gewesen. So absurd wie Dinos Mavropanos blinder Rückpass in der 4. Minute, die seinen neben dem Tor wartenden Torhüter verständlicherweise überraschte. So absurd wie die an Zweitligazeiten erinnernden Statistiken: 22:1 Torschüsse, 72 Prozent Ballbesitz, mehr also doppelt so viel Pässe wie der Gegner, aber lange keine Tore.
Um die Frage zu beantworten, mit der ich meinen Spielbericht zum Leipzig-Spiel einleitete: Nein, die Mannschaft konnte eine ähnliche Leistung nicht an einem kalten Dienstagabend in Paderborn abrufen. Natürlich spielte der doppelt VfB-typische Lapsus den Hausherren in die Karten, es war geradezu das Dümmste, was Dir in dieser Situation passieren konnte. Dennoch war das Aufbauspiel des VfB viel zu behäbig und fehleranfällig und das Offensivspiel zu einfallslos, um den Paderbornern wirklich gefährlich zu werden. Das lag auch daran, dass Waldemar Anton erneut als Rechtsaußen eingesetzt wurde und Silas weiter ausfiel, während Nartey den mittlerweile zu Crystal Palace gewechselten Ahamada im Zentrum ersetzte. Selbst in der Schlussphase spielte die Mannschaft mitunter so, als solle sie eine Führung über die Zeit bringen.
Sture Beharrlichkeit
Will man die Mannschaft des VfB in diesem Spiel für etwas loben, dann für die sture Beharrlichkeit, mit der sie immer wieder in die gegnerische Hälfte startete und eine Ecke nach der anderen in den gegnerischen Strafraum schlug. Ansonsten spielte die Mannschaft abgesehen von ein paar abgefangenen Kontern des SCP quasi gegen sich selber. Alles musste der VfB alleine machen, sogar um das eigene Gegentor kümmerte man sich. So war der Auswärtssieg am Ende knapp, angesichts der Zahlen aber verdient: Der VfB holte sich ein Fleiss-Sternchen und belohnte sich am Ende dafür, nicht nach einem unzähligen gescheiterten Angriffe aufgegeben zu haben.
Dennoch: Der Auftritt war spielerisch erschreckend. Dem VfB gelang es nicht, den Ball gezielt schnell nach vorne zu spielen, stattdessen verlor man sich in Quer- und Rückpässen. Wie man so andere tiefstehende und gut verteidigende Mannschaften knacken will, ist mir schleierhaft, schließlich trifft man nicht jede Woche auf einen Gegner, der einem komplett das Feld überlässt und hat einen Neuzugang, der 24 Stunden nach seiner Verpflichtung schon trifft. Immerhin: Es gibt emotional nur wenig Schöneres als Fan, als ein solches Pokal-Auswärtsspiel, für das man unter der Woche quer durch Deutschland gefahren ist, in den letzten Minuten noch zu gewinnen. Bei allem Ärger über die vorangegangene Leistung: Danke dafür!
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass ruft den VfB passenderweise zum Quatsch Comedy Club aus.
Titelbild: © Lars Baron/Getty Images