Aber natürlich ist es nach dem 20. Spieltag noch zu früh, diesen Gesang ernst zu meinen. Auf der anderen Seite: Wer ein solches Spiel wie das 2:1 gegen Sandhausen auf eine solche Art und Weise gewinnt, der steigt am Ende auch auf.
Sicherlich muss man als VfB-Fan nach drei Siegen in Folge zum Rückrundenauftakt aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Dennoch könnte der Kurvengesang zur Melodie der Auld Lang Syne zur Hymne der Rückrunde werden. Denn nach dem dreckigen Sieg in Hamburg und dem verdienten Sieg gegen Düsseldorf errang der VfB gegen den Tabellensechsten einen klassischen Arbeitssieg. Sind die restlichen 14 Spiele also nun ein Spaziergang zurück in die erste Liga? Mitnichten. Hat der VfB die Mischung aus Qualität und Glück, um am Ende aufzusteigen? Auf jeden Fall.
Die Mischung macht’s
Was gehört zu dieser Mischung? Zum einen natürlich, dass die Abwehr der Gäste ungeschickt genug ist, die bis dato erfolglosen Angriffe der Brustringträger mit einem plumpen Foul an Carlos Mané zu krönen. Auch dass der VfB in dieser Saison einen Spieler in seinen Reihen hat, der solche Elfmeter einfach mal humorlos verwandelt, spielt da eine Rolle. Musste man sich in der Vergangenheit noch fragen, wem man denn in dieser labilen Mannschaft diese Bürde auferlegen soll, macht das dieses Jahr ganz selbstverständlich Simon Terodde mit seinem 13. Saisontreffer. Und natürlich kommt der Treffer zum — Achtung, Phrasenschwein — psychologisch günstigen Zeitpunkt direkt vor der Pause.
Zur Aufstiegsmischung gehört aber auch, dass Richard Sukuta-Pasu direkt nach seiner Einwechslung direkt von der Seitenlinie durchstarten darf, zwischen den ziemlich überraschten Timo Baumgartl und Kevin Großkreutz auftaucht und die Flanke seines Mitspielers völlig alleinstehend über die Linie drückt. Siehste, denkt man sich da als immer noch leicht pessimistischer Fan in der Kurve, Du nutzt Deine Chancen nicht und dann passiert sowas. Und es wird sogar noch schlimmer, denn Jean Zimmer scheint nicht mal in der Lage zu sein, den Ball allein vor dem Torwart im Tor unterzubringen.
Traumtor sorgt für Träumereien
Und dann kommt das 2:1. Das übrigens von Jean Zimmer eingeleitet wird, nach dem die Sandhäuser zuvor noch einen Freistoß abgewehrt haben. Zimmer bringt den Ball wieder rein, der landet bei Mané. Der wiederum kratzt den Ball mit der Fußspitze vom Luftraum über der Auslinie und in der Mitte steht dann wieder einmal, wie sollte es anders sein, Simon Terodde und erzielt ein Tor, aus dem Träume gemacht sind. Ok, ich übertreibe ein wenig. Aber ganz ehrlich: Ein Seitfallzieher direkt vor der Kurve zum Siegtreffer ist schon eine ziemlich geile Sache.
Natürlich ist es jetzt auch völlig legitim zu sagen: Der VfB tut sich weiterhin schwer. Hat gegen St. Pauli mehr Glück als Verstand, hätte Düsseldorf eigentlich abschießen müssen und gewinnt auch gegen Sandhausen nur in letzter Minute. Aber ich habe es schon in der Vorwoche gesagt: An Sandhausen ist nur die Einwohnerzahl und der Name klein. Die Gäste spielten extrem kompakt, wenn sie Chancen zuließen, war es der individuellen Qualität der VfB-Offensivspieler geschuldet. Natürlich muss der VfB auch solch einen Gegner schlagen, wenn er aufsteigen will. Aber das heißt nicht, dass es einfach ist.
Ein hilfreiches Polster
Nachdem Hannover am Montagabend gewonnen hat, verfügt der VfB nun über ein recht komfortables Fünf-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz. Das Polster ist auch dringend nötig, schließlich hält der Spielplan in den kommenden Wochen Gegner ganz ähnlichen Kalibers parat. Heidenheim und Braunschweig wollen den Anschluss
nach oben nicht verlieren, nur Kaiserslautern scheint etwas leichter zu besiegen als die anderen beiden Mannschaften. Aber auch hier ist weiter Wachsamkeit gefragt.
Und Anpassungen in der Aufstellung. Zum ersten Mal trat Hannes Wolf an diesem Sonntag mit der gleichen Mannschaft wie in der Vorwoche an, lediglich bei den Reservisten änderte sich etwas. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber ich hoffe, dass Florian Klein sich in dieser Woche für einen Platz in der Startelf anbietet, so wenig ich ihn persönlich nach der gemeinsamen Pressekonferenz mit Martin Harnik bei der österreichischen Nationalmannschaft leiden kann. Kevin Großkreutz, vor knapp noch einem Jahr noch sowas wie ein Impulsgeber in seiner zerfallenden Mannschaft, scheint spielerisch wie emotional nur noch ein Schatten seiner selbst.
Läuft es jetzt so weiter?
Denn die Gefahr besteht weiterhin, dass nicht doch die eine oder andere Mannschaft die noch vorhandenen Nachlässigkeiten der Mannschaft eiskalt ausnutzt. Das mussten wir bereits im Hinspiel gegen Heidenheim schmerzlich erfahren. Deswegen wäre es auch wünschenswert, dass Ebenezer Ofori möglichst bald in der Lage ist, sowohl Emiliano Insua, als auch Matthias Zimmermann, Anto Grgic und Christian Gentner im defensiven Mittelfeld unter Druck zu setzen. Nicht weil diese gegen Sandhausen außerordentlich schlecht gespielt hätten, aber einfach damit es sich keiner auf Platz 1 bequem macht.
Damit wir am letzten Spieltag zurecht die Auld Lang Syne intonieren können.