Das Sicherheit-Risiko

Der VfB ver­liert mit dem Spiel in Hof­fen­heim das ach­te von neun Aus­wärts­spie­len in der Hin­run­de. Neben bit­te­ren Ver­let­zun­gen ist auch die Zöger­lich­keit von Mann­schaft und Trai­ner schuld.

Die eng­li­sche Woche ver­langt es, dass ich den Spiel­be­richt direkt nach Abpfiff des Spiels schrei­be, wäh­rend im Fern­se­hen noch die Kon­fe­renz läuft, die dar­über ent­schei­det, wo der VfB nach die­sem Spiel­tag steht. Sel­ber konn­ten die Brust­ring­trä­ger dies­mal lei­der nichts zu einer posi­ti­ven Ver­än­de­rung im Tableau bei­tra­gen. Denn nach­dem die Offen­si­ve durch zwei ärger­li­che Ver­let­zun­gen geschwächt wur­de, ent­schied man sich irgend­wann kol­lek­tiv, den Ver­such zu star­ten, aus­wärts auf 0:0 zu spie­len.

The return of the Slapstick

Wer die VfB-Defen­si­ve kennt, weiß, dass das nur schief­ge­hen kann. Dies­mal war es kein von Pavard ver­ur­sach­ter Elf­me­ter, son­dern eine Slap­stick-Akti­on von Emi­lia­no Insua, für die ich auch nicht den Kör­per­kon­takt als Aus­re­de gel­ten las­se, die den Hof­fen­hei­mern den Sieg­tref­fer schenk­te. Wie die schlaf­müt­zi­ge Abwehr in Bre­men. Wie Dani­el Gin­c­zek in Frank­furt. Hier wird schon wie­der das Pro­blem deut­lich, wel­ches ich hier in Dau­er­schlei­fe wie­der­ho­le:  Gegen eine Mann­schaft wie Hof­fen­heim kann man nicht mit drei Punk­ten rech­nen. Dafür muss man sie woan­ders holen. Und wenn man sie woan­ders nicht holt, dann muss man halt doch schau­en, dass man sie in einem Spiel wie die­sem holt.

Das sah eigent­lich auch zunächst gut aus. Der VfB trat mutig auf, stand hin­ten über­wie­gend sicher und stör­te die Gast­ge­ber teil­wei­se schon an der eige­nen Grund­li­nie. Ein durch­aus ver­dien­tes 0:0 zur Pau­se also. War­um man aber dann, obwohl man wei­ter­hin elf Spie­ler auf dem Platz hat­te, den Mann­schafts­bus vorm eige­nen Straf­raum par­ken muss­te, erschließt sich mir über­haupt nicht. Wenn man schon einen Stür­mer ohne Ball­kon­trol­le vor­ne drin hat, wie­so ver­su­che ich dann auf Kon­ter zu spie­len? Und war­um spie­le ich die Kon­ter dann nicht ver­nünf­tig aus.

Warum nicht noch ein Stürmer?

Die Mann­schaft muss sich fra­gen, was in der zwei­ten Halb­zeit die Spiel­idee gewe­sen sein soll. Denn es war mit Sicher­heit nicht die Idee von Han­nes Wolf, den Ball im Zwei­fel quer oder zurück zu spie­len. Da fehlt es ein­fach teil­wei­se an der Spiel­in­tel­li­genz und der Gedan­ken­fri­sche und der Ball geht halt nicht in den sich bie­ten­den Raum nach vor­ne son­dern zurück in die eige­ne Hälf­te. Was sich Wolf aber vor­hal­ten las­sen muss, ist sein drit­ter Wech­sel. Dass du vor­her Stür­mer für Stür­mer bringst, ist sinn­voll. Dass er Asa­no und Bre­ka­lo rein bringt und nicht Terod­de, ist Geschmacks­sa­che. Aber wie kann man den beim Stand von 0:0 einen Stür­mer auf der Bank las­sen?

Denn aus Erfah­rung wis­sen wir doch, dass irgend­wer beim VfB immer pennt (sie­he oben). War­um dann nicht ein­fach mal die Chan­ce ins Auge neh­men, mit einem wei­te­ren Stür­mer für Özcan doch noch irgend­wie einen Lucky Punch zu set­zen. Statt­des­sen kommt mit Den­nis Aogo das per­so­ni­fi­zier­te gehal­te­ne Unent­schie­den auf den Platz. Und es funk­tio­niert doch nicht.

Jetzt schon an die Rückrunde denken

Bei allem Zweck­op­ti­mis­mus: Die Hin­run­de ist gelau­fen und der VfB spielt aus­wärts wie ein, ja, wie ein Abstei­ger: Bemüht, dem Geg­ner Lob und Respekt abnö­ti­gend, aber trotz­dem inef­fi­zi­ent und mut­los. Und ja, es wird Abstiegs­kampf bis zum letz­ten Spiel­tag und ja, mehr soll­ten wir als Auf­stei­ger auch nicht erwar­ten. Aber wir brau­chen uns die Situa­ti­on auch nicht schön­re­den. Wir haben in der bis­he­ri­gen Sai­son ein­fach zu vie­le Punk­te leicht­fer­tig lie­gen gelas­sen.

Und schließ­lich müs­sen wir in einem hal­ben Jahr zum Schluss noch­mal gegen die glei­chen drei Geg­ner antre­ten wie im Dezem­ber. Nur dies­mal zwei­mal aus­wärts. Das bedeu­tet, wir haben, rech­nen wir das Streich­ergeb­nis am Sams­tag mal raus, noch 14 Spie­le, um genug Punk­te für den Klas­sen­er­halt zu sam­meln. Da kön­nen wir uns so Din­ger wie in der Hin­run­de kaum noch leis­ten.

Es muss jetzt also drin­gend was pas­sie­ren beim VfB. Das heißt für mich nicht Wolf ent­las­sen oder Terod­de ver­kau­fen. Nein, das heißt, dass man nach einer Halb­se­rie ana­ly­siert, wor­an es hapert und sich für die Rück­run­de eine Spiel­idee über­legt, mit der es bes­ser lau­fen kann und dann die ent­spre­chen­den Spie­ler dafür ver­pflich­tet. Wenn schon “Ja zum Erfolg”, dann aber bit­te rich­tig. Dann muss Resch­ke bewei­sen, dass er sei­nen Ruf zurecht hat, selbst wenn der Markt im Win­ter schwie­rig ist.  “Kann man machen”-Transfers wie Beck und Aogo sind dann nicht mehr drin.

Wenigstens probieren!

Was in der Rück­run­de auch nicht mehr geht: Der Sicher­heits-Fuß­ball. Es bringt ein­fach nichts. Ein Tor kas­sierst Du in die­ser Liga mit die­ser Mann­schaft sowie­so über kurz oder lang. Dass es bis­her kei­ne Klat­sche gab, liegt eben auch dar­an, dass man meist nur einen, aber nicht meh­re­re Feh­ler hin­ten macht. Nur ist der lei­der spiel­ent­schei­dend, wenn man vor­ne dar­auf war­tet, dass einer von den Quer­päs­sen irgend­wie den Weg ins Tor fin­det. Dann wirft man halt am Ende noch­mal einen Stür­mer rein. Wenn es dann wie heu­te wie­der ein­mal schief geht, hat man es wenigs­tens pro­biert.

Also. Lasst uns kurz über die­ses Spiel abkot­zen, das Bay­ern-Spiel irgend­wie rum­brin­gen und dann, ohne die­sen hirn­lo­sen Trai­ner-raus-Beiß­re­flex, dar­an arbei­ten, dass uns die zwei­te Liga nicht wie­der sieht.

Bild: Wikipedia/Atlan­tic Trai­ning unter CC BY-SA 3.0

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