Der letzte Freischuss?

Der VfB ver­liert zum sechs­ten Mal in die­ser Sai­son und schei­tert an der eige­nen Unfä­hig­keit. Aber auch weil er es zulässt, dass Fürth unterm Strich die bes­se­re Mann­schaft ist.

Die Jah­res­zahl ist eine ande­re, die Pro­ble­me blei­ben die glei­chen. Der Ver­ti­kal­pass nennt das 0:2 in Fürth Eine Nie­der­la­ge im Wal­ter-Style und hat damit inso­fern recht, dass die Mann­schaft gewis­se Feh­ler, die sie in der Hin­run­de gemacht hat, auch in der Rück­run­de fabri­ziert. Ob die ama­teur­haf­te Ver­tei­di­gung des Für­ther Frei­sto­ßes durch Al Ghad­dioui oder die Art und Wei­se, wie sich Phil­ipps vorm 0:2 von Hrgo­ta ver­na­schen ließ, etwas mit dem Namen des Trai­ners zu tun hat, las­se ich mal dahin­ge­stellt. Ohne sich an der Dis­kus­si­on um den Trai­ner­wech­sel im Win­ter auf­zu­hal­ten, muss man jedoch fest­hal­ten: Der VfB hat sich in Fürth hin­ten zu dumm und vor­ne zu umständ­lich ange­stellt und am Ende ver­dient zum sechs­ten Mal in die­ser Sai­son ver­lo­ren.

Probleme mit Pressing

Ver­dient? Aber wir hat­ten doch die gan­zen Chan­cen in den ers­ten 20 Minu­ten! Ja, hat­ten wir. Und wenn Du gegen eine Mann­schaft, die Dir so viel anbie­tet, weil sie sich im Gegen­satz zu ande­ren Kon­kur­ren­ten nicht hin­ten ein­mau­ert, kei­ne davon nutzt, dann wären drei Punk­te am Ende viel­leicht nicht unbe­dingt berech­tigt. Wobei die Mann­schaft es eigent­lich wirk­lich gut mach­te. Immer wie­der kamen ver­ti­ka­le Bäl­le Rich­tung Straf­raum, meist von Dida­vi oder Cas­tro, die bis dahin an ihre gute Leis­tung aus dem Regens­burg-Spiel anknüpf­ten. Genau genom­men hät­te der VfB vom mit der Spiel­füh­rung leicht über­for­der­ten Schieds­rich­ter auch einen Elf­me­ter zuge­spro­chen bekom­men müs­sen. Das darf aber nicht als Aus­re­de dafür her­hal­ten, dass Spie­ler wie Waman­gi­tu­ka mal wie­der genau dann die Kon­trol­le über das Spiel­ge­rät ver­lo­ren, als es wich­tig wur­de, näm­lich im Straf­raum. Natür­lich trug auch Fürths Tor­wart Sascha Bur­chert sei­nen Teil zur offen­si­ven Erfolg­lo­sig­keit der Brust­ring­trä­ger mach­te deut­lich, war­um Ex-VfB-Nach­wuchs­kee­per Mari­us Funk, wie im Vor­ge­spräch von Nina beschrie­ben, der­zeit kei­ne Chan­ce hat. Aber wenn Du schon gegen mit­spie­len­de Mann­schaf­ten das Tor nicht machst, wie willst Du es dann gegen Mau­er­trup­pen schaf­fen?

Kurz­um: Das Spiel musst Du eigent­lich in den ers­ten 20 Minu­ten ent­schei­den. Statt­des­sen mach­te Fürth das Tor kurz nach dem Sei­ten­wech­sel und leg­te in der 76. Minu­te das 2:0 nach. Da hat­te der VfB aller­dings längst die Kon­trol­le über das Spiel ver­lo­ren.

Denn ganz VfB-unty­pisch, selbst unter Mat­a­raz­zo, hat­te Fürth bereits um Pau­sen­pfiff mehr Ball­be­sitz und eine bes­se­re Pass­sta­tis­tik. Vor allem spiel­ten die Gast­ge­ber ein sehr aggres­si­ves Pres­sing, mit dem der VfB über­haupt nicht klar kam. Schon in Bochum hat­te uns die for­sche Spiel­wei­se des Geg­ners, als der VfL nach der Pau­se Mor­gen­luft schnup­per­te, vor Pro­ble­me gestellt. Und dann kom­men wir doch noch mal zu Mat­a­raz­zo, ohne ihm die­se Nie­der­la­ge grund­sätz­lich anlas­ten zu wol­len. Mal eine The­se in den Raum gestellt: Ist der VfB durch sei­ne risi­ko­rei­che­re Spiel­an­la­ge vor allem gegen pres­sing­star­ke Mann­schaf­ten anfäl­li­ger dafür, die Kon­trol­le über das Spiel zu ver­lie­ren? Sicher, bei unsau­ber gespiel­ten Päs­sen haben wir auch unter Tim Wal­ter ähn­li­che Pro­ble­me bekom­men und das 2:6 in Ham­burg war ein ein­zi­ger Kon­troll­ver­lust. In Fürth stand jeden­falls nie­mand auf dem Platz, der dem VfB in der zwei­ten Hälf­te die nöti­ge Ruhe ver­mit­teln und die Für­ther Angrif­fe effek­tiv unter­bin­den konn­te. Denn die hät­ten nach dem 2:0 gut und ger­ne noch nach­le­gen kön­nen.

Niederlagen-Reserve aufgebraucht

Wer auch nicht auf dem Platz stand, war Mario Gomez. Natür­lich ist es immer ein­fach, nach denen zu rufen, die nicht spie­len, ohne zu wis­sen, ob sie getrof­fen hät­ten. Die drei Wech­sel, die Mat­a­raz­zo zur Pau­se vor­nahm, ver­puff­ten aller­dings: Weder Chur­li­nov, noch Förs­ter noch Gon­za­lez konn­ten das Offen­siv­spiel des VfB in der zwei­ten Halb­zeit zum Leben erwe­cken. Auch wenn die Mann­schaft sehr gut in die­ses Spiel rein­kam, muss­te man nach 90 Minu­ten kon­sta­tie­ren: Die bes­se­re Mann­schaft hat gewon­nen. Denn Fürth pro­fi­tier­te zwar auch von der unpro­fes­sio­nel­len Abwehr­ar­beit der Brust­ring­trä­ger, tat aber spä­tes­tens in der zwei­ten Halb­zeit auch alles dafür, die Punk­te am Ron­hof zu behal­ten. Oder anders gesagt:

Ist jetzt also nach acht Spie­len ohne Nie­der­la­ge vor­her der Auf­stieg wie­der in Gefahr? Wird Armi­nia Bie­le­feld am kom­men­den Mon­tag das Neckar­sta­di­on abrei­ßen und der HSV eine irre Auf­hol­jagd star­ten? Wahr­schein­lich nicht. Das liegt auch dar­an, dass der HSV eben der HSV ist und eben genau­so wenig sou­ve­rän wie wir. Dass wir einem Sechs-Punk­te-Rück­stand auf Bie­le­feld hin­ter­her lau­fen ist ärger­lich, aber auch noch kein Grund für den Panik­knopf. Ein Ergeb­nis wie das in Fürth muss genau­so wenig ein Trend sein wie die ers­te Nie­der­la­ge in der Hin­run­de gegen Wehen Wies­ba­den. Mann­schaft und Trai­ner müs­sen aber Lösun­gen fin­den. Für den Kon­troll­ver­lust, für die unpro­vo­zier­ten Abwehr­pat­zer und für die Offen­si­ve. Denn klar ist auch, dass die Reser­ve an ver­kraft­ba­ren Nie­der­la­gen so gut wie auf­ge­braucht ist. Mit den Heim­spie­len gegen die direk­tes­ten Auf­stiegs­kon­kur­ren­ten aus Bie­le­feld und Ham­burg und den Aus­wärts­spie­len in Wies­ba­den und Kiel ste­hen uns in den kom­men­den Wochen — unter­bro­chen übri­gens von einer Län­der­spiel­pau­se vor dem HSV-Spiel — schwe­re, aber nicht unlös­ba­re Auf­ga­ben bevor. Wenn die Mann­schaft zei­gen will, dass sie erst­li­ga­taug­lich ist, wäre jetzt der rich­ti­ge Zeit­punkt.

Titel­bild: © Getty/Bongarts

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