Der VfB spielt beim FSV Mainz 05 0:0, seitdem richten es sich alle so ein bißchen bequem ein. Man stehe zwar auf dem letzten Tabellenplatz, aber irgendwie werde bestimmt alles besser. Warum das Unentschieden nur die nächste Episode auf dem Weg nach unten ist.Natürlich: Die Zeiten, in denen man als VfB-Fan mit einem locker-flockigen Auswärtssieg in Mainz rechnen konnte, sind lange vorbei. Waren es in den letzten Jahren vor allem die Schiedsrichter, die einem am Rhein das Leben schwer machte, war es diesmal wieder die Mischung aus nicht nachvollziehbaren Auswechslungen durch Jürgen Kramny und nicht nachvollziehbaren Leistungsabfällen und Motivationsschwächen seitens der Spieler.
Hinten ruhig, vorne leider auch
Bevor man aber das Spiel nun in den größeren Kontext des Abstiegskampfes einordnen kann, muss man sich zunächst anschauen, warum es auch in Mainz nicht für drei Punkte reichte. Man stand defensiv einigermaßen sicher, das ging allerdings auf Kosten der Offensive. Erneut wurde Timo Werner vorne allein gelassen, bis auf wenige Ausnahmen tauchte der VfB offensiv nicht wirklich gefährlich auf. Das liegt zum Einen daran, dass man beim VfB den schnellen Gegenangriffen nach gegnerischen Ballverlusten wieder vollends abgeschworen hat. Das Konterspiel war schon in den letzten Jahren keine Stärke der Brustringträger. Auch in Mainz rückte keiner auf, als der Ball plötzlich in die eigenen Reihen kam. So schoss man einmal den eigenen Stürmer und einmal den Pfosten an.
Wenig hilfreich war es da auch, den schwachen und unmotivierten Kostic, der weder nach hinten, noch nach vorne viel veranstalten wollte, durch Adam Hlousek zu ersetzen. Der Tscheche hat in seiner bisherigen VfB-Karriere schon bewiesen, dass er weder ein Außen‑, noch ein Innenverteidiger ist. Wenig überraschend taugt er auch als linker Flügelspieler nicht viel, wie seine Flanke ins Aus bewies. Auch die Auswechslung von Serey Dié brachte wenig Wirkung. Dié glänzt schon seit einer Weile eher mit Abspielfehlern als mit Ballgewinnen, am Freitagabend wurde er durch Robbie Kruse ersetzt, der die Zweikampfquote von Gentner in Dortmund durch sein völlig körperloses Spiel noch unterbot. So plätscherte das Spiel also vor sich hin und im Gästeblock wartete man nur darauf, dass der VfB sich so weit einlullen ließe, bis der Gegner doch noch zum Siegtreffer komme. Dass am Ende auf keiner Seite ein Treffer stand, war unter anderem auch Alexandru Maxim zu verdanken der sich, als er in der 90. Minute für Boris Tashchy ausgewechselt wurde, noch einmal richtig Gästeblock drehte und diesem applaudierte. So brachte die VfB-Mannschaft den Punktverlust am Ende souverän über die Zeit und vermittelte anschließend in Interviews, vor allem in Person von Daniel Schwaab, das Gefühl, man sei damit nicht nur ganz zufrieden, sondern sogar stolz auf das Ergebnis.
Punktverlust?
Ja, Punktverlust. Der zweite in Folge. Denn mit dem Ergebnis kann eigentlich niemand beim VfB zufrieden sein. Hätte der VfB gegen Bremen über 90 Minuten mitgespielt und gewonnen, hätte man ein Unentschieden in Mainz verkraften können. Da der Mannschaft gegen Werder aber ein Punkt anscheinend zum Glücklichsein reichte, mussten gegen Mainz drei Punkte her, wollte man nicht mit 11 oder 12 Punkten und womöglich auf dem letzten Tabellenplatz in die Winterpause gehen. Jetzt sind es 12 Punkte und dank dem Sieg Hoppenheims gegen Hannover wird man angesichts des kommenden Gegners aus Wolfsburg mit der roten Laterne unterm Weihnachtsbaum sitzen. Auch in diesem Spiel tat die Mannschaft nicht alles, um das Punktekonto aufzustocken. Sicherlich hätte sie sich dafür gegen Mainz ein bißchen mehr strecken müssen, als gegen Bremen, aber dieser Druck war halt ein Ergebnis der Schlampigkeit der Vorwoche.
Mit den Ergebnissen und dem Auftreten auf dem Platz in den letzten Wochen haben die VfB-Spieler mittlerweile jegliche Nachsicht und jegliches Verständnis verspielt. Waren drei Punkte in Mainz unrealistisch? Vielleicht. Waren sie aufgrund der Tabellensituation und des Versagens gegen Bremen notwendig und man möchte sagen: alternativlos? Ja.
Geht der VfB den einfachen Weg?
Deswegen ist beim VfB immer noch nichts besser geworden. Man gibt Jürgen Kramny erstmal eine Jobgarantie bis Weihnachten, um sich auf der Suche nach einem Trainer ein wenig Zeit zu kaufen. Daniel Schwaab erzählt ernsthaft, die Art und Weise, in der man Punkte sammele sprechen für eine Weiterbeschäftigung des Interimstrainers. Selbst die Stuttgarter Zeitungen spielen mit und loben die Innenverteidigung, als käme es in der jetzigen Situation nur darauf an, möglichst wenig Tore zu kassieren. Womöglich bastelt man sich nach einem Erfolg im Pokal eine Miniserie aus drei Spielen ohne Niederlage zusammen. Und wer will es, so kurz vor Weihnachten, schon irgendwem im roten Brustring verdenken, wenn man gegen die Autohaus-Angestellten am Samstag den Kürzeren zieht?
Vielleicht kommt auch alles ganz anders und man findet im Winter endlich einen Trainer, der stärker ist als die Mannschaft und einen Innenverteidiger, der stärker ist als die jetzt zur Verfügung stehenden Alternativen. Nimmt man die bisher gemachten Erfahrungen jedoch als Grundlage für eine Prognose, dann wird wahrscheinlich Jürgen Kramny auch in Köln an der Seitenlinie stehen und einen weiteren Mittelklasse-Verteidiger vom Schlage Sunjics aufs Feld schicken. Und mittlerweile muss man wirklich fürchten, dass das Ganze auf einem der letzten drei Tabellenplätze endet. Vor allem weil die Mannschaft immer noch nicht begriffen hat, worum es geht. Und der Rest des Vereins ist nach den aufregenden und anstrengenden Zorniger-Wochen eifrig bemüht, es ihr in ihrer Wohlfühloase möglichst bequem zu machen.
Im Grunde seines Herzens hofft ja jeder VfB-Fan, dass der VfB endlich mal zur Ruhe und mit Konstanz, vor allem was das Personal angeht, wieder nach oben kommt. Leider hat er sich, wie im Sommer 2013, den falschen Zeitpunkt ausgesucht, um einfach so weiter zu machen.