Für die Rückrunde gerüstet?

Die Win­ter­pau­se des VfB ist so gut wie vor­bei. Hin­ter den Brust­ring­trä­gern liegt ein Trai­nings­la­ger im tür­ki­schen Belek, vier Test­spie­le und eine Trans­fer­pe­ri­ode, die bis­her noch nicht den Erwar­tun­gen ent­spricht. Was bedeu­tet das für die Rück­run­de?Die Test­spie­le, die der VfB in Belek und nach der Rück­kehr nach Stutt­gart in den ver­gan­ge­nen Wochen absol­viert hat, las­sen dabei noch die wenigs­ten Rück­schlüs­se auf den wei­te­ren Sai­son­ver­lauf zu. Der VfB dreh­te zunächst ein Spiel gegen Anta­ly­aspor zu einem 2:1‑Sieg, spiel­te dann 0:0 gegen Bochum, gewann gegen Han­no­ver 2:0 und ver­lor zum Abschluss ein Test­spiel gegen Dritt­li­gist Würz­bur­ger Kickers. Mit zwei Sie­gen, einem Unent­schie­den und einer Nie­der­la­ge also eine eher gemisch­te Bilanz, zumal die Geg­ner zum einen der 12. der tür­ki­schen Süper Lig zum ande­ren zweit- und dritt­klas­si­ge deut­sche Ver­ei­ne waren. Spä­tes­tens nach dem Test­spiel gegen Man­ches­ter City soll­te aber jedem klar sein, wel­che Aus­sa­ge­kraft Test­s­spie­le haben.

Großkreutz, das kontroverse Mentalitätsmonster

Die Win­ter­pau­se ist aber natür­lich nicht nur die Zeit der Kurz­trai­nings­la­ger in Schur­ken­staa­ten und ande­ren war­men Län­dern, son­dern auch der Trans­fers der­je­ni­gen Ver­ei­ne, denen wich­ti­ge Spie­ler im Lau­fe der Hin­run­de aus­ge­fal­len sind, oder die es ver­säumt haben, die Mann­schaft im Som­mer aus­rei­chend zu ver­stär­ken. Der VfB zählt die­ses Mal — wie schon die letz­ten Jah­re — zur zwei­ten Kate­go­rie. Neben dem Leih­stür­mer Artem Kra­vets, der im Test­spiel gegen Würz­burg immer­hin traf, hol­te sich der VfB wie schon 2015 wie­der einen Spie­ler mit Kult­fak­tor: Kevin Groß­kreutz.

Großkreutz könnte der Mannschaft weiterhelfen. Bild: © VfB-exklusiv.de
Groß­kreutz könn­te der Mann­schaft wei­ter­hel­fen. Bild: © VfB-exklusiv.de

In der Tat schei­nen Serey Dié, Win­ter­trans­fer des Jah­res 2015, und Groß­kreutz so gut zusam­men zu pas­sen, dass sie im Trai­nings­la­ger gleich zuein­an­der fan­den. Und so wie Dié könn­te Groß­kreutz der Mann­schaft, die in der Hin­run­de größ­ten­teils eher durch Mit‑, Weg- oder in Kon­ter lau­fen auf­fiel, einen wich­ti­gen Impuls ver­schaf­fen. Er mag, wir haben es bereits im Pod­cast ange­spro­chen, kon­tro­vers sein, aber ich habe nicht das Gefühl, dass er einer ist, der sich ver­steckt und Punkt­ver­lust nach Punkt­ver­lust unbe­rührt über sich erge­hen lässt. Mag sein, dass die heu­te von Jogi Löw geäu­ßer­te Kri­tik (nach­zu­le­sen in den Stutt­gar­ter Nach­rich­ten), Groß­kreutz habe sich in Istan­bul nicht pro­fes­sio­nell ver­hal­ten und sei jedes Wochen­en­de nach Deutsch­land gereist, berech­tigt ist. Im Nach­hin­ein war der Wech­sel in die Tür­kei wohl ein­fach nicht das rich­ti­ge für Groß­kreutz. Ist aber auch nicht schlimm. Der VfB braucht kei­nen wei­te­ren Chef­di­plo­ma­ten, son­dern einen Chef auf dem Platz, der die Mann­schaft antreibt.

“…und kommen Sie mir nicht mit Georg Niedermeier”

Einen wei­te­ren Chef benö­ti­gen die Brust­ring­trä­ger drin­gend in der Abwehr. An die­ser Stel­le schon mehr­fach dis­ku­tiert, ist die­ser Pos­ten qua­si seit dem Abgang von Ser­dar Tasci vakant. In den dar­auf fol­gen­den Trans­fer­fens­tern ver­such­te der VfB erfolg­los, die­se Lücke zu schlie­ßen. So wuchs und wächst der Lei­dens­druck, der mit dem bestehen­den Per­so­nal nur bedingt zu mil­dern ist: Georg Nie­der­mei­er war schon vor Zor­ni­ger nicht der unum­strit­te­ne und vor allem feh­ler­freie Stamm­spie­ler, zu dem er unter Kram­ny sti­li­siert wur­de. Schenkt man die­sem Arti­kel der Stutt­gar­ter Nach­rich­ten Glau­ben, dann wird jedoch momen­tan nur noch aus­ge­kno­belt, wer in den nächs­ten Spie­len neben Nie­der­mei­er auf­lau­fen darf. Zur Wahl ste­hen, wenig über­ra­schend, Timo Baum­gartl und, sehr über­ra­schend: Dani­el Schwa­ab.

Soll­te das so stim­men, lässt es eini­ge Schlüs­se zu:

  1. Adam Hlou­seks Innen­ver­tei­di­ger­kar­rie­re ist defi­ni­tiv been­det. Aber er hat sich ja eh schon für die ers­te Rei­he in der Cannstat­ter Kur­ve bewor­ben.
  2. Toni Sun­jic, der in Köln nach sei­ner gelb-roten Kar­te gegen Wolfs­burg gesperrt ist, ist in der Innen­ver­tei­di­gung offen­bar so ungern sehen, dass man
  3.  dort sogar Dani­el Schwa­ab ein­set­zen wür­de, der nun auch nicht gera­de ein Aus­bund an defen­si­ver Sta­bi­li­tät, aber anschei­nend etwas ande­res ist: In sei­ner Mit­tel­mä­ßig­keit sehr varia­bel.
Georg Niedermeier ist unter Kramny gesetzt. Bild © VfB-exklusiv.de
Georg Nie­der­mei­er ist unter Kram­ny gesetzt. Bild © VfB-exklusiv.de

Nun ist Georg Nie­der­mei­er, das haben die ver­gan­ge­nen Jah­re bewie­sen, sel­ber so defen­siv so feh­ler­an­fäl­lig, dass im Zwei­fels­fall doch wie­der ein Timo Baum­gartl die Koh­len aus dem Feu­er holen müss­te. Das möch­te man dem Jun­gen nun wirk­lich nicht zumu­ten. Und, um zurück zum Aus­gangs­punkt zu kom­men: Ein Füh­rungs­spie­ler, ein Abwehr­chef, wie immer man es nen­nen mag, ist kei­ner die­ser Spie­ler.

Ob bis zur Dead­line am 31. Janu­ar noch jemand kommt, bleibt frag­lich. Nicht nur, dass jetzt mit Schal­ke auch ein Ver­ein auf der Suche nach einem Innen­ver­tei­di­ger ist, der finan­zi­ell poten­ter und sport­lich attrak­ti­ver ist (nach­zu­le­sen im kicker). Dem VfB fehlt anschei­nend auch schlicht­weg das Geld um einen Spie­ler des gewünsch­ten For­mats zu ver­pflich­ten. So gab auch Robin Dutt heu­te bekannt, man wer­de für einen Innen­ver­tei­di­ger “kei­ne Mond­prei­se” zah­len. Das ist sicher­lich nach­voll­zieh­bar, der Ver­ti­kal­pass weist aber zurecht dar­auf­hin, dass Augs­burg auch in der Lage ist, den Kapi­tän eines hol­län­di­schen Erst­li­gis­ten zu ver­pflich­ten, der ja qua Amt allei­ne höchst­wahr­schein­lich schon eine gewis­se Füh­rungs­qua­li­tät hat.

Die Weichen werden gestellt

Was bedeu­tet das alles also für die am Wochen­en­de mit einem Aus­wärts­spiel bei Angst­geg­ner Köln begin­nen­de Rück­run­de? Die nach wie vor feh­len­de Sta­bi­li­tät in der Innen­ver­tei­di­gung, soll­te kein Spie­ler mehr kom­men, wird dem VfB schwer zu schaf­fen machen. Da der VfB offen­siv zunächst auch wei­ter­hin kei­ne Bäu­me aus­rei­ßen wird, ist er vor allem auf eine siche­re Abwehr ange­wie­sen, die auch einem Sturm­lauf einer Spit­zen­mann­schaft in dem Maße stand hält, dass der VfB dort viel­leicht durch Kon­ter zum Erfolg kom­men kann — wie unlängst gegen Wolfs­burg gese­hen.

Aber auch gegen die direk­ten Kon­kur­ren­ten darf man sich, gera­de gegen Ende der Sai­son in der hit­zi­gen Pha­se des Abstiegs­kampfs, kei­ne halb­ga­ren Zwei­kämp­fe und kei­ne Leicht­sinns­feh­ler erlau­ben, möch­te man die Klas­se hal­ten. Ich glau­be nicht, dass das Enga­ge­ment eines Kevin Groß­kreutz die Schwä­chen in der Abwehr, gera­de im spie­le­ri­schen Bereich, so ein­fach über­tün­chen kann.

In den nächs­ten 11 Tagen wer­den die Wei­chen gestellt. Es liegt jetzt an Robin Dutt, in wel­che Rich­tung der VfB durch die Rück­run­de fährt.

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