Der Klassiker

Zum zwei­ten Mal in Fol­ge setzt sich der VfB in der ers­ten Pokal­run­de mit 1:0 bei Han­sa Ros­tock durch. Ein gelun­ge­ner Sai­son­auf­takt, der aber wie üblich kei­ne gro­ße Aus­sa­ge­kraft haben dürf­te.

Dass ein Erst­run­den­po­kal­spiel eine Ange­le­gen­heit ist, bei der man als Bun­des­li­gist eigent­lich nur ver­lie­ren kann und ande­re Bin­sen erspa­re ich Euch an die­ser Stel­le. Und um gleich mit einem zwei­ten Mythos auf­zu­räu­men: 2015 gewann der VfB sein Erst­run­den­spiel in Kiel und stieg ab, 2018 ver­lo­ren die Brust­ring­trä­ger gegen Ros­tock und muss­ten am Ende auch run­ter. Ob man sich in der ers­ten Run­de also bla­miert oder einen Lan­des­li­gis­ten über den Hau­fen schießt, hat rela­tiv wenig Bedeu­tung für den Rest der Sai­son. Das gilt auch für den 1:0‑Auswärtssieg, den der VfB am Sonn­tag im Ost­see­sta­di­on fei­er­te, nach­dem Silas Waman­gi­tu­ka den Pfos­ten­tref­fer von Dani­el Dida­vi geis­tes­ge­gen­wär­tig ein­netz­te. Denn die wenigs­ten Bun­des­li­ga-Geg­ner wer­den ein Spiel so her­schen­ken wie Ros­tock in der ers­ten Halb­zeit.

Wataru Endo mit viel Licht, wie hier, aber auch Schatten.Bild: © Martin Rose/Getty Images
Wata­ru Endo mit viel Licht, wie hier, aber auch Schatten.Bild: © Mar­tin Rose/Getty Images

Nur zwei Schüs­se gaben die Haus­her­ren in der ers­ten Halb­zeit ab, kei­ner von bei­den ging aufs Tor. Ansons­ten brach­ten sie außer aggres­si­vem Pres­sing, aus dem sich der VfB vor der Pau­se immer wie­der gut befrei­en konn­te, nicht viel zustan­de. Das lag auch an Wata­ru Endo, der im defen­si­ven Mit­tel­feld nicht nur über­all am Ball war, son­dern auch fünf sei­ner sie­ben Kopf­ball­du­el­le sowie elf von 16 Zwei­kämp­fen am Boden gewann und den Sieg­tref­fer mit einem klu­gen Pass auf Dani­el Dida­vi ein­lei­te­te. Auch Wal­de­mar Anton zeig­te sich defen­siv sta­bil gegen eine Ros­to­cker Offen­si­ve, die zu die­sem Zeit­punkt den 15maligen Tor­schüt­zen der Vor­sai­son, Ex-VfB-Spie­ler Pas­cal Brei­er, noch auf der Bank sit­zen hat­te.

VfB nutzt Räume und Chancen nicht

Dass Ros­tock offen­siv nichts zustan­de­brach­te, war das eine, auf der ande­ren Sei­te schaff­te der VfB es aber auch rela­tiv gut, ohne gro­ße Umwe­ge an den geg­ne­ri­schen 16er zu kom­men. Dort blieb er aber, vom Füh­rungs­tref­fer abge­se­hen, wech­sel­wei­se trotz des in der ers­ten Halb­zweit wachen Dida­vi im Zen­trum hän­gen, oder die bei­den Außen­bahn­spie­ler Rober­to Mas­si­mo und Silas Waman­gi­tu­ka ver­hed­der­ten sich, auch wenn der ein oder ande­re Ball doch zu Mit­tel­stür­mer Sasa Kalajd­zic durch­kam. Alles in allem aber gute Ansät­ze, denen nur im ent­schei­den­den Moment im letz­ten Spiel­drit­tel das Tem­po und die Prä­zi­si­on fehl­te.

Rostock blieb über 90 Minuten aggressiv. Bild: © imago
Ros­tock blieb über 90 Minu­ten aggres­siv. Bild: © ima­go

In der zwei­ten Halb­zeit hin­ge­gen wur­de die nach drei Auf­la­gen zum süd­west­nord­ost­deut­schen Klas­si­ker mutier­te Par­tie zum klas­si­schen Pokal­spiel. Ros­tock sah ein, dass weni­ger Tor­schüs­se auch nicht mehr Tore ein­brin­gen und lief den VfB noch aggres­si­ver an, der wie­der­um wur­de wacke­li­ger und lud die Ros­to­cker durch einen haar­sträu­ben­den Fehl­pass von Endo zum Gegen­tref­fer ein, den Gre­gor Kobel geschickt ver­hin­der­te. Logi­scher­wei­se erga­ben sich dadurch wie­der­um Kon­ter­mög­lich­kei­ten für die Brust­ring­trä­ger, die die­se aber — klas­sisch für den Pokal­fa­vo­ri­ten — leicht­fer­tig lie­gen lie­ßen. Zunächst Kalajd­zic mit einem Flug­kopf­ball nach einer guten Vor­la­ge des außer­or­dent­lich enga­gier­ten Cas­tro und am auf­se­hen­er­re­gends­ten sicher­lich der ein­ge­wech­sel­te Chur­li­nov, nach­dem der VfB die immer sich immer wei­te­re öff­nen­den Räu­me in der Mit­te erneut genutzt hat­te.

Verdienter Sieg weil richtige Einstellung

Unterm Strich stand, trotz vehe­men­ter Ros­to­cker Pro­tes­te nach einem ver­meint­li­chen Hand­spiel — das kei­nes war, aber man weiß ja nie, wie der Aus­le­gungs­wür­fel heu­te fällt — ein ver­dien­ter Aus­wärts­sieg des VfB. Zwar wackel­te die Mann­schaft nach der Pau­se bis­wei­len bedenk­lich, auch weil es dem Mit­tel­feld und ins­be­son­de­re Dani­el Dida­vi nicht gelang, für Ent­las­tung zu sor­gen. Und auch die Chan­cen­ver­wer­tung ist ein Pro­blem, dass wir erst­mal aus der zwei­ten Liga mit hoch neh­men. Auf der ande­ren Sei­te zeig­te die Mann­schaft erfreu­li­cher­wei­se mal wie­der die für ein sol­ches Spiel not­wen­di­ge Ein­stel­lung und nahm weder Geg­ner, noch Begeg­nung auf die leich­te Schul­ter.

Das ist viel­leicht auch das Ein­zi­ge was man aus der ers­ten Pokal­run­de für die kom­men­den Wochen mit­neh­men kann. Denn ent­ge­gen land­läu­fi­ger Mei­nung wäre ein Sieg in Mainz, womög­lich auch gegen Köln und Frei­burg für den Klas­sen­er­halt ganz prak­tisch. Ich habe nicht den Ein­druck, dass die Mann­schaft das anders sieht und des­halb kann ich auch mit die­sem Pokal­spiel gut leben.

In der Bun­des­li­ga ist dann hof­fent­lich Pas­cal Sten­zel wie­der an Bord, dem wir an die­ser Stel­le herz­lich zur Geburt sei­nes Kin­des gra­tu­lie­ren und der gegen sei­nen Ex-Ver­ein ger­ne direkt mal wie­der die nicht­exis­ten­te Defen­siv­ar­beit von Silas Waman­gi­tu­ka aus­bü­geln darf. Und nächs­te Sai­son hät­te ich dann ger­ne mal nen ande­ren Ver­ein als in der ers­ten Pokal­run­de. Hof­fent­lich auch ohne de fac­to igno­rier­tes Hygie­ne­kon­zept.

Titel­bild: © ima­go

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