Das dritte Auswärtsspiel innerhalb einer Woche steht an und diesmal reisen die Jungs aus Cannstatt nach Ostwestfalen. Dort treffen sie auf den Tabellenfünften der Zweiten Liga, den SC Paderborn. Für den VfB ein schwierige Aufgabe und für Wohlgemuth eine Reise in die Vergangenheit.
Seit zwei Jahren kennen wir nichts anderes als Abstiegskampf. Der Pokal bietet einerseits eine Möglichkeit auf ein bisschen Abwechslung vom Ligaalltag, ein bisschen Selbstvertrauen gegen einen Gegner aus der unteren Liga tanken und vielleicht auch mal die Rotationsmaschine anschmeißen. Andererseits darf man sie nicht unterschätzen und sich am Ende blamieren. Unser nächster Gegner in der Liga kann ein Lied davon singen. Werder Bremen wurde nämlich vom SC Paderborn im Elfmeterschießen aus dem Pokal geworfen. VfB Fans dagegen erinnern sich wahrscheinlich sehr gerne zurück an das letzte Duell in der Home Deluxe Arena. Das war 14/15, als wir mit Ach und Krach die Klasse gehalten haben.
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— DFB-Pokal (@DFB_Pokal) October 19, 2022
Das war auch bis heute das letzte Aufeinandertreffen und das obwohl der VfB und Paderborn regelmäßig in der ersten und zweiten Liga gespielt haben. Aber auch ein Spiel in dem Paderborn nach Rache aus ist. Denn während wir die Klasse hielten, stürzten die Schwarzblauen in den nächsten Jahren bis in die dritte Liga ab. Was die Paderborner zusätzlich beflügeln könnte, ist unser Sportdirektor. Wohlgemuth kam ja bekannterweise im Dezember letzten Jahres gegen eine kleine Ablöse von der Pader an den Neckar. Seine alten Schützlinge könnten auch auf Rache aus sein. Paderborn brilliert seit Jahren sei unter Andre Breitenreiter, Steffen Baumgart oder den jetzigen Cheftrainer Lukas Kwasniok durch gutes Gegenpressing. Dadurch konnten sie regelmäßig die oberen in der Tabelle aber auch Werder Bremen schon ärgern. Und Stuttgart? Man könnte an den guten Leistung aus dem Spiel gegen die Dosen anknüpfen und Paderborn von Anfang zeigen wer der Bundesligist und wer der Unterklassige ist… oder der VfB macht VfB-Sachen und spielt biederen, unansehnlichen Fußball. Wir kennen bekanntlich unsere Pappenheimer. Es ist auch irgendwie bezeichnend, dass die beiden Neuzugänge Haraguchi, von dem ich übrigens sehr viel halte, und Gil Dias eventuell gleich in den Spieltagskader rutschen könnten. Aber vielleicht liegt es auch an der angespannten
Personalsituation
denn diese sieht schon mal besser aus als gegen Leipzig. Tomás und Zagadou fallen länger aus, aber das kommt nicht überraschend. Borna Sosa hat immernoch Trainingsrückstand. Für den kroatischen Nationalspieler käme ein Einsatz zu früh. Ein Fragezeichen steht zudem hinter Ahamada. Unser tragischer Held aus dem Hoffenheim-Spiel steht kurz vor einem Wechsel zum Londoner Premier League-Klub Crystal Palace. Laurin Ulrich hat sich von seiner Grippe erholt und könnte ein Kandidat für die Bank sein. Aber auch Dinos Mavropanos und Silas könnten zurück in den Kader kehren und sofort in die Startaufstellung rutschen.
Mögliche Startaufstellung
Im bewährten 4–3‑3 rutscht Mavropanos rein in die Startelf und verdrängt den soliden Stenzel auf die Bank. Silas erhält den Vorzug vor Thomas Kastanaras, der seine Sache in Leipzig ordentlich gemacht hat (warum auch immer Bruno ihn zur Halbzeit rausgenommen hatte). Führich darf gegen seinen Ex-Klub von Anfang an ran, ob als linker Flügelspieler oder auf der Doppelacht bleibt abzuwarten. Wenn er auf die Acht landet, muss Nartey auf die Bank und stattdessen könnten Kastanaras oder Perea auf Linksaußen spielen. Sollte irgendwann Genki Haraguchi eingewechselt werden, könnten wir mal auch ein 4–2‑3–1 probieren, da der japanische Neuzugang auch auf der 10 spielen kann, eine Position die schon seit Langem bei uns chronisch unterbesetzt ist. Auch die Sache mit den Copa-Keeper hat sich mit Bruno Labbadia erledigt. Wahrscheinlich erstmal besser so. Florian Müller braucht dringend ein Spiel, wo er Selbstvertrauen aufbauen kann.
Genki #Haraguchi verstärkt den VfB: Der 31-jährige Japaner wechselt mit sofortiger Wirkung von Union Berlin zum VfB Stuttgart.
Herzlich Willkommen in Cannstatt, Genki! ⚪🔴
🔗➡ https://t.co/Gse96a5wX4#VfB | #Haraguchi24 pic.twitter.com/uY6ZkKuyZY— VfB Stuttgart (@VfB) January 30, 2023
Statistik
Insgesamt trafen die beide Klubs vier mal aufeinander. Zweimal in der Bundesligasaison 14/15 und zweimal im Pokal. Im Pokal hielt der VfB stets die Oberhand, auch wem bei der letzten Pokalbegegnung im Herbst 2007 eine Verlängerung nötig war um das Spiel zu gewinnen. In der Liga dagegen konnte Paderborn im Hinspiel ein torloses Remis sich erkämpfen. Mit 36 Toren haben sie den besten Angriff der zweiten Liga. Das liegt an ihren beiden torgefährlichen Offensivspielern Robert Leipertz und Marvin Pieringer. Ersterer traf zuletzt Freitagabend gegen den KSC in letzter Sekunde, infolgedessen sind die Badenser ebenfalls tief im Abstiegskampf verwickelt. Der ehemalige Reutlinger Marvin Pieringer dagegen wartet seit sechs Spielen auf ein Treffer. Paderborn spielt gerne im 3–1‑4–2. Mit der doppelten Spitze und der relativ offensiv positionierten Flügelspieler pressen sie effizient gegen den Ball und können im Umschaltspiel schnell eine Überzahlsituation schaffen, der Nachteil ist eine Lücke im Mittelfeld.
Fazit
Eigentlich eine machbare Aufgabe aber, drei Euro in das Phrasenschwein, der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Durch Wohlgemuths Vergangenheit wissen wir einiges über die Mannschaft von Lukas Kwasniok. Es sollte also uns nichts überraschen. Paderborn wird giftig sein, von Anfang an uns pressen und unter Druck setzen. Es wird entscheidend sein, nicht in Pressingfallen zu tappen. Nichtdestotrotz sind wir hier der Favorit. Individuell sind wir besser aufgestellt. Allerdings müssen wir auch Mental voll da sein. Und verflucht nochmal unsere Chancen nutzen. Wenn das klappt, dann sind wir im Viertelfinale
und dann sind es nur noch drei Siege bis Europa!
Titelbild: © AFP PHOTO / NORBERT SCHMIDT