Zum zweiten Mal in Folge holt der VfB mit einem 2:2 in München einen Punkt und macht dabei vieles richtig, was er gegen Schalke vermissen ließ. Aber das war nicht allein ausschlaggebend für den Punktgewinn.
Ich halte ja normalerweise wenig davon, einzelne Spieler hervorzuheben und schon gar nichts davon, Neuzugänge nach wenigen Spielen zu bewerten, egal ob positiv oder negativ. Das 2:2 des VfB bei den Bayern lässt jedoch hoffen, dass die Lobeshymnen auf Serhou Guirassy nicht verfrüht waren, dass er vielleicht der Unterschiedsspieler für die Mannschaft sein könnte, der Sasa Kalajdzic in seiner ersten Bundesligasaison war. Den Unterschied machte er auf jeden Fall am Samstag, denn der VfB tat eigentlich das, was er die letzten Wochen immer tat. Ansehnlich spielen, schnell umschalten, alles reinwerfen, aber auch überflüssige gelbe Karten sammeln, mit zweifelhaften Schiedsrichterentscheidungen umgehen und einmal hinten nach einem Ballverlust schlafen und ein Tor kassieren.
Den Unterschied machte aber Serhou Guirassy, der nicht nur einmal das Lattenkreuz traf — was jetzt auch keinen Neuigkeitswert hat — sondern den Ball auch drei Mal ins gegnerische Tor beförderte. Was allerdings nur einmal zählte, während die anderen beiden Versuche einmal zurecht und einmal im absurdesten Unrecht aberkannt wurden. Aber der dritte Treffer der saß. Ein Elfmeter voller Selbstvertrauen, im Wissen: Den mach ich rein, egal wer da im Tor steht. Wenn er diese Kaltschnäuzigkeit auch weiterhin an den Tag legt, könnten wir damit endlich das große Manko der Chancenverwertung behoben haben und auch das unweigerliche Gegentor pro Spiel kompensieren. Wobei es fatal wäre, würde man nur auf Guirassy als Torschützen setzen. Auch Chris Führich scheint seine Umständlichkeit vorm gegnerischen Kasten abgelegt zu haben.
Endlich belohnt
Aber es war nicht nur Guirassys Torriecher, der beeindruckte. Er war sowohl Ballverteiler als auch Zielspieler und für einen Stürmer, die für gewöhnlich nur wenige, dafür dann aber wichtige Zweikämpfe gewinnen, extrem stark im Duell um den Ball. So kam auch die Umstellung auf den aus der letzten Saison bekannten Trichter, diesmal bestehend aus Karazor, Ahamada und Endo besser zum Tragen, denn der VfB zeigte sich zentral wesentlich aufgeräumter und hatte, bis er wegen des Rückstands weiter aufmachen musste, nicht ständig einen Gegenspieler mit Ball im Sechserraum rumturnen. Nimmt man noch Florian Müllers mittlerweile schon gewohnt gute Leistung hinzu, dann war es erneut ein gutes VfB-Spiel, aber eben diesmal eines, für das man sich belohnte.
Vielleicht war dieses Spiel und die Erkenntnisse daraus so etwas wie die Lösung für die Problemchen der letzten Wochen. Wobei damit für Pellegrino Matarazzo weiterhin schwierige Entscheidungen anstehen: Was macht man mit Tiago Tomás, der erneut blass blieb, vielleicht weil er nicht der klassische Strafraumstürmer ist, und zur Pause raus musste. Wo steckt man Li Egloff und Chris Führich hin, die eine aufsteigende Form zeigen, wenn man mit Trichter spielt? Wer ist der optimale Sturmpartner für Guirassy? Wir wissen alle, dass man sich von Spielen gegen die Bayern zu nichts verleiten lassen sollte, weil da scheinbar immer noch ein paar extra Prozente aktiviert werden. Aber ich Blicke nach diesem Startelfdebüt von Guirassy schon etwas optimistischer auf das Spiel gegen Frankfurt. Wahrscheinlich werden wir uns wieder ein Tor einfangen. Aber die Chancen, dass wir selber auch ein paar schießen, scheinen gestiegen zu sein.
Zum Weiterlesen: Der Vertikalpass sieht einen gefühlten Sieg, Stuttgart.International nimmt sich Herrn Kimmich vor und Ihr solltet Euch dort auch unbedingt zu den zwei sehr guten Texten zu Pellegrino Matarazzo weiterklicken!
Titelbild: © CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images