Danke, Mario! — Eine Liebeserklärung an einen wahren Führungsspieler

Lie­ber Mario,

Ich war das ers­te Mal im Sta­di­on, als du in dei­ner Blü­te­zeit warst. Bei mei­nem ers­ten Spiel hast du zwar nicht ins rich­ti­ge Tor getrof­fen, das hat mei­ner Bewun­de­rung aber kei­nen Abbruch getan. Du und Tho­mas, ihr wart mei­ne abso­lu­ten Lieb­lings­spie­ler, ich habe dei­nen Jubel nach jedem Tor auf dem Bolz­platz in der Schul­pau­se zele­briert. Heu­te hast du dein letz­tes Spiel für mei­nen Ver­ein.

Bei vie­len Spie­lern ver­blasst das Idol, wenn man älter wird und erwach­sen. Bei Dir war das nie so. Du hast zwar spä­ter für den völ­lig fal­schen Ver­ein gekickt, aber bei Dir war ich mir immer sicher: Du bist einer der Guten. Ich habe für Dich in der Natio­nal­mann­schaft geju­belt, wo es lei­der nie so gelau­fen ist wie beim VfB. Am Sonn­tag wirst du dein 230. Spiel für den VfB absol­viert haben. Es wäre toll, wenn Du noch vier Buden machst, damit da nicht die Bau­ern auf Platz 1 dei­ner Tore ste­hen (113 vs. 109). Das ist mir aber gar nicht mal so wich­tig.

Wich­ti­ger ist mir, wie du Dir für mei­nen Ver­ein immer den Arsch auf­ge­ris­sen hast, wie Du Dich immer in den Dienst der Mann­schaft gestellt hast. Wie Du Dich nie öffent­lich über den Trai­ner beschwert hast, wie Du jun­gen Spie­ler gezeigt hast, wo es lang­geht. Über Dich hat nie jemand was schlech­tes gesagt. Das gibt’s nicht oft im Fuß­ball, aber du bist mir nie arro­gant auf­ge­fal­len. Wenn, dann hat­test Du ehr­li­che Streits mit dem „Arsch­loch“ Maik Franz und kei­nen Stress wegen Gold­steaks und teu­ren Autos. Für mich bist Du ein ehr­li­cher, net­ter Kerl, der bes­ser Fuß­ball spielt als so vie­le ande­re.

Dein Spie­ler­typ wird heu­te nicht mehr so oft gefragt, heißt es. So ein Quatsch. Solan­ge Du Tore geschos­sen hast, wur­de die Mann­schaft um dich her­um auf­ge­baut, so dass die ande­ren Spie­ler­ty­pen auf dich zuge­schnit­ten waren. Denn wer Tore schießt, des­sen Spie­ler­typ ist immer gefragt. Lei­der waren es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren nicht mehr ganz so vie­le. Den­noch freue ich mich wirk­lich von Her­zen, dass du zum VfB zurück­ge­kom­men bist. Dass Du noch­mal für mei­nen Ver­ein gespielt hast. Dass Du gezeigt hast, wie es ist, ein Mus­ter­pro­fi zu sein. Da kön­nen sich auch jetzt noch eine Men­ge Kol­le­gen eine Schei­be abschnei­den.

Vom SSV Ulm in die Stutt­gar­ter Jugend gewech­selt, dem Ver­ein so lan­ge die Treue gehal­ten und mit mei­nem VfB Meis­ter gewor­den, das wer­de ich Dir nie ver­ges­sen. Es gibt in mei­nem Her­zen viel Platz für Spie­ler wie Dich, Tho­mas, Sami, Cacau und Fer­nan­do. Ihr alle wer­det immer etwas ganz Beson­de­res für mich sein.

Du hast einen Coro­na-Abschied nicht ver­dient. Du hast Legen­den­sta­tus in Stutt­gart. Das Getue um „Le Gen­te“ ist nichts im Ver­gleich zu dem Sta­tus, den Du für die­se Stadt, die­sen Ver­ein hast. Bleib dem Ver­ein treu — nur viel­leicht nicht als Spie­ler­be­ra­ter. 😉

Was für Dich ange­mes­sen wäre, sind Stan­ding Ova­tions. Eine Ehren­run­de, wenn Du in der 75. Minu­te aus­ge­wech­selt wirst. Trä­nen der Rüh­rung und des Abschieds. Viel­leicht sogar eine Cho­reo. Ganz vie­le Tri­kots mit Dei­nem Namen drauf im Sta­di­on. Bit­te kein komi­scher Film wie ihn ein Schwein­stei­ger hat pro­du­zie­ren las­sen. Ein Best-of Dei­ner Tore für den VfB wird mich auch zu Trä­nen rüh­ren, da bin ich mir jetzt schon sicher.

Dein Fan,
Max

P.S.: Wel­ches Video wäre wohl län­ger? „Alle Tore, die Mario weder mit Kopf noch Fuß erzielt hat“ oder „Die schöns­ten Abseit­s­to­re des Mario Gomez’“?

Titel­bild:  © Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images

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