Der VfB rollt diese Saison Richtung Europa. Im Gegensatz zu manchem ICE muss er dabei in Wolfsburg halt machen. Dort erwartet man eine laufintensive Mannschaft — und einen angezählten Trainer.
Der VfB Stuttgart hat mit sieben Punkten aus den letzten drei Spielen recht gut gekocht. Doch das Auge isst bekanntlich mit und die Art und Weise wie wir gegen die abstiegsbedrohten Mainz 05, Darmstadt 98 und 1. FC Köln gespielt haben war ernüchternd. Die Kollegen vom Vertikalpass beispielsweise sprachen von hart erkämpften Arbeitssiegen oder vom „Fight Club“. Natürlich gab es Stimmen, die besorgt sind, weil man nicht besser gegen die Abstiegskandidaten performte. Doch die Sorgen sind meiner Ansicht nach nicht berechtigt. Denn schauen wir auf unser Spiel gegen Mainz 05 und wie die Leverkusener gegen den Vorletzten auftrat, so sieht man auch Parallelen. Klar, Mainz 05 verlor 2:1 – so wie gegen uns. Aber da war mehr Pech als Unvermögen dabei. Nein, die Spiele treiben mir keine Sorgenfalten ins Gesicht. Auch weil die Spiele an unsere Spiele gegen Topteams erinnern, als wir in der gleichen Lage wie die letzten Gegner waren. Hart gekämpft, doch am Ende hat es nicht gereicht. Abstiegskandidaten sind in der Regel gegen Ende der Saison eh immer etwas unangenehm zu bespielen. Was ihnen an Qualität fehlt, versuchen sie mit Kampf und Einsatz wettzumachen. Wie gesagt: So waren wir auch, mit meist glücklichem Ende am 34. Spieltag (oder in der Relegation).
Jetzt kommt mit Wolfsburg ein Gegner, für den die Saison gelaufen ist. Sie befinden sich auf Tabellenplatz 12, doch punktgleich mit den Teams bis auf Platz 15. Natürlich könnten die ambitionierten Wolfsburger durch eine Niederlage gegen uns auf Platz 15 fallen und so vielleicht nochmal in den Abstiegskampf rutschen, aber acht Punkte auf Rang 16 sind ein gutes Polster. Die Wölfe können froh sein, dass sie einen guten Saisonstart hatten. Denn seit dem Hinspiel im Neckarstadion ging es für die Wolfsburger stetig bergab. Mittlerweile ist ihr Trainer Niko Kovac angezählt. Für mich macht er den Eindruck, als sei da neben Tuchel und Terzic eine weitere Lame Duck in der Bundesliga. Gut genug, um die Saison noch zu Ende zu bringen, ehe es nach dem 34. Spieltag heißt „man trenne sich im Einvernehmen“.
Personalsituation
Die gute Nachricht: Deniz Undav ist wieder einsatzbereit. Ata Karazor musste zwar gegen Köln verletzt raus, wird aber nicht weiter ausfallen. Auch bei Nübel stehen die Zeichen auf Comeback. Die wahrscheinlich erfreulichste Nachricht ist das Trainingscomeback von Nartey. Einer, der diese Woche krank ausgefallen ist, war Trainer Sebastian Hoeneß. Er wird aber gegen Wolfsburg an der Seitenlinie stehen.
Mögliche Startaufstellung
Statt Jeong ist Undav wieder in der Starting 11. Mittelstädt darf wieder von Anfang an ran und verdrängt Rouault wieder auf die Bank. Undav rotiert von der 10 auf die Position neben Guirassy womit wir ein fluides 4–2‑3–1/4–4‑2 System haben.
Statistik
Statt wie üblich über die bisherige Bilanz zu philosophieren, möchte ich eine andere Statistik erwähnen. Der VfB hat seit der Einführung der 3‑Punkte-Regel noch nie soviele Punkte (47) nach 23 Spieltagen erspielt. Insgesamt konnte man nur in der Zweitligasaison 16/17 und in der Meistersaison 83/84 (umgerechnet auf das heutige System) mehr Punkte (48) erzielen. Mit 15 Siegen haben wir diese Spielzeit zusammen mit der Saison 16/17 die meisten Siege nach 23 Spieltagen in der Geschichte des VfBs. Sollten wir gegen Wolfsburg gewinnen, wäre die Saison sowohl was Siege als auch Punkte angeht die beste Saison nach 24 Spieltagen aller Zeiten. Zurück zum Wolfsburg-Spiel: In 49 Spielen ist die Bilanz relativ ausgeglichen (20 Siege, 7 Unentschieden, 22 Niederlagen). In Wolfsburg konnte der VfB dabei nur sechs Mal gewinnen. In den letzten 15 Gastauftritten konnten wir uns nur einmal gegen die Wölfe auswärts durchsetzen. Oft gewann der VfL, wie zum Beispiel letzte Saison, als man in letzter Minute noch das 3:2 erzielte. Wolfsburg ist in vielen Statistiken eine graue Maus der Liga — außer wenn es ums Laufen geht. Sie haben die zweitmeisten Sprints der Liga, sind die Nr. 1 der intensiven Läufe und haben die viertmeisten Kilometer erlaufen. Das ist mittlerweile ein Kryptonit für uns. Vier unserer sechs Niederlagen waren gegen Top-Ten- Teams, was Sprints angeht.
Fazit
Es wird wahrscheinlich ein ansehnlicheres Spiel als die letzten Drei. Trotzdem müssen wir aufpassen, dass wir nicht in die Konterfalle der Wölfe laufen. Wolfsburg war in der Vergangenheit kein Ort, den wir gern besucht haben, Zeit das zu ändern.
Titelbild: © Stuart Franklin/Getty Images